Ein theologisch-literarisches EssayCorona und ...

Corona und… Gott, Glaube, Kirche

Seit Anfang März – überall und immer wieder und Tag und Nacht: Corona, Corona, Corona. Allen voran Mediziner, Virologen und Epidemiologen, genauso auch Politiker auf allen Ebenen, allen Kanälen, in allen Medien und viele andere aus Wirtschaft, Bildung, Kultur, Sport…Sie überschütten uns mit Informationen, Zahlen, Prognosen, Theorien. Sie bestimmen, was wir denken, tun und lassen sollen. Verschwörungstheorien wuchern wie Krebsgeschwüre. Die Folgen all dessen sind ganz erheblich. Das ist nicht nur in unserem Land so. Das Virus hat so ziemlich den ganzen Erdball im Griff.

Mit diesem Essay trage ich einiges zusammen, was aus Sicht des Theologen und Geistlichen zu diesem Thema gesagt werden kann. Christoph Driessen, Berlin, kommentierte am 21. April 2020 im „Nordbayerischen Kurier“: „Was die Kirchen beunruhigen muss, ist die untergeordnete Rolle, die sie bisher in der Debatte gespielt haben.“ Hat Corona nur zu tun mit Schutzmasken, Bundesligafußball, Baumärkten und Schulen, nichts aber mit Gott, mit dem Glauben an Jesus Christus und mit den Kirchen?

Corona und… Jean Paul

Sonntags, nach dem Gottesdienst, machen wir gerne eine größere Wanderung. Wir sind dankbar, dass wir das können. In unseren Rucksäcken haben wir Kaffee und Kuchen dabei. Der Abschluss einer Wanderung ist in aller Regel die Einkehr in ein Wirtshaus und in ihm die Brotzeit und das Seidla Bier. In Corona-Zeiten servieren wir uns Brotzeit und Bier aus unseren Rucksäcken selbst. Das ist dann meistens während der „blauen Stunde“ vor Sonnenuntergang. Die Tafelmusik, die uns die Vögel dabei machen, ist ein wahrer Ohrenschmaus.

Am Sonntag „Quasimodogeniti“, dem „Weißen Sonntag“, 19. April 2020, sind wir auf dem Jean Paul Weg gewandert. Dieser Weg geht von Joditz bei Hof bis nach Sanspareil bei Wonsees im Landkreis Kulmbach. Er ist 200 km lang. Jean Paul Friedrich Richter ist 1763 in Wunsiedel geboren und 1825 in Bayreuth gestorben. Auf dem nach ihm benannten Weg sind 161 Stationstafeln aufgestellt. Auf ihnen kann man Auszüge aus den Werken des Dichters lesen.

Bisher haben wir um Jean Paul eher einen Bogen gemacht. Was er schreibt, ist schwer zu lesen. Seine Sätze sind lang und verschachtelt mit vielen Nebensätzen. Manchmal sind uns auch Bezüge und Zusammenhänge in seinen Texten unbekannt. Jetzt aber begegnen wir ihm häufig. Wir wohnen nämlich in Bayreuth ganz in der Nähe der Rollwenzelei. Jean Paul kehrte gerne dort ein.

Auf dem Jean Paul Weg vom Schloss Fantaisie in Eckersdorf/Donndorf zur Waldhütte bei Neustädtlein am Forst sind wir an jenem Aprilsonntag an den Tafeln stehen geblieben, haben die Texte gelesen und uns darüber ausgetauscht. Tafel 143 „Furcht, Mut und Hoffnung“ am Teufelsloch, einem Naturschutzgebiet zwischen Oberwaiz und der Waldhütte, hat uns angeregt, über Corona und unseren Umgang damit nachzudenken. Was Jean Paul auf dieser Tafel sagt, macht Mut. Des Nachdenkens wert ist es allemal:

„Bloß heftige Phantasie, nicht Mangel an Mut, schafft die Geisterfurcht.“
„Nichts steckt leichter an, als Furcht und Mut; nur dass elterliche Furcht sich am Kinde gar verdoppelt; denn wo schon der Riese zittert, da muss ja der Zwerg niederfallen.“
„Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern dass man sie sehend überwindet.“
„In jedem Fall ist Hoffen besser als Fürchten. Wer hofft, hat schon gesiegt und siegt weiterhin.“
„Nichts in uns schützt uns gegen Furcht einer geheimen, gräulichen Welt –deren Kräfte und Bosheiten gar nicht zu berechnen sind – selbst keine Standhaftigkeit, sondern nur Bewusstsein des moralischen Werts: damit können wir Teufeln trotzen, ja Gott, wenn es kein Widerspruch wäre.“

