Alois Halbmayr/Ulrike Lienbacher/Alexander Zerfaß (Hg.): Das Kreuz. Erkundungen über ein christliches Symbol (Salzburger Theologische Studien 66), Innsbruck/Wien: Tyrolia-Verlag 2022; 254 S.; 28,00 €; ISBN 978-3-7022-3986-2
„Schon länger gab es die Überlegung, dieses
Kreuz durch ein neues, zeitgemäßeres
zu ersetzen. Aber ist solches überhaupt
legitim und möglich?“
Angesichts solch
einer Fragestellung wurde im Frühjahr
2019 an der Katholisch-Theologischen Fakultät
der Universität Salzburg ein Gestaltungswettbewerb
ins Leben gerufen, der
die Anbringung eines neuen Kruzifixes
im Hörsaal 101 zum Ziel hatte. Es wurden
Studierende aus den unterschiedlichen
Fachbereichen dazu aufgerufen, Vorschläge
einzureichen. Im Rahmen des Wettbewerbes
bestand für alle Interessierten
die Möglichkeit, an einer Ringvorlesung
teilzunehmen und so neue Perspektiven
in Bezug auf die Kreuzthematik zu entwickeln.
In dem Buch „Das Kreuz“ sind
diverse Beiträge zu finden, die sich mit
dem Kreuz aus theologischer, kunstwissenschaftlicher,
aber auch gesellschafts- und
religionswissenschaftlicher Perspektive
heraus auseinandersetzen. Auf einen
wissenschaftlichen Teil folgt eine Übersicht
der von Studierenden eingereichten
Ideen, wie das neue Kreuz des Hörsaals
aussehen könnte. Das Buch ist nicht nur
sehr interessant zu lesen, da es diverse
wissenschaftliche Aspekte widerspiegelt.
Man kann sich zudem dank vieler farbiger
Abbildungen den gesamten Prozess
gut vor Augen führen.
Kathrin Müller: Das Kreuz. Eine Objektgeschichte des bekanntesten Symbols von der Spätantike bis zur Neuzeit, Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2022; 302 S.; 35,00 €; ISBN 978-3-451-38713-5
Eine ganz andere Perspektive auf das
Kreuz nimmt die Kunsthistorikerin Kathrin
Müller ein. Sie nimmt die Entwicklung
des Kreuzes als Objekt (Bilder, Schnitzereien,
Buchmalereien, Schmuckgegenstände,
Reliquiare) chronologisch von
der Spätantike bis in die Gegenwart in
den Blick. In zehn Kapiteln – das letzte
widmet sich aktuellen Kreuzdebatten in
Deutschland – wird der Leser in die Geschichte
des Kreuzes eingeführt und kann
diese auch anhand vieler farbiger Abbildungen
nachvollziehen. Es wird darauf
eingegangen, wie das Symbol des Kreuzes
von ganz unscheinbaren Anfängen
zum zentralen Erkennungszeichen abendländischer
Kultur werden konnte.
Die Autorin
geht nicht nur auf kunsthistorische
Aspekte ein, sondern behandelt auch
theologische Fragestellungen wie die nach
der Bedeutung des Kreuzes. Das Buch
vermittelt ein sehr breites Grundwissen
und fördert die Sensibilität, die die Auseinandersetzung
mit der Frage nach der
Bedeutung des Kreuzes für die heutige
Zeit verlangt. Nicht nur Kunstinteressierte
kommen aufgrund der detaillierten
Darstellungen und Besprechungen der
meist für den liturgischen Kontext entstandenen
Kunstwerke auf ihre Kosten,
sondern auch diejenigen, die aus anderen
Motiven am Kreuz und dessen Kulturgeschichte
interessiert sind.
Pia Pauli, Münster