GesellschaftKollateralschaden

Offensichtlich nehmen Verschwörungstheorien auch wegen des christlichen Traditionsabbruchs zu. Das Engagement der Kirchen wird dadurch umso wichtiger.

Portrtät Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz
Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz

Geheime Mächte. Dass es sie gibt und die Bundesrepublik Deutschland von ihr gesteuert wird: Das glauben immerhin 25 Prozent aller Deutschen. Das hat der aktuelle „Demokratie Monitor" der Universität Stuttgart-Hohenheim ergeben. Auch darüber hinaus ist die Zunahme von Verschwörungstheorien in den vergangenen Jahren mehrfach und mit Recht beklagt worden.

Offensichtlich kommt es hier im Zusammenhang mit dem Rückgang von Kirchenbindung und gelebter christlicher Praxis zu einem Kollateralschaden. Das Thema angesichts des Traditionsabbruch ist also nicht nur die Frage, inwieweit eine andersgeartete Religiosität oder auch nur eine vage spirituelle Einstellung der Menschen die Alternative sind. Es finden sich ja, so zumindest die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, keine Belege dafür, dass Menschen aus dem christlichen Glauben im Raum der Kirchen heraus in eine andere dezidiert weltanschauliche Haltung wechseln. Offenkundig gibt es aber ein größer werdendes Vakuum, dass für diffuse Ängste und Verschwörungserzählungen anfälliger werden lässt.

Das Engagement der Kirchen wird dadurch eher wichtiger. Es wäre problematisch, wenn die Kirchen ihre Weltanschauungsbeauftragten und andere Experten für das, was man gerne neue religiöse Bewegungen nennt, weniger unterstützten wollten. Der am Bekenntnis orientierte christliche wie auch der islamische Religionsunterricht, aber auch theologische Fakultäten und andere Einrichtungen an staatlichen Universitäten werden auch von der Kirche nicht eng verbundenen Politikern damit begründet, dass sie zum Einhegen des Fundamentalismus notwendig sind. Sie sind vor diesem Hintergrund nicht weniger wichtig für die Aufklärung.

Ein weiteres Plus für die Kirchen und eine gelebte christliche Praxis: Die Studie hat auch herausgefunden, dass dort, wo es viele ehrenamtliche Engagierte gibt, der Glaube an „geheime Mächte" weniger Chancen hat, weil für diese Menschen das Verbindende wichtiger sei als das Trennende.

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