„Das ist Drecksarbeit“: Das ZDF-Interview mit Bundeskanzler Friedrich Merz lieferte reichlich Zündstoff. Merz sprach der israelischen Armee und der israelischen Staatsführung „größten Respekt“ dafür aus, den „Mut dazu gehabt hat, das zu machen“: „Wir hätten sonst möglicherweise Monate und Jahre weiter diesen Terror dieses Regimes gesehen und dann möglicherweise auch noch mit einer Atomwaffe in der Hand.“ Das Interview stieß auf scharfe Kritik. Weniger wegen seines Inhaltes – so umstritten der militärische Vorstoß Israels gegen den Iran auch sein mag. Was Kritikern hauptsächlich missfiel, war vielmehr die Wortwahl des Bundeskanzlers – zu Recht.
„Drecksarbeit“ steht im Sprachgebrauch üblicherweise für eine Arbeit, die keiner gerne verrichten möchte. Die aber eben irgendjemand tun muss. Das ist nicht nur problematisch, weil damit jede andere Lösungsmöglichkeit von vornherein ausgeschlossen wird: Muss man Krieg führen, um eine Lösung zu erwirken? Merz hat außerdem nicht von dreckigem Krieg gesprochen, sondern von dreckiger Arbeit. Sprachgeschichtlich meint Arbeit laut mittelhochdeutschem Wörterbuch von Matthias Lexer ein „Mühsal“ oder eine „Not, die man leidet oder freiwillig übernimmt“. Das hat etwas von Tüchtigkeit und Fleiß. „Drecksarbeit“ klingt noch dazu nach einem Säuberungsvorgang und Toilettenreinigung. Krieg aber säubert nicht, er reinigt nicht. Er hinterlässt Zerstörung.
Selbst Vertreter des Koalitionspartners distanzierten sich von den Aussagen des Bundeskanzlers. „Diese Wortwahl hat in der SPD-Fraktion für Irritation gesorgt“, so beispielsweise der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetović, auf dem Portal „ZDFheute.de“. Die Tonalität des Bundeskanzlers sei „an dieser Stelle wenig zielführend“. Das oberste Ziel laute vielmehr Deeskalation. Auch SPD-Fraktionskollege Ralf Stegner kritisierte die Formulierung: Der Begriff von „Drecksarbeit“ sei „befremdlich“, sagte er dem Spiegel.
Krieg ist dreckig. Wer Krieg führt, hinterlässt Schmutz. Wann und ob Krieg nötig ist, das mag dahingestellt sein. Die Folgen von Krieg sind aber durch nichts zu beschönigen.