Nach einem kurzen Konklave wurde am 8. Mai dieses Jahres Kardinal Robert Prevost zum neuen Papst gewählt; der erste gebürtige US-Amerikaner in diesem Amt gab sich den Namen Leo XIV. Die reibungslose Wahl hatte sicher auch damit zu tun, dass der „Neue“ viele günstige Voraussetzungen mitbrachte: Er ist polyglott (inklusive des praktisch akzentfreien Italienischen), kennt die Weltkirche aus seiner Tätigkeit im Orden der Augustinereremiten und hatte als Leiter der Bischofskongregation ein hohes Kurienamt inne. Was will man mehr vom Papst, der die größte Glaubensgemeinschaft der Welt zu leiten hat und darüber hinaus eine internationale religiöse Führungsrolle einnimmt?
Leo XIV. hat bisher keine wirklichen Schlagzeilen gemacht, im deutlichen Unterschied zu seinem Vorgänger Franziskus und vor allem zum „Rekordpapst“ Johannes Paul II. Ihm geht auch kein Ruf als überragender Theologe und brillanter Intellektueller voraus wie seinerzeit Benedikt XVI. Der neue Papst übt sein herausragendes Amt jedenfalls bis dato relativ geräuschlos und unspektakulär aus, ohne große Gesten und öffentlichkeitswirksame Initiativen.
Das Amt des Papstes ist zumal unter den heutigen kirchlichen und medialen Bedingungen eigentlich ein unmögliches Amt, das jeden Inhaber fast unausweichlich überfordert. Auf ihm lastet außerdem eine Tradition, die bis in die Spätantike zurückreicht und zu der nicht zuletzt das Erste Vatikanische Konzil mit seiner Dogmatisierung des päpstlichen Lehr- und Jurisdiktionsprimats gehört. Leo XIV. hat sich bislang offensichtlich für eine Amtsführung entschieden, die unaufgeregte Professionalität mit kluger Zurückhaltung zu verbinden versucht. Von seinem Vorgänger Franziskus hat er das anspruchsvolle und komplexe Projekt einer synodalen Umgestaltung der katholischen Kirche übernommen. Welche Wegmarken für dieses Unterfangen er in seinem Pontifikat setzen wird und kann, ist noch nicht abzusehen. Vielleicht wird er ja in diesem Zusammenhang zum „synodalen Papst“ und kann ein neues Kapitel der Papstgeschichte aufschlagen. Es wäre ihm zu wünschen!