Corona und… 2. Chronik 7, 13 – 14

Sehr häufig sieht man in diesen Tagen und Wochen in Bayreuth und in der Region um Bayreuth Kärtchen, auf denen die Verse 13 – 14 im 2. Buch der Chronik, Altes Testament, abgedruckt sind. Diese Kärtchen sind 17cm lang und 9cm breit. Sie sind laminiert und dadurch wetterfest. Befestigt und angebracht werden sie an Orten, wo man als Fußgänger vorbeikommt, stehen bleibt, kurz verweilt und sie deshalb nicht übersehen kann, zB an Schaukästen, an Fußgängerampelsäulen, an Verkehrsschildern, an Wanderwegmarkierungen, an Bäumen. Es müssen Hunderte solcher Kärtchen sein, die ausgehängt wurden. Die Phantasie der Verteiler im Blick auf die Orte, an denen die Kärtchen angebracht sind, ist groß. Es müssen viele Menschen sein, die diese Aktion durchführen. Ich weiß nicht, zu welcher Gruppe sie gehören.

In schwarzer Schrift auf weißem Grund ist auf den Kärtchen zu lesen:

Gottes Heilsplan gegen Coronavirus
Wenn ich den Himmel verschließe, sodass es nicht regnet
(z.B. letzten Sommer in Australien),
oder den Heuschrecken gebiete, das Land abzufressen
(z.B. jetzt in Ostafrika),
oder wenn ich eine Pest (z.B. Coronavirus aktuell fast weltweit)
unter mein Volk sende und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen worden ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, so will ich es vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.
Wort Gottes, 2. Chronik 7, 13 – 14

Salomo und der Tempel in Jerusalem

Kapitel 7 in 2. Chronik ist die Antwort Gottes auf Salomos Gebet bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem. Salomos Tempelbau, um 950 v. Chr., s. auch 1. Könige 8 und 9, und sein Gebet werden von Gott angenommen. Aus dieser Zuwendung Gottes zu seinem Volk erwartet Gott Zuwendung und Gehorsam seines Volkes ihm gegenüber.

An der Geschichte Salomos wird besonders deutlich, wie Gott ein Volk und auch einzelne Menschen begleitet. Gott segnet die Menschen, wenn sie ihr Leben nach seinen Weisungen ausrichten. Ebenso deutlich warnt Gott aber auch vor Ungehorsam. Er nennt Folgen des Ungehorsams, bis dahin, dass er Unheil über einzelne Menschen und sein Volk bringt und es aus dem Land vertreiben wird. Gott verspricht, dass er im Tempel gegenwärtig ist und die Gebete, die dort gesprochen werden, hört: „So sollen nun meine Augen offen sein und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte“ (2. Chronik 7, 15).

Die beiden Bücher der Chronik befassen sich mit der Darstellung der Geschichte Judas und Jerusalems, insbesondere in der Zeit des Königtums von David und Salomo. Ihr Hauptaugenmerk gilt dem Tempel in Jerusalem und den Gottesdiensten, wie sie darin gefeiert werden Die Verfasser beurteilen und werten diese Zeit auch theologisch. Wenn das Volk sich an die Gebote Gottes hält, kann es ungestört leben und in Ruhe und Sicherheit vor äußeren Feinden. Götzendienst, Untreue gegenüber Gott, Abirrung von den Wegen, die Gott zeigt, Missachtung seiner Gebote, all das bestraft Gott.

Das chronistische Geschichtswerk ist um 400 v. Chr. entstanden, also in einer Zeit, in der das Königtum längst nicht mehr besteht. David und Salomo bleiben aber große Vorbilder.

Dass auf den Kärtchen die Bibel zitiert wird, sagt noch nichts über die Bedeutung dieser Bibelverse für uns. Ich möchte gerne die Interessen kennen, die mit diesem Zitat und seiner Verbreitung verbunden sind. In dem Netz von Interessen kann sich die Bedeutung biblischer Aussagen schnell verfangen. Je mehr wir fähig sind, hinter den Wörtern der Bibel die oft nicht leicht zu entziffernde Handschrift Gottes zu suchen, umso mehr nähern wir uns der Wahrheit. Es kommt darauf an, zum Geist dieser Wahrheit hindurch zu dringen. „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, “ (Evang. Gesangbuch 136, 1 – Pfingsten).

Gott als Verursacher

Unser Glaube liest sich hinein in diese alte, uns fremde Geschichte des Königs Salomo. Wir versuchen, den „garstigen Graben der Geschichte“ zu überspringen. In dieser Geschichte lesen wir von den Versprechen Gottes an Israel und von dem Zorn Gottes gegen Israel. Dabei kann in uns die Bereitschaft geweckt werden, Sünde und Schuld zu nennen. Diese Bereitschaft ist heute nicht sehr groß. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass in immer mehr Gottesdiensten, die wir feiern, das Sündenbekenntnis/Confiteor im Eingangsteil ersatzlos gestrichen wird. Wer Sünde nicht denken und sich nicht als Sünder verstehen kann, der kann auch keine Veränderung wollen. Er hat keine Verantwortung sich selber, dem Nächsten, der Schöpfung und Gott gegenüber. Er hat seine Verantwortung an Gott abgegeben, à la: Der liebe Gott wird es schon richten. Umso fester jedoch klammert er sich an die Wohltaten und Zusagen Gottes und vergisst darüber den Zorn Gottes.

