Ewiges Leben

Ewiges Leben meint nicht einfach das Überleben des Todes (etwa in der Unterwelt, der Scheol), die Hoffnung, durch Gottes Macht dem Tod entrissen oder zu ihm entrückt zu werden (so im AT) oder die Auferstehung der Toten, sondern die Qualität des Verheißenen und Kommenden.

Im NT ist „Leben“ (griechisch „zoe“) der Inbegriff des von Gott erwarteten Heils, das Neue, das in der Verkündigung Jesu mit der Herrschaft Gottes gemeint ist. Das Interesse gilt dabei nicht einer Ewigkeit im Sinn von endloser Dauer, sondern der neuen Lebensqualität: „Leben“ („zoe“) in diesem Sinn unterscheidet sich vom Lebensprinzip des irdischen Lebens (griechisch „psyche“) und von dem zum Untergang bestimmten irdischen Leben (griechisch „bios“). In den Schriften des NT, die nicht zum johanneischen Schrifttum gehören, wird die Qualität dieses neuen Lebens mit Wendungen, die die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott oder mit Jesus Christus bezeichnen, umschrieben. In der johanneischen Theologie wird denen, die an Gottes Offenbarung in Jesus glauben und die Liebe praktizieren, angesagt, dass sie bereits „jetzt“ im Ewigen Leben sind, in einer bereits jetzt durch den Glauben und durch das „Brot des Lebens“ möglichen Gemeinschaft mit Jesus Ewiges Lebens haben können.

In der theologischen Tradition wird die Hoffnung auf Ewiges Lebens inhaltlich mit zwei unterschiedlichen Betonungen ausgesprochen. In einer stärker von Sehnsucht und Gefühl geprägten Erwartung gilt die Aufmerksamkeit der Erfüllung des Glückverlangens, also etwas durchaus Dynamischem, verbunden aber mit der Ruhe vom Umgetriebensein durch irdische Bedrängnisse, mit Frieden (exemplarisch Augustinus †430). Anders die von theoretischer Reflexion bestimmten Akzentsetzungen: Ewigkeit wird in erster Linie von der Unveränderlichkeit her verstanden, die allein Gott zukommt, an der er aber, wenn er die Geschöpfe vollendet, diesen Anteil geben kann. Die dann mögliche Gottbegegnung wird eher statisch in der Ruhe immerwährender intellektueller Kontemplation gedacht (exemplarisch Thomas von Aquin † 1274). Die Erneuerung der Eschatologie im 20. Jh. betonte erneut Dynamik und Intensität des erhofften Ewigen Lebens. Eine aktuelle Fragestellung betrifft das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit unter den Gesichtspunkten, dass die Zeit für das Ewige Leben nicht gleichgültig ist, aber anderseits Ewiges Lebens auch nicht als endlose Verlängerung menschlicher Zeit erscheint. Die stark beachtete Idee der „Auszeitigung“ einer Vollendungsgestalt des Individuums und seines Lebensertrags in der „Endgültigkeit“ wird dem dynamischen Verständnis einer „Lebensfülle“ noch nicht gerecht.

Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder

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