Papst Leo hat wieder Urlaub in Castel Gandolfo gemacht. Die Castelgandofianer sind sehr froh darüber, weil die Präsenz der Päpste in dem Städtchen einen weltweiten Ruhm verliehen hat, der zu verblassen begann, als Papst Franziskus nicht mehr kam.
Ich selbst bin auch froh: Ein Papst, der auch mal Urlaub macht, gibt seinen Mitarbeitern und uns anderen kuriennahen Römern ein gutes Beispiel.
Vor einiger Zeit traf ich den neuen Rektor des Campo Santo. Diese uralte deutsche Institution im Vatikan hatte zuletzt eine eher bewegte Geschichte, mit mehreren Rektorenwechseln und einer längeren Vakanz in der Leitung. Jetzt ist ein neuer Rektor da, Prälat Klasvogt, der zuletzt in Schwerte tätig war. Auf ihn warten ein schönes Haus und ein großes Renovierungsprojekt, für das die Bundesregierung schon vor geraumer Zeit Mittel zur Verfügung gestellt hat, die ihrer Verwendung harren.
Kurz gesagt ist der Campo Santo ein deutscher Friedhof im Vatikan. In Wirklichkeit ist das alles etwas komplizierter: "deutsch" im Sinne des alten Reiches, sodass dort auch Niederländer, Österreicher und viele andere bestattet werden dürfen. "Friedhof" in der Tat, aber auch ein Priesterkolleg, eine Kirche, Sitz einer Bruderschaft und eines wissenschaftlichen Institutes. Und obwohl der Campo Santo nur vom Vatikan aus erreichbar ist, gilt er eigentlich als italienisches Staatsgebiet, das exterritorial ist.
Das wäre eigentlich nur ein rechtliches Kuriosum, aber 1943/44 war dieser komplizierte Status sehr hilfreich. Monsignore Hugh O'Flaherty, ein irischer Vatikanmitarbeiter, konnte während der deutschen Besatzung Roms über 6000 Menschen ins Ausland schleusen und so retten. Er hatte sein Quartier ausgerechnet im Campo Santo. Durch die eigenwilligen Rechtsverhältnisse und verschiedenen Zugänge zu dieser winzigen Enklave konnte er unerkannt und unentdeckt zwischen Vatikan und der besetzten Stadt hin- und hergehen.