Ich kenne die Initiatoren dieser Kärtchenverteilaktion und auch deren Motive nicht. Auf den Kärtchen sind manche Worte fett oder kursiv gedruckt, andere unterstrichen. Es wird, in Klammern gesetzt, Bezug genommen auf eine Trockenheit in Australien im Sommer 2019, auf eine Heuschreckenplage derzeit in Ostafrika und auf das Coronavirus. Der Leserin und dem Leser wird gesagt, dass Gott der Verursacher von Trockenheit, Plage und der Coronapandemie ist, die als Seuche angesehen wird. Wenn wir Demut zeigen, beten, uns zu Gott hinwenden und von unseren bösen Wegen umkehren, dann sind Sündenvergebung und Heilung möglich. Das sollen die Leser wissen und so sollen sie handeln.

Viele Menschen werden diese Bibelverse lesen oder sich ein Kärtchen mit nach Hause nehmen, darüber nachdenken und miteinander reden.

Vielleicht machen sie sich dann auch Gedanken, ob auch sie und wir alle auf „bösen Wegen“ sind und wie es gehen kann, umzukehren, Demut zu zeigen und Gottes Angesicht zu suchen. So gesehen, ist die Kärtchenaktion eine gute Sache.

Corona und… Albert Camus „Die Pest“

Das „Buch der Stunde“ ist der Roman „Die Pest“ von Albert Camus. Die Verkaufszahlen sind weltweit seit Ausbruch der Corona-Krise sehr gestiegen, vor allem in Frankreich und in Italien. Der Rowohlt-Verlag hat aufgrund der Renaissance des Romans im März 2020 die 90. Auflage drucken lassen. Davon konnte ich mir ein Exemplar sichern und habe es nahezu „am Stück“ gelesen – wirklich ein tolles Buch.

Camus ist am 7. November 1913 in Algerien geboren und kam im Alter von 46 Jahren, am 4. Januar 1960, bei einem Autounfall ums Leben. 1957 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. „Die Pest“ wurde 1947 veröffentlicht und zu einem großen Erfolg.

„Die Stadt Oran (an der Westküste Algeriens, Anm. d. Verf.) wird von rästelhaften Ereignissen heimgesucht. Die Ratten kommen aus den Kanälen und verenden auf den Straßen. Kurze Zeit später sterben die ersten Menschen an einem heimtückischen Fieber. Die Pest wütet in der Stadt. Oran wird hermetisch abgeriegelt. Ein Entkommen ist nicht möglich. Albert Camus´ erfolgreichster Roman gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. In ihm seziert er hellsichtig das menschliche Handeln im Angesicht der Katastrophe.“ (Buchumschlag, Rückseite)

Sprachkünstler Camus

In der Oberstufe des neusprachlichen Zweigs am Gymnasium in Hersbruck/Pegnitz belegte ich den Leistungskurs Deutsch. Die Lehrerin, Oberstudienrätin Gertraud Jaekle, bleibt mir unvergessen. Sie hat in mir anhaltende Freude an Sprache und Literatur geweckt. Diese Freude war mir in meinem Beruf sehr hilfreich. Mit Frau Jaekle zusammen haben wir in der 12. Klasse „Die Pest“ gelesen. Jetzt, bei der erneuten Lektüre, ging mir das Herz darüber auf, wie Camus schreibt.

Ich möchte nur ein Beispiel zitieren, um zu zeigen, wie Camus die Kunst des Schreibens beherrscht und mit Sprache umgeht.

Dr. Rieux ist die Hauptfigur im Roman und gleichzeitig auch dessen Erzähler. Er ist Agnostiker/Atheist. Als Arzt in Oran hilft und tröstet er Tag und Nacht. Er verkörpert Nächstenliebe und Solidarität. Tarrou, ein junger Mann, ist Nachbar von Rieux. Er ist politisch engagiert und gründet eine Schutztruppe. Zwischen den beiden Männern entsteht Freundschaft. Von Seite 318 bis Seite 327 beschreibt Camus, wie Tarrou mit dem Tod ringt, wie ihm Dr. Rieux dabei beisteht und wie Tarrou schließlich an der Pest stirbt:

