Rottenburger Kinderchorbuch zum Gotteslob, München: Strube Verlag 2015; Partitur: 136 S., 18,00 €, VS 6809; Chorbuch: 96 S., 8,00 € (Staffelpreis ab 10 Ex.), VS 6809/01
Es gibt Bücher, bei denen man bereits nach
einigen Seiten Lesen merkt: Titel und Inhalt
stehen beziehungslos nebeneinander und
man wird sich bewusst, dass man (mal wieder)
einer werbewirksamen Mogelpackung
aufgesessen ist.
Daneben gibt es aber auch eine andere,
positive Form von „Mogelpackung“, bei der
sich hinter einem recht allgemeinen Titel
eine wahre Fülle an Inhalt auftut. Mit viel
Understatement im Titel – „Rottenburger
Kinderchorbuch zum Gotteslob“ – tun das
auch die Herausgeber dieser Begleitpublikation
zum „Gotteslob“. Das Buch bedient
sich einer mittlerweile auch in Deutschland
bekannten, aber in ihrer musikalischen
(und, wie sich zeigen wird, pastoralen)
Wirkungskraft immer noch unterschätzten
englisch-anglikanischen Praxis, des
sog. Descant, also dem Hinzukomponieren
einer Überstimme zur Melodie des Gemeindeliedes.
Dabei kann diese Stimme sowohl
von einem Kinderchor, einem gleichstimmig
singenden Erwachsenenchor, einem
Solo-Instrument oder durch eine Solo-Registrierung
der Orgel ausgeführt werden.
Den ausgewählten und z. T. nach oben
transponierten Liedern sind jeweils ein
kurzes Vorspiel und eine Orgelbegleitung
(und teilweise eine zusätzliche Instrumentalüberstimme)
beigegeben. Der pastorale
Zugewinn besteht in der Tatsache, dass mit
wenig musikalischem Aufwand verschiedene
Musikgruppen auf unkomplizierte
Weise gemeinsam mit der Gottesdienstgemeinde
musizieren können. Dem entgegen
kommt die Tatsache, dass sich die Auswahl
der ca. 80 bearbeiteten Lieder (zwei Drittel
aus dem Stammteil und ein Drittel aus dem
Eigenteil Freiburg-Rottenburg) nicht auf
„kindgemäße“ Lieder beschränkt, sondern
aus dem gesamten stilistischen Repertoire
des „Gotteslob“ schöpft.
Axel Simon, Trier