In keinem anderen Ort kann man so tief in die antike Welt der Römer eintauchen wie in Pompeji. Nach dem Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. werden Gebäude und Menschen unter einer Gesteins- und Ascheschicht begraben, die alles wie in einer Zeitkapsel konserviert. So bleiben auch die dreidimensionalen Formen der Leichen erhalten. Nun haben Forscher die DNA aus den Überresten von 14 Pompeji-Opfern nochmals überprüft und unter anderem die Geschlechtschromosomen analysiert. Die Ergebnisse widerlegen die bisherige Annahme, die Personen gehörten einer biologischen Familie an, die sich zum Todeszeitpunkt in den Häusern aufhielt.
So handelt es sich bei dem berühmten Abdruck von Mutter und Tochter um einen Mann mit einem nicht mit ihm verwandten, fünf bis sechs Jahre alten Jungen. Auch die zwei im selben Raum gefundenen Menschen, ein Mann und ein Jugendlicher, waren keine Verwandten. In anderen Häusern gewannen die Wissenschaftler Erkenntnisse, die beispielsweise widerlegen, dass Schmuck mit Weiblichkeit verknüpft sei und körperliche Nähe ein Indikator für biologische Verwandtschaft. Eine mit viel Gold behangene Leiche wurde als Mann identifiziert, der als eine Art Hausverwalter für eine Villa arbeitete. Den DNA-Analysen zufolge stammt er auch nicht aus der Region Pompeji. Ein Beweis, dass auch Pompejaner unterschiedlicher Herkunft unter einem Dach wohnten. Die untersuchten Toten waren häufig Einwanderer aus dem östlichen Mittelmeerraum und aus Nordafrika. In der Hafenstadt lebten also genetisch vielfältige Bevölkerungsgruppen eng zusammen.