Forum Weltkirche. Zeitschrift für kontextuelle Theologien 4/2016

Heft 4/2016Schwerpunkt: Die Schöpfung, unser gemeinsames Haus

Inhalt

Vor gut einem Jahr, am 18. Juni 2015, erschien Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’. Ausdrücklich wendet sich der Papst in diesem Schreiben an »jeden Menschen, der auf diesem Planeten wohnt«. Und in der Tat hat die Sorge für das gemeinsame Haus, über die der Papst schreibt, auch außerhalb der Kirche positive, ja begeisterte Reaktionen hervorgerufen.

Um die Wirkung dieses »lebenswichtigen« Schreibens – eines Schreibens, dem das Leben wichtig ist – zu bilanzieren, ist es noch zu früh. Allerdings lässt sich schon jetzt festhalten, dass Laudato si’ die Notwendigkeit, sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen, sprich: die Schöpfung zu bewahren, neu und eindringlich bewusst gemacht hat. Initiativen und Bewegungen innerhalb wie außerhalb der Kirche fühlen sich vom Papst angeregt, ermutigt und bestätigt. Laudato si’ ist ein durch und durch franziskanischer Impuls. In seinem Namensgeber, dem heiligen Franziskus von Assisi, sieht der Papst »das Beispiel schlechthin für die Aufmerksamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie«. In der Figur des heiligen Franziskus klingt die spirituelle Seite der Ökologie an, die heute oft als praktische oder gar nur technische Aufgabe wahrgenommen wird. Die Beiträge dieses Heftes beleuchten beide Seiten. Ein Ordensbruder des Papstes, der indische Theologe Michael Amaladoss, zeichnet die Spiritualität der Schöpfung nach, die Franziskus in Laudato si’ entwickelt. Beiträge aus Bolivien und von den pazifischen Inseln zeigen die praktischen und politischen Herausforderungen der Umweltzerstörung und des Klimawandels.

Diese unterschiedlichen Perspektiven wollen das Anliegen von Laudato si’ vertiefen und den Blick weiten, damit die Anregungen der Enzyklika weiterwirken, damit ein Dialog entsteht »über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten«, damit wir neu über die Änderung unseres eigenen Lebensstils nachdenken. Die Enzyklika darf kein bloßes Papier sein, das geduldig ist. Sie muss ein Impuls sein, der ungeduldig macht.