Der WochenrückblickZeitfrage

Nachrichten, die uns über Zeitdimensionen nachdenken lassen

Jetzt schon? Das war mein erster Gedanke, als ich zum ersten Mal in diesem Jahr an einem Stand für gebrannte Mandeln und einem Lautsprecher vorbeilief, aus dem die unverkennbare Weihnachtsmusik dudelte, die wohl auf allen Weihnachtsmärkten gespielt wird. Vielleicht lag es auch daran, dass das Wetter im Moment deutlich mehr an Herbstregen als an weißen Winter denken lässt, aber die Vorweihnachtsszeit hat mich in diesem Jahr wieder einmal überrascht. Sieben Meldungen der Woche, die manchmal ein Stück weit „aus der Zeit gefallen“ wirken.

1 | Oberndorf. Die österreichische „Stille Nacht Gesellschaft“ wurde eigens ins Leben gerufen, um das kulturelle Erbe rund um das bekannte Weihnachtslied zu bewahren und weiter zu erforschen. Aber auch hier hört man es nicht gern, wenn Stille Nacht, heilige Nacht! über Wochen in Dauerschleife erklingt. „Wir sind sehr darauf bedacht, dass das Lied nicht in der ganzen Adventszeit gespielt wird und uns beispielsweise in den Kaufhäusern berieselt, sondern dass es tatsächlich nur am Heiligen Abend gesungen wird“, sagte Vereinsvizepräsident Josef Bruckmoser auf domradio.de.

2 | Essen. Warum nicht die Adventszeit stattdessen nutzen, um kunstvoll handgeschriebene Briefe zu verfassen? Im Essener Domschatz wird im Dezember extra ein Workshop angeboten, um die Kunst des Briefeschreibens und -verzierens zu üben. Weil immer weniger mit der Hand geschrieben wird, ist das keine Selbstverständlichkeit mehr.

3 | Deutschland. Die Zeiten, in denen die Bibel mühsam per Hand abgeschrieben werden musste, sind zum Glück vorbei. Sonst wären solche Zahlen aber auch nicht zu stemmen: Die Basis-Bibel wurde in den fünf Jahre seit ihrem Erscheinen rund 500000-mal verkauft – und online millionenfach angeklickt. Die Übersetzung, die besonderen Wert auf klar verständliche Sprache und kurze Sätze legt, gehört damit inzwischen zu den meistgenutzten Bibelübersetzungen im deutschsprachigen Raum, wie die Deutsche Bibelgesellschaft mitteilte.

4 | Indien. Egal wie verständlich und einfach eine Bibel geschrieben ist – es gibt Fragen, die nach der Lektüre offenbleiben können. Zum Beispiel, was aus den „verlorenen Stämmen“ Israels geworden ist. Einer von ihnen soll jetzt in Indien wieder aufgetaucht sein. Insgesamt geht es um knapp 6000 Menschen, die in den nächsten Jahren nach Israel umsiedeln dürfen, wenn sie formell zum Judentum übertreten. Die Volksgruppe beruft sich auf den israelischen Stammvater Manasse, viele sind allerdings im Lauf der Zeit anderen Religionen beigetreten.

5 | Caracas. Erst „König der Juden“, jetzt „Chefkommandant von Venezuela“? Der südamerikanische Staatschef Nicolás Maduro hatte Jesus Christus vor Kurzem zum „Herrn und Besitzer“ seines Landes erklärt. Die venezolanische Bischofskonferenz kritisierte den Schritt als reine politische Strategie, um sich in den schwierigen diplomatischen Beziehungen zu den USA einen Vorteil zu erschleichen. Maduro hatte sich damit gebrüstet, dass US-amerikanische Soldaten es „weder jetzt noch in Zukunft“ wagen würden, gegen ein Land unter der Führung Christi vorzugehen.

6 | USA. Mehrere amerikanische Gefängnisseelsorger verklagen Donald Trump. In seinem Eifer, möglichst viele illegale Einwanderer abzuschieben, waren Inhaftierten regelmäßig Seelsorge und Sakramente verwehrt worden. Sicherheitskräfte hatten Priester davon abgehalten, den Häftlingen die Eucharistie zu bringen. Die Kläger sehen darin eine unzulässige Einschränkung der Religionsfreiheit.

7 | Österreich. Vom „mächtigsten Mann der Welt“ zu einer Frau, die in Zukunft viel zu sagen haben wird: Mit der Wiener Dominikanerin Franziska Madl hat die Österreichische Ordenskonferenz erstmals eine Nonne zur Vorsitzenden gewählt. Madl bezeichnete ihre Wahl als Zeichen für die „sehr gute Zusammenarbeit“ zwischen Ordensfrauen und -männern.

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