„Diese menschliche Gestalt, die ihm (Rieux, Anm.d.Verf.) so nahe gewesen war, nun von Jagdspießen durchbohrt, von einem übermenschlichen Übel verbrannt, von allen hasserfüllten Winden des Himmels verkrümmt, versank vor seinen Augen in den Wassern der Pest, und er konnte nichts gegen diesen Untergang tun. Er musste mit leeren Händen und zerrissenem Herzen am Ufer zurückbleiben, einmal mehr hilflos und ohne Waffen gegen dieses Unheil. Und am Ende waren es die Tränen der Ohnmacht, die verhinderten, dass Rieux sah, wie Tarrou sich abrupt zur Wand drehte und mit einem hohlen Klagelaut erlosch, so als wäre irgendwo in ihm eine lebensnotwendige Saite gerissen“ (S. 327f)

„Die Pest“ – Coronakrise: ähnliche Dramaturgie

„Die Pest“ ist für Camus Metapher für die „braune Pest“ der Nazis. Corona ist nicht die Pest. Ähnlichkeiten aber von Corona und Pest finden sich zuhauf. Parallelen unseres Umgangs mit der Krise und wie die Menschen in Camus` Roman mit der Pest umgehen, sind verblüffend. Ich möchte nur einige dieser Gemeinsamkeiten zitieren:

„Diese Pest sei der Untergang des Tourismus.“ (S. 132)

„Aber andererseits notierte er, dass die Pfefferminzpastillen aus den Apotheken verschwunden waren, weil viele Leute sie lutschten, um sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen.“ (S. 130)

Nebenbei, und eventuell zur Erheiterung der Leserin und des Lesers, drei Begründungen für die Hamsterkäufe von Klopapier: 1. Einer muss niesen. Zehn machen sich in die Hose. 2. Durch die Corona-Krise hat die Zahl der Alöcher sehr zugenommen. 3. Menschen hamstern Klopapier, weil sie Schiss haben.

„Die Zeitungen veröffentlichten Verordnungen, die das Ausgehverbot erneuerten und Zuwiderhandelnden Gefängnisstrafen androhten. Patrouillen durchstreiften die Stadt.“ (S. 128)

„Der Pfarrer hat recht, es ist wohlverdient.“ (S. 134)

„Hundertvierundzwanzig Tote – die Bilanz des vierundneunzigsten Pesttages.“ (S. 136)

„Oft entbrennen nur aufgrund der chronisch werdenden schlechten Laune Auseinandersetzungen.“ (S. 137)

„Sie glauben aber doch wie Paneloux, dass die Pest ihr Gutes hat, dass sie die Augen öffnet, dass sie zum Denken zwingt!“ (S. 143)

„Viele neue Moralprediger liefen damals in unserer Stadt herum und sagten, nichts nütze etwas und man müsse auf die Knie fallen.“ (S. 152)

„Einige Tage später traf Cottard Rambert auf der Straße und begrüßte ihn mit der Direktheit, die er neuerdings in allen seinen Beziehungen zeigte.“ (S. 159)

„Im Gegenteil, die sogenannten Strafsachen gehen zurück. Ich habe nur noch Untersuchungen wegen grober Verstöße gegen die neuen Anordnungen zu leisten. Noch nie wurden die alten Gesetze so genau beachtet.“ (S. 166)

„Die Kranken starben fern von ihrer Familie, und die rituellen Totenwachen waren verboten worden, sodass der abends Gestorbene die Nacht ganz allein verbrachte und der tagsüber Gestorbene unverzüglich beerdigt wurde.“ (S. 196)

„Zumindest war die Situation jetzt klar: Die Seuche betraf alle.“ (S. 209)

„Man könne nichts voraussagen, da die Geschichte der Epidemien unerwartete Rückschläge verzeichnet.“ (S. 267)

„Offen gestanden hatten sich die Ansichten der Spezialisten an diesem Punkt immer widersprochen.“ (S. 268)

„Wenn man die Zeitungen las, wurde die Situation durch ´das bewegende Beispiel von Ruhe und Besonnenheit` bestimmt, das die Bevölkerung zeigte.“ (S. 269)

„Die nahende Befreiung hatte ein lachendes und ein weinendes Gesicht.“ (S. 310)

„Die Glocken der Stadt läuteten den ganzen Nachmittag mit vollem Schwung. In den Kirchen wurden nämlich Dankgebete gesprochen. Aber gleichzeitig waren die Vergnügungsstätten zum Bersten voll.“ (S. 336)

Der Jesuitenpater Paneloux

Paneloux, Jesuitenpater in Oran, verkörpert hintereinander zwei theologische Denkansätze. Camus stellt sie in den beiden Predigten, die Paneloux hält, dar (S.108ff und S. 250ff). Diese Predigten sind für die Menschen in der Stadt sehr relevant.

Paneloux´s erste Predigt

Zunächst versteht der Jesuit die Pest als Strafe Gottes. Gott allein könne alles Leid schaffen und beenden. Die erste Predigt ist deshalb eine klassische Strafpredigt.

