Wer glaubt, dass er selbst niemals auf mit Künstlicher Intelligenz erstellte Fakes hereinfallen würde, hat vielleicht einfach noch nicht gesehen, wie täuschend echt heute gefälscht werden kann. Das wurde mir zuletzt wieder klar, als ich die Bilder der Wiener Künstlerin Marlene Fröhlich gesehen habe. Die Fotografin hat sich auf Schwarz-Weiß-Fotos spezialisiert, die wirken, als wären sie hunderte Jahre alt, in Wahrheit sind sie aber brandaktuell mit einer KI erstellt. Die Motive wirken auf den ersten Blick wie ganz gewöhnliche Alltagsszenen, bis man etwas näher hinschaut. Da gibt es zwei Männer, die vertraut nebeneinander spazieren gehen und in einem Kinderwagen einen kleinen Hund vor sich herschieben. Oder ein Hochzeitsfoto, auf dem sich die Festgemeinschaft um zwei Bräute in Weiß versammelt hat. Sie wolle nicht zeigen, was man aus offiziellen Quellen über die Vergangenheit weiß, sondern „was gewesen sein könnte“, so Fröhlich. Ein spannendes Projekt, das mich inspiriert, darüber nachzudenken, was Kunst bewirken kann, wenn man ihr Raum gibt.
1 | Erneuern. Vier Jahre nach der schrecklichen Überschwemmung wurde die Laurentius-Kirche im Ahrtal wieder eröffnet. Der zerstörte Altar wurde durch einen neuen ersetzt, in den gut sichtbar Linien eingemeißelt sind. Sie zeigen an, wie hoch das Wasser hier stand. Eine bleibende Erinnerung – und Mahnung.
2 | Verstören. Die Plastik Saint or Sinner („Heiliger oder Sünder“) wird jetzt doch nicht wie geplant öffentlich am Bahnhof Basel ausgestellt. Das Werk zeigt US-Präsident Donald Trump in Häftlingskleidung an ein Kreuz gefesselt. Zahlreiche Kirchenvertreter hatten das Werk kritisiert. „Wollte man Trump in der Passionsgeschichte verorten, wäre sein Platz nicht auf der Seite der Gekreuzigten“, so der Zürcher Theologe Simon Peng-Keller auf kath.ch.
3 | Versöhnen. Nicht nur in Europa, auch in Amerika ist Donald Trump hoch umstritten. Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Gallup sehen die Menschen ihn im Durchschnitt negativ. Als beliebtester Prominenter in den USA landet Papst Leo XIV. mit weitem Abstand auf Platz eins. Offenbar hat er es bisher geschafft, keine gesellschaftliche Gruppe gegen sich aufzubringen – auch eine Kunst (siehe S. 6).
4 | Erinnern. Eine besondere „Performance“ hat der italienische Kardinal Matteo Zuppi angekündigt. Er will öffentlich die Namen aller im Gaza-Krieg getöteten Kinder verlesen, darunter jene, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas ermordet wurden, und jene, die seitdem im Gazastreifen gestorben sind. „Wir wollen an die Namen erinnern, um jedes einzelne Kind zu ehren und der Anonymität zu entreißen“, sagte Zuppi.
5 | Erschüttern. Deutlich handfestere Kritik am Kriegsgeschehen wurde in dieser Woche in Form von Graffiti an der Klagemauer in Jerusalem hinterlassen. Die Schmierereien werfen Israel Kriegsverbrechen vor und sprechen unter anderem von einem „Holocaust in Gaza“.
6 | Erstaunen. Wenn man die Welt ganz als Schöpfung Gottes begreift, kann man überall seine kreativen Werke sehen. Und manchmal malt er an unseren Nachthimmel. Die Dominikanerin und studierte Physikerin Schwester Josefa Thusbaß erinnerte auf domradio.de an die sommerlichen Sternschnuppen: „Alles spricht von Gott, auch die Perseiden.“
7 | Vorausschauen. Sehen wir beim Blick in den Sternenhimmel die Zukunft der Kirche? In einem über offizielle Kanäle geteilten Video ruft Kardinal Rainer Maria Woelki dazu auf, überall dort hinzugehen, wo Jesu Evangelium verkündet werden könne – „vielleicht ja eines Tages auf dem Mond oder Mars“.