Klare Regeln vorlebenFachkräfte im Ganztag

Die Leitung von Gruppen hat neben professionellem, erlerntem Verhalten auch immer mit den eigenen Vorlieben zu tun. Was zur jeweiligen Person aus eigener Sicht passt, beeinflusst dieses Feld der Arbeit. Wenn pädagogische Fachkräfte mit diesem Aspekt reflektiert umgehen, macht dies einen Teil der guten Bezugsbetreuung aus.

Pädagogische Fachkräfte können zum Beispiel aus ihrem eigenen Hobby ein Angebot entwickeln. So kann sich die persönliche Begeisterung ganz natürlich auf die Kinder übertragen und eine Gruppe prägen. Natürlich reichen die Vorlieben einer pädagogischen Fachkraft nicht aus, damit die Gruppenarbeit gelingt. Darüber hinaus ist es wichtig, im Blick zu haben, ob eine Gruppe oder deren einzelne Mitglieder in einer bestimmten Situation einen „Mediator“ zur Vermittlung zwischen unterschiedlichen Interessenslagen, einen „Richter“ zum Treffen einer klaren Entscheidung bzw. zur Durchsetzung der Regeln oder einen „Verbündeten“ zur Unterstützung brauchen. Unsere Einrichtungsleitungen erleben es zudem als essenziell, dass pädagogische Fachkräfte klare Regeln aufstellen, die dem Alter und Entwicklungsstand entsprechen – und diese den Kindern auch vorleben. So wird es zum Beispiel nicht funktionieren, die Kinder dazu anzuhalten, eine Person aufzusuchen, statt durch die ganze Klasse zu rufen, wenn die pädagogische Fachkraft selbst auf ihrem Platz sitzen bleibt und laut durch den Raum kommuniziert. Das eigene Verhalten kann die Gruppenregeln untergraben. Ihre Vorbildfunktion wird von pädagogischen Fachkräften oft unterschätzt.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es leichter ist, sehr strukturiert und in einem engen Setting mit einer Gruppe zu beginnen. Hierdurch wird die eigene Rolle als Gruppenleitung gefestigt. Dazu gehört auch, die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Kinder in der Gruppe zu moderieren. Dies ermutigt die Kinder zu einem offenen Austausch untereinander und trägt zur Bildung eigener Meinungen bei. Erst wenn Strukturen, Regeln und Fähigkeiten gefestigt sind und das gegenseitige Vertrauen in der Gruppe gewachsen ist, kann die pädagogische Fachkraft stärker aus dem Hintergrund heraus agieren. Schwieriger ist es, aus einer anfänglichen „Laisser-faire-Haltung“ heraus nachträglich eine Struktur aufzubauen.

Basis einer gelingenden Gruppenarbeit ist außerdem der Aufbau einer tragfähigen Bindung zu den Kindern. Bei der pädagogischen Arbeit in der Nachmittagsbetreuung an Schulstandorten handelt es sich immer um Beziehungsarbeit. Die pädagogische Fachkraft sollte mit jedem Kind in persönlichem Kontakt stehen, es dort abholen, wo es in seiner Entwicklung steht und es individuell fördern.

Wichtig ist unseren Einrichtungsleitungen ebenfalls, dass die pädagogischen Fachkräfte Partizipation und Inklusion als eine Haltung betrachten und nicht nur als eine Methode ansehen. Kinder sollen im pädagogischen Alltag fortwährend zur Meinungsäußerung angehalten werden. Mit- und Selbstbestimmung sollen in einem festgelegten Rahmen zur Selbstverständlichkeit werden. Wir stärken die Stärken der Kinder, handeln ressourcenorientiert und versuchen alles möglich zu machen, um alle Kinder an allen Angeboten teilhaben zu lassen.

10 Tipps zur Gruppenarbeit

  • Für die Herausbildung sozial-emotionaler Kompetenzen brauchen Kinder im Grundschulalter Kontakt zu anderen Kindern.
  • Fachkräfte in der Ganztagsbetreuung sollten dafür sorgen, dass sich Kinder in Gruppen zum Spielen finden können.
  • Solche Kindergemeinschaften sind in der Regel kleiner als die nach Verwaltungsvorgaben eingerichteten Betreuungsgruppen oder Schulklassen der Einrichtung.
  • Idealerweise kennen Fachkräfte ihre Kinder, deren Interessen und Besonderheiten gut. Dann können sie die Gruppenfindung unterstützen oder allein gebliebene Kinder in eine Gemeinschaft vermitteln.
  • In der Ganztagsbetreuung sollten die Kinder Gelegenheit haben, selbstständig und ohne ständiges Eingreifen der Fachkräfte miteinander zu spielen. Entscheidend ist, auch die Konfliktlösung den Kindern zu überlassen – innerhalb eines gesetzten Rahmens.
  • Fachkräfte sollten allerdings intervenieren, wenn dabei die Grenzen zu verbaler oder körperlicher Gewalt überschritten werden.
  • In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass Fachkräfte beschämte oder in ihrer Würde verletzte Kinder beim Verbalisieren ihrer Kränkungen unterstützen.
  • Schon das Mittagessen – oft Beginn des Betreuungsangebotes – ist für Kinder eine Möglichkeit, sich für das folgende Spiel als Gemeinschaft zu finden.
  • Eine mit ständigen vordefinierten Angeboten strukturierte Betreuung behindert die Selbstständigkeit der Kinder und das Finden von Gruppen. Stattdessen sollte die Teilnahme an den Angeboten offengehalten werden.
  • Fachkräfte müssen ihrer Vorbildrolle gerecht werden und Konflikte so lösen, wie sie dies den Kindern vorleben wollen.

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