„Liebe Brüder, ihr seid im Unglück, liebe Brüder, ihr habt es verdient.“

„Seit allem Anbeginn der Geschichte wirft die Geißel Gottes die Hoffärtigen und die Verblendeten zu seinen Füßen nieder. Bedenkt das und fallt auf die Knie.“

„Gott, der sein erbarmendes Antlitz so lange über die Menschen dieser Stadt neigte, hat, des Wartens müde, in seiner ewigen Hoffnung enttäuscht, seinen Blick abgewandt. Des göttlichen Lichtes beraubt, sind wir nun für lange Zeit in die Finsternis der Pest gehüllt!“

„Jawohl, die Stunde des Nachdenkens ist gekommen. Ihr habt geglaubt, es genüge, wenn ihr Gott am Sonntag besucht, um Herr eurer Tage zu sein. Ihr habt geglaubt, ihr könntet mit ein paar Kniefällen eure verbrecherische Sorglosigkeit bei ihm wiedergutmachen. Aber Gott ist nicht lau.“

Noch bevor er die zweite Predigt hält, war Paneloux den Sanitätstrupps beigetreten. Nach außen bewahrte er, obwohl er viele Tote sehen musste, immer die Ruhe. „Aber seit dem Tag, an dem er ein Kind lange hatte sterben sehen, schien er verändert. Auf seinem Gesicht lag eine wachsende Anspannung.“ (S. 249) Seine Gebete für dieses Kind bleiben unerhört. Sowohl Rieux als auch der Priester sind vom Tod des Kindes tief erschüttert.

Paneloux´s zweite Predigt

Diese Veränderung kommt in der zweiten Predigt zum Ausdruck. Der Pater sagt jetzt auf der Kanzel nicht mehr „ihr“, sondern „wir“. Er warnt davor, Vorsichtsmaßnahmen und Ordnungen abzulehnen. Die Menschen sollen nicht auf Moralprediger hören, die sagen, dass man niederknien und alles aufgeben soll. Man soll sich aufmachen und versuchen, Gutes zu tun. Am Schluss stellt Paneloux als Fazit seiner Predigt fest: „Die Liebe zu Gott ist eine schwierige Liebe,…weil man sie unmöglich verstehen kann und weil man sie nicht wollen kann. Dies ist die schwierige Lehre, die ich mit euch teilen wollte. Dies ist der in den Augen der Menschen grausame, in den Augen Gottes entscheidende Glaube, dem wir uns nähern müssen.“ (S: 258f)

Als Theologe will ich bei Camus in die Schule gehen. Ich möchte, wie Paneloux in seiner zweiten Predigt, bei der Deutung der aktuellen Krisensituation zurückhaltend sein. Ich verhehle allerdings nicht, dass ich für die Deutung der Pandemie als einen „Weckruf Gottes“ Verständnis empfinde. Zuerst vertrat Paneloux den Standpunkt, den man im fundamentalistischen und sehr konservativen Spektrum antreffen kann. Er sah in der Pestepidemie Strafe und Geißel Gottes. In seiner zweiten Predigt ruft er, so wie er es bei Dr. Rieux erlebt und es selbst in den Sanitätstrupps praktiziert, zur praktischen Solidarität der Liebe mit den Leidenden auf. Auch wenn der Glaube an Gott und an die Liebe Gottes in dieser Situation absurd erscheinen mag, Paneloux hält an Gott fest. Er bringt dies dadurch zum Ausdruck, dass er sich mit dem Leid nicht abfindet, sondern den Leidenden zur Seite steht. Damit stellt er sich in die Nachfolge Jesu Christi.

Auch Dr. Rieux war beide Male unter den Predigthörern. Auf die Frage von Tarrou, ob er an Gott glaubt, antwortet Rieux: „Ich tappe im Dunkeln und versuche, Klarheit zu finden.“ (S. 144) Wenn er an einen allmächtigen Gott glaubte, würde er aufhören, die Menschen zu heilen und würde diese Sorge ihm überlassen. „Da die Weltordnung durch den Tod bestimmt wird, ist es für Gott vielleicht besser, dass man nicht an ihn glaubt und mit aller Kraft gegen den Tod ankämpft, ohne die Augen zu diesem Himmel zu erheben, in dem er schweigt.“ (S. 146)

Auch Pater Paneloux starb während der Pestepidemie.

Corona und… “Gott, warum?”

Menschen setzen sich auf ganz unterschiedliche Weisen mit der Corona-Pandemie auseinandersetzen. Auch in Kirchengemeinden gibt es vielfältige und phantasievolle Aktionen der Liebe, die unterstützen und trösten, zum Durchhalten ermuntern, Hoffnung schenken. Es mag sein, dass die Kirchen in der Debatte bisher eine „untergeordnete Rolle“ gespielt haben, wie es der Kommentator im Nordbayerischen Kurier sieht (s. S. 1). Für Christen ist jetzt nicht die Zeit, sich bei Debatten hervor zu tun. Christen helfen, besonders jetzt. Ich spüre Verständnis, Solidarität und Disziplin unter den Menschen in unserem Land. Dafür bin ich dankbar. Das macht mir Mut. Solche Erfahrungen, wie auch Entschleunigung oder Verzicht, könnten für unsere Gesellschaft Gewinne aus der Krise sein. Auch Klimawandel, die Flüchtlingskatastrophe, das Grauen in Syrien und im Jemen, die neue Armut der Armen, an Unter- und Mangelernährung sterbende Kinder - könnten bald in einem anderen Licht erscheinen. Gebe es Gott!

