„Weint nicht...!?“ Deutungen der Tränen Jesu in emotionsgeschichtlicher Perspektive.

Zusammenfassung / Summary

Das Weinen wird eher den Frauen als den Männern zugeschrieben, ein typisches Geschlechterstereotyp, das in der Antike wie in den modernen westlichen Gesellschaften verwendet wurde. Dennoch weint Jesus mehrmals. Mit Hilfe neuerer Ansätze zur Geschichte der Emotionen wird in diesem Beitrag gezeigt, dass die Tränen Jesu ein breites Spektrum an Emotionen ausdrücken können. Jesu Tränen markieren den Wendepunkt der Geschichte (Lk 19:41–44), sind für einen geliebten männlichen Freund als Zeichen seiner Trauer angemessen (Joh 11:35) und begleiten ein wirksames Bittgebet (Hebr 5:7–8). Die umstrittensten Tränen vergießt er jedoch in Gethsemane (Mk 14:32–42; Lk 22:39–44; P. Berl. 22 220/UBG/Evangelium des Erlösers). Während Jesus bei Markus ausdrücklich weint, stellt dieser Gethsemane-Bericht die späteren Leser vor große Herausforderungen. Für sie ist Jesus keinesfalls ängstlich, vielmehr klagt sein Weinen sein eigenes Volk an. Die Geschichte der Emotionen zeigt also, wie sehr erzählerische Äußerungen einer kontextuellen Interpretation bedürfen. Jüdische Auslegungen kennen den weinend mitfühlenden Gott.

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