Katholischer MedienpreisWo bleibt der Glaube?

Erneut wurden mit dem Katholischen Medienpreis sozialkritische und politische Beiträge ausgezeichnet. Aber verlangt das spezifisch christliche Profil nicht auch religiöse Themen im engeren Sinn?

Dieser Kommentar braucht ausnahmsweise vier längere Vorbemerkungen. Die erste ist der herzliche Glückwunsch an die Gewinnerin und die Gewinner des Katholischen Medienpreises: Volker Heise (für den Hauptpreis), Nico Schnurr und Dominik Stawski (in der Kategorie Print), Nadine Thielen (Audio) und Sascha Gröhl (Sonderpreis). Die Kollegin und die Kollegen haben die Auszeichnung völlig zu Recht erhalten. Was sie abgeliefert haben, sind starke Stücke Journalismus.

Der zweite Hinweis: CHRIST IN DER GEGENWART hat in diesem Jahr nichts eingereicht. Von daher sind die folgenden kritischen Anfragen auch nicht aus Groll motiviert, dass wir bei der Preisvergabe leer ausgegangen sind. Schon gar kein Neid (das wäre ja eine „Todsünde“!) oder ein Nicht-gönnen-Können findet hier seinen Ausdruck.

Die dritte Kautel zielt auf etwas Grundsätzliches ab. Selbstverständlich bin auch ich der Überzeugung, dass Christsein und auch Katholischsein immer eine politische Dimension hat. Um es mit Papst Leo zu sagen: „Man kann nicht beten und Opfer darbringen, während man die Schwächsten und Ärmsten unterdrückt“ (vgl. S. 3). Unser Glaube muss konkret werden. Bete und arbeite! Mystik und Politik. „An ihren Taten werdet ihr sie erkennen ...“ (vgl. Mt 7,20).

Und das Letzte: Christsein spielt sich nicht in einer Sonderwelt ab. „Kirche und Reich Gottes sind nicht deckungsgleich“, hat es der Würzburger Theologe Burkhard Hose einmal formuliert. Das bedeutet im Umkehrschluss: Nicht nur die Dinge, die unter „christlicher Flagge“ segeln, müssen uns als Christinnen und Christen wichtig sein. Deshalb ist es gut, wenn wir auch das würdigen, was jenseits des Binnenraums Kirche wächst – wir müssen da kein christliches Etikett draufkleben.

Und obwohl bzw. weil das alles gilt und richtig ist, frage ich mich: Hat der Katholische Medienpreis eine Färbung, die es wahrzunehmen gilt? Wenn ich mir die Liste der ausgezeichneten Arbeiten aus den vergangenen Jahren anschaue, sehe ich vor allem engagierte, aufwändig gemachte sozialkritische Reportagen und politische Recherchen. Aktuell etwa über das sogenannte Potsdamer Treffen rechts- extremer Aktivisten oder über den Alltag auf einer Kinderintensivstation. Noch einmal: Das ist unendlich wichtig und ureigenste Aufgabe des Journalismus. Aber das bedeutet doch nicht, dass man sich beim Katholischen Medienpreis allein darauf konzentrieren muss. Ist es abwegig zu fragen, ob bei einer christlichen Auszeichnung nicht auch religiöse Themen im engeren Sinn vorkommen sollten?

Es kann mir keiner erzählen, dass es in diesem Bereich nichts Gutes und Kreatives gibt. Wir selber bemühen uns Woche für Woche, mit originellen Ideen und Formaten am Start zu sein. Und – in aller Bescheidenheit – ich glaube schon, dass uns das immer wieder gelingt, etwa mit den „Heiligen Momenten“ (vgl. S. 8), der Diskussion „Langweiliger Texte aus der Bibel“ (vgl. S. 7), mit unserem Podcast Vom Großen und Ganzen und unserem neuen Magazin weit!. Die Kolleginnen und Kollegen anderer Redaktionen schaffen das ebenso.

Ich finde, es wäre eine vergebene Chance, würde der Katholische Medienpreis die religiöse Dimension nicht stärker berücksichtigen. Er verlöre ein Stück weit sein Proprium. Auszeichnungen für gut gemachten Journalismus allein gibt es schon genug.

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