Mit einem Lebensalter von 66 Jahren gehören meine Frau und ich zur „Risikogruppe“ derer, die sich leichter mit Covid-19 anstecken können. Mitarbeiter der Kirchengemeinde, zu der wir gehören, bieten an, unsere Einkäufe zu erledigen, damit wir die Wohnung nicht verlassen müssen.

Die Verteilaktion der Kärtchen mit den Versen aus der Bibel und das große Interesse an der Lektüre von „Die Pest“ zeigen auch, dass die Frage nach Gott in der Krisensituation bedeutsamer geworden ist. Wir spüren Hilflosigkeit. Das macht uns Angst. Was haben wir noch selbst in der Hand? Wie nahe wird mir selbst die „Wand des Todes“ rücken? „Gott, wo bist du?“ „Gott, warum?“ Solche Fragen werden jetzt gestellt und oft gedacht. Auch damit setzen sich die Menschen auseinander. Könnten in diesen Wochen Gottesdienste in Kirchen gefeiert werden, würden jetzt mehr Gemeindeglieder diese Gottesdienste mitfeiern. Christen wollen gemeinsam beten und miteinander im Angesicht Gottes bedenken, wie Glaube, Kirche und Corona zusammenhängen.

Es gibt v.a. zwei Möglichkeiten im Blick auf die Frage nach Gott, die bedacht werden können:

Es gibt den Glauben, der nur das Gute, das Glück, das Gelingen und das Schöne mit Gott in Verbindung bringt. Das Böse und das Leid gehen zu Lasten der Menschen oder des Teufels.

Und es gibt die Haltung, so lange es gut geht, ist das unser Verdienst und unsere Leistung. Wenn wir aber Schicksalsschläge und Leid erfahren müssen, dann bringen wir Gott ins Spiel und fragen: Wie kann Gott das zulassen? Gott, wo warst du? Wir setzen Gott auf die Anklagebank.

Leibniz: Theodizee – Rechtfertigung Gottes

Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1718) hat den Begriff „Theodizee“ geprägt. Leibniz hat nach Antworten gesucht, wie der Glaube an Gott angesichts des Übels und des Leids in der Welt dennoch möglich ist. Das „malum physicum“ (das Leiden) lässt Gott geschehen, weil es Schuld bestrafe und zum Guten führe. Das „malum morale“ (die Sünde) gesteht Gott den Menschen um ihrer Freiheit willen zu.

In der Folge dieses Begriffes von Leibniz und seiner Deutung habe ich im „Abriss der Dogmatik“ (Gütersloh 1973) von Horst Georg Pöhlmann für das erste theologische Examen gelernt: „ Ist Gott ein deus absconditus (verborgener Gott, Anm. d. Verf.) so ist auch seine Gerechtigkeit eine verborgene. Der Mensch weiß nicht, was es für einen Sinn hat, dass Gott so viel Böses in der Welt zulässt. Aber Gott weiß es. Das genügt. Nicht Gott muss sich rechtfertigen, sondern der Mensch. Es gibt keine Theodizee, sondern nur eine Anthropodizee“ (Rechtfertigung des Menschen, Anm. d. Verf.).

Heute, nach mehr als 40 Jahren im Pfarrberuf, ungezählten Beerdigungen und Seelsorgegesprächen mit der Frage „Gott, warum?“ sind solche Sätze kirchlicher Dogmatik für mich nicht mehr hinnehmbar. Niemals hätte ich am Grab der 21-jährigen jungen Frau aus Hof, die sich mit dem Coronavirus angesteckt hatte und an den Folgen starb, predigen können: „Wir wissen nicht, was es für einen Sinn hat, dass Gott ihren Tod zugelassen hat. Aber Gott weiß es. Das genügt. Seine Gedanken sind ganz anders als die der Menschen.“

„Gottes Megaphon, um eine taube Welt zu wecken“

Man kann versuchen, die Frage, wie Gott in der Coronapandemie handelt, im Kontext der Theodizee-Thematik zu verorten. Doch ich befürchte, damit werden eher neue Fragen aufgeworfen als vorhandene beantwortet. Hat es das Handeln von Menschen bewirkt, dass der Coronaerreger entstehen und verbreitet werden konnte? Wenn es so ist, warum hat Gott diesem Tun nicht Einhalt geboten? Wodurch konnte diese Infektion ausgelöst werden? Was haben Menschen im Blick auf Vorsichtsmaßnahmen unterlassen? Ist die Coronakrise ein Weckruf und ein Fingerzeig Gottes, weil wir so leben, als gäbe es Gott nicht und weil es immer mehr Menschen in unserem Land vergessen, das sie Gott vergessen haben? Ist es die Natur, die jetzt zurückschlägt und die Menschheit dafür bestraft, was sie ihr antut? Ist der Teufel am Werk und tritt wieder einmal teuflisch auf den Plan?

