ZölibatNein, ich will nicht

In den Niederlanden stimmten die Bischöfe schon 1970 gegen die Ehelosigkeit. Davon blieb nicht viel übrig.

Isabel Barragán
Isabel Barragán, freie Journalistin© privat

Gerade einmal zwei Monate war er in Pension: Zum ersten Oktober heiratete der niederländische katholische Priester Nico Mantje seine Frau. Das sei ein „phänomenaler Tag“ gewesen, so sagte er später einem niederländischen Radiosender. Zur Feier bekam er von einem Lektor eine Flasche Champagner – von der Diözese dagegen einen Brief: Mit seiner Hochzeit wurde er automatisch suspendiert, seine zivile Ehe aus kirchlicher Sicht für ungültig erklärt. Kirchenrechtlich ist das klar geregelt. Auch die Reaktionen auf die Entscheidung der Diözese waren zunächst einmal erwartbar: Viele Gemeindemitglieder waren empört. Der Zölibat ist auch international umstritten, Kirchenvertreter unterschiedlichster Länder übten in der Vergangenheit bereits Kritik.

In den Niederlanden sorgte der Fall um Priester Nico Mantje allerdings für besonderes Aufsehen. Denn die Aufforderung zur Abschaffung des Zölibats hat hier eine eigene Geschichte. Schon in den Sechzigerjahren riefen viele Vertreter der katholischen Kirche in den Niederlanden zu Reformen und einer Weiterführung des Zweiten Vatikanischen Konzils auf, unter ihnen Erzbischof Bernard Jan Alfrink. 1969/70 fand in den Niederlanden unterdessen das „Pastoraal Concilie“ (Pastoralkonzil) statt. Eine große Mehrheit stimmte dort für die Abschaffung des Zölibats. 

Beim Papst kam das Votum damals nicht gut an. In einem öffentlichen Brief zeigte sich Johannes Paul II. „tief betrübt“ und machte ihm unmissverständlich klar, dass es für die Niederlande keinen Sonderweg gebe. Der Erzbischof ruderte wieder zurück. Auch heute ist der Zölibat wieder Thema. In Deutschland äußerte sich dazu zuletzt Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer. In einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte er ausdrücklich: Priester sollten heiraten dürfen.

Aus dem Vatikan kommt momentan Gegenwind. Im Sommer betonte Papst Leo XIV. in einer Predigt im Petersdom die Bedeutung des Zölibats. Ein erneuter Rückschritt? Bei Papst Franziskus klang das zumindest noch anders. In einem Interview mit der argentinischen Nachrichtenplattform „Infobae“ äußerte er damals, das Zölibat sei im Gegensatz zur Priesterweihe eine „vorübergehende Vorschrift“. Man fragt sich, bis wann noch.

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