Da sind die Nonnen von Goldenstein ausgebüxt aus ihrem Altenheim, haben Pforte und Tor ihres alten Klosters aufbrechen lassen und ein Signal gesetzt: Hier sind wir und wir weichen nicht.
Ihnen steht ein Kreis von Unterstützern bei, ehemalige Schülerinnen der drei Schulschwestern. Sie sind offenbar damals im Klosterunterricht nicht nur zu kritischen Christinnen erzogen worden, sondern auch zu Menschen, die Zivilcourage zeigen. Wo war kirchlicherseits die Wertschätzung dafür?
Krumme Reaktionen
Die mediale Aufmerksamkeit – gewünscht oder nicht – ist allerdings kein Shitstorm. Im Gegenteil: Die gesamte Welt schaut hin, nimmt Anteil an diesen Frauen, die es noch einmal wissen wollen.
Die Wärme einer ganzen Weltöffentlichkeit war da. Gratis. Doch die Mutter Kirche reagiert mit Nebelkerzen.
Aber wie reagieren die Kirchenautoritäten? Es handele sich hier um eine Frage des Rechts, genaugenommen des Kirchenrechts, sagen sie. Das sei "selbstverständlich" ganz klar. Auch eine menschliche, emotionale Komponente sehe man natürlich. Altern, das sei schwer, da brauche man Fingerspitzengefühl. Aber hallo. Doch diese Hostie war schon längst gebacken.
Die Wärme einer ganzen Weltöffentlichkeit war da. Gratis. Doch die Mutter Kirche reagiert mit Nebelkerzen: Die Öffentlichkeit sei "ahnungslos", die Schwestern bewegten sich längst schon jenseits ihrer Gelübde. Hä, war das eine Drohung? Oder mehr: Die Öffentlichkeit wisse nicht um die ganze Geschichte, Kontexte, Umstände; sie kenne nicht die "volle Wahrheit" – kurzum: Ihr kennt's Euch nicht aus. Hier gibt's nichts zu sehen, weil zu kompliziert. Mit dieser verstohlenen Hintergründigkeit versucht die Kirche übrigens oft Kritik abzuwehren.
Andere kommen mit Verschwörungstheorien ums Eck: Es handele sich um "Agitation", die Öffentlichkeit suche nur eine weitere Möglichkeit, die Mutter Kirche zu demütigen, zu verspotten, sich über sie zu erheben.
Die Arbeit von internationalen Journalistinnen und Journalisten, die mit eigenen Augen angereist waren, Interviews führten, recherchierten, nachfragten, umsichtig analysierten, erklärten Kirchenautoritäten kurzerhand zu "Inszenierungen."
Wie kann man so blind sein?
Nein, diese "Causa" ist nicht tragisch. Sie ist wunderschön. Doch das fällt in der panischen Rechthaberei von Verantwortlichen der Kirche schlicht unter den Tisch. Wie kann man so blind sein?
Die Verantwortlichen sehen in ihrer trotzigen Panik nichts anderes als eine Entgleisung, eine Panne, eine Bagatelle, eine Peinlichkeit.
Manche halten den Vorgang für "tragisch." Darin äußert sich institutionell eine kollektive Depression. Denn die Schwestern lächeln – und zwar auf jedem Bild, das an die Öffentlichkeit kommt. Doch die Verantwortlichen sehen in ihrer trotzigen Panik nichts anderes als eine Entgleisung, eine Panne, eine Bagatelle, eine Peinlichkeit.
Irgendjemand wird vielleicht einmal die Augen öffnen und sagen: Da sind drei Nonnen. Wir wissen nicht alles über sie. Sicher, manches ist verworren. Aber sie lächeln in jedem Bild. Und unzählige Menschen, die über sie berichteten, gingen von Goldenstein mit einem Lächeln nach Hause. Pfarren aus ganz Europa schreiben nach Goldenstein und wollen Fahrten zu den Schwestern ausrichten.
Was solche Menschen sehen an diesen Nonnen, das ist ihre sanfte Widerständigkeit, ihr anrührendes Antlitz, ihre stolze Vulnerabilität, ihre unwissende Kraft, so viel Mitgefühl hervorzurufen bei Millionen von Menschen weltweit für die Herausforderung des Alterns. Auch für jene, die behütet sind im Gebet. Welche Offenbarung könnte schöner, mächtiger, sagen wir es: herrlicher sein als diese drei Nonnen?