Als Pfarrer und Theologe werde ich nicht müde, Einspruch zu erheben, wenn Menschen Situationen mit den Augen Gottes beurteilen wollen. Deshalb bin ich sehr zurückhaltend bei der Deutung der aktuellen Krisensituation. Eine Perspektive einzunehmen, die nur Gott zukommt, das wäre, gelinde gesagt, anmaßend. Trotzdem möchte ich so von Gott reden können, dass die Realität des Leidens in der Welt und die Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen nicht unvermittelt und ohne Zusammenhang nebeneinander stehen müssen. „Die Liebe zu Gott ist eine schwierige Liebe. Aber sie allein kann das Leiden und den Tod der Kinder wiedergutmachen,…weil man sie unmöglich verstehen und weil man sie nicht wollen kann“ (Die Pest, S. 258f.). Die Liebe Gottes muss erbeten werden.

Warum Gott und wie er wirkt, bleibt uns verborgen. Auch deshalb ist es uns nicht möglich, sein Wirken zu beurteilen. Wir haben aber die Möglichkeit, die jetzigen Ereignisse als geistliche Herausforderung anzunehmen und sie als Chance zu sehen. Treffend bringen das die folgenden Sätze von C. S. Lewis zum Ausdruck: „Gott flüstert uns zu in unseren Freuden. Er redet uns zu in unserem Gewissen. Aber er schreit in unseren Leiden. Sie sind Gottes Megaphon, um eine taube Welt zu wecken.“

„Gott, warum?“ – beten!

Es gäbe gute Gründe für die Annahme, dass Gott Verursacher der Coronapandemie ist und die Menschheit damit straft. Von ihrer ersten bis zur letzten Seite weiß die Heilige Schrift auch von Zorn und Strafe Gottes zu reden. Adam und Eva beachten das Verbot Gottes nicht und werden aus dem Paradies vertrieben (1. Mose 3). Gott reagiert mit einem Strafgericht auf die Verkommenheit und den moralisch-sittlichen Niedergang der Menschen in Sodom und Gomorra (1. Mose 19). Jesus Christus hat deutlich und klar von einer Zeit gesprochen, die geprägt sein wird von vielfältigen Katastrophen: „Und es werden geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen“ (Lukasevangelium 21, 11).

Genauso gäbe es gute Gründe, die Deutung der Pandemie als Strafe Gottes abzulehnen. Wir bekennen Gott als den Allmächtigen, aber nicht als den Grausamen. Gott ist nicht der Verursacher des Todes von Kindern. Er nimmt den Tod Unschuldiger nicht in Kauf. Gott ist Liebe. Gott verzeiht und erlöst. Mit Jesus, seinem geliebten Sohn, hat er die Strafe, die wir verdient hätten, auf sich genommen.

„Gott, warum?“ Es gibt keine Antwort, die ein für alle Mal gilt und von jedem anzunehmen wäre. Statt einer Antwort möchte ich mich mit einem Gebet an Gott wenden und ihm sagen, wie ich über diese Frage denke:

„Ich vertraue dir, mein Gott, auch wenn es so vieles in dieser Welt gibt, für das ich keine Erklärung habe und wo ich nicht erkennen kann, dass du vertrauenswürdig bist. Einen ganz starken Grund hat dieses Vertrauen dank deines Sohnes, Jesus Christus. Wie er lebte, was der sagte und was er tat, wie er starb und weil du ihn auferweckt hast, das gibt mir die Gewissheit, dass sich die Unerklärlichkeiten und Widersprüche dieser Welt klären und lösen werden. Alle Menschen werden Gerechtigkeit erfahren. Dieses Vertrauen und diese Gewissheit empfinde ich als dein Geschenk an mich. Es begegnet mir auch im Leben anderer Menschen und stärkt mich.

Danke Gott, dass ich in diesem Vertrauen zu dir, in Leid und Freud, geborgen sein kann.
Ich finde allerdings, du könntest mit diesem Geschenk des Glaubens und des Vertrauens manchmal durchaus ein bisschen großzügiger umgehen, gerade in einer Lebenskrise. Amen.“

Corona und Resilienz

Resilienz, lat. resilere = abprallen, ist die Fähigkeit, mit belastenden Lebensumständen umzugehen. Es geht also darum, sich von einer schwierigen Lebenssituation nicht „unterkriegen“ zu lassen, bzw. daran zu zerbrechen.

Die Auswirkungen all der Umstände, die uns seit einigen Wochen belasten, sind sehr verschieden. Langeweile, Streit, Sorge um den Arbeitsplatz, Existenzangst, Depression, Krankheit, Todesangst, Trauer – die Bandbreite ist groß. Jeder Mensch muss es für sich selbst organisieren, wie er mit den ihn gerade jetzt belastenden Lebensumständen so umgeht, dass er an Körper und Seele gesund bleibt.

Meine Frau und ich achten darauf, dass wir genug schlafen und unsere Tage strukturiert sind, zB durch gleichbleibende Essenszeiten. Kirche, Natur, Literatur, Musik – das sind die Geländer, die uns leiten und an denen wir Halt finden.

Gerne gehen wir zu einer kleinen, modernen, katholischen Kirche am Stadtrand von Bayreuth zünden Kerzen an, sitzen in der Stille, beten, lesen die Bibelabschnitte für den Tag und tauschen Gedanken dazu aus. Lange Spaziergänge außerhalb der Stadt tun uns besonders gut. Was in dieser Jahreszeit in der Natur zu hören, zu riechen und zu sehen ist, macht die Seele weit und streichelt sie behutsam. Neulich begegneten wir einem Fasan. Wir standen uns im Abstand von etwa zwei Metern gegenüber. Sein glänzendes Gefieder wurde von der Frühlingssonne beschienen. Es strahlte in großer Farbenpracht. Er schaute uns an, so als wollte er uns sagen: Bitte sorgt dafür, dass wir uns auch künftig noch begegnen können. Dann spazierte er seelenruhig weiter. Unser Garten, 2.000 qm groß, am Rand von Bayreuth in dem Naturschutzgebiet „Oschenberg“, ist uns gerade jetzt ein sehr willkommener Rückzugsort. Literatur und die Symphonien großer Komponisten des 19. Jahrhunderts sind für uns gerade in diesen Tagen wertvolle Hilfen, die dazu beitragen, dass wir keinen „Lagerkoller“ kriegen und uns die „Decke nicht auf den Kopf fällt“.

Auch die Vorfreude darauf, dass wir in einiger Zeit unsere vier Enkelsöhne wieder besuchen, Gottesdienste in unserer Kirche feiern und nach einer langen Wanderung in einen Biergarten einkehren können, ist ein nicht zu unterschätzender Resilienzfaktor.

Ich fand einen Text von Phil Bosmans, der seine Gültigkeit behält, wenn Corona vorbei ist und das Leben wieder „normal“ weitergeht. Ich schließe mein Essay mit diesem Text und wünsche der geneigten Leserin und dem geneigten Leser, dass Leben die Tiefenimprägnierung haben kann, wie sie mit den folgenden Worten zum Ausdruck gebracht wird.

„Früher oder später stößt du mit deinem Kopf gegen den hässlichen Querbalken, der dein Leben zu einem Kreuz macht. Du wirst krank. Du verunglückst. Ein geliebter Mensch stirbt. Dein Berufsweg wird durchkreuzt. Du wirst betrogen, im Stich gelassen. Man macht dich fertig. Du kannst nicht mehr.

Dieser Querbalken kann alle Formen und Ausmaße annehmen. Er nimmt keine Rücksicht auf Titel und Positionen, auf Namen und Ansehen, weder auf die Dicke deiner Brieftasche noch auf deine Beziehungen oder deine Erfolge bei den Menschen. Du bist glücklich, alles läuft wunderbar. Und plötzlich…dieser schreckliche Querbalken. Er kann dir so zur Qual werden, dass du – zermürbt, zerschlagen – den Tod herbeisehnst.

Das Kreuz ist eine Realität in jedem Menschenleben. Aber immer weniger Menschen sind ihm gewachsen. Sie nehmen es nicht mehr hin und ertragen nicht seine Last. Viele zerbrechen daran.

Du hast keine Wahl! Du trägst dein Kreuz oder es wird dich erdrücken. Aber du kannst es nur tragen, wenn du Sinn und Aufgabe des Kreuzes begreifen lernst. Das Kreuz, das du trägst, verlierst du unterwegs. Das Kreuz, das du ablehnst, liegt dir auf allen Wegen quer. Das Kreuz bringt dich zurück zu deiner Wahrheit, zu deinem wahren Maß eines armen, schwachen, verwundbaren, kleinen Menschenkindes. Es wie eine Antenne, mit der du die Nachricht von Gott empfangen kannst, die Nachricht von seiner unvorstellbaren Liebe.

Du siehst alles anders und viel besser mit Augen, die geweint haben.“

Anzeige:  Herzschlag. Etty Hillesum – Eine Begegnung. Von Heiner Wilmer

Die Pastoralblätter im Abo

Gottesdienste komplett und fundiert vorbereiten.

Zum Kennenlernen: 2 Ausgaben gratis

Jetzt testen