Klischee und WahrheitAlternative Familienformen im Faktencheck

Das Vorurteil: Kinder brauchen Mutter und Vater!

Die Fakten:
Die Wissenschaft ist sich einig: Ob sich ein Kind gut oder schlecht entwickelt, hat nichts mit der sexuellen Orientierung von Müttern und Vätern zu tun – und auch nichts mit dem Geschlecht der Eltern. Entscheidend sind die Bindung zwischen Eltern und Kind, das Klima in der Familie und die soziale Einbettung.

Das Vorurteil: Wer bei homosexuellen Eltern aufwächst, ist benachteiligt

Die Fakten:
Kinder aus Regenbogenfamilien sind weder in ihrer sozialen, psychischen noch sexuellen Entwicklung eingeschränkt. Das bestätigen verschiedene Studien aus den USA und inzwischen auch aus Deutschland. So hat die Soziologin Marina Rupp vom Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg im Jahr 2009 die Lebensbedingungen von Kindern aus Regenbogenfamilien untersucht.
Das Ergebnis: Kinder aus Regenbogenfamilien neigen nicht mehr als andere zu Depressionen, können ihre Persönlichkeit ungestört entwickeln und unterscheiden sich auch in der Leistung nicht von ihren Mitschülern. Die Ergebnisse der Studie, bei der 1059 Eltern in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften und 95 Kinder befragt wurden, zeigen „keine grundlegenden Unterschiede zwischen gleichgeschlechtlichen und heterosexuellen Familien“, schreibt Rupp in ihrem Report.

Das Vorurteil: Alleinerziehende verdienen Mitleid

Die Fakten:
Ja, es stimmt – der finanzielle Druck und das Armutsrisiko ist bei Einelternfamilien besonders hoch, der Alltag hektischer, die Zeit knapper als bei Paarfamilien. Das ist aber noch lange kein Grund, immer mit einem Defizitblick auf die Alleinerziehenden zu schauen, sagt Miriam Hoheisel vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV). „Einelternfamilien sind heutzutage eine selbstverständliche Familienform unter vielen. Was Alleinerziehende Tag für Tag leisten, verdient Respekt und Anerkennung. Auch in Einelternfamilien gibt es oft viel Kreativität, Vitalität, Flexibilität und Kompetenz.“ Zudem muss alleinerziehend nicht heißen, ohne Partner zu leben. Laut Bundesfamilienministerium lebt fast jede dritte alleinerziehende Mutter in einer festen Beziehung.

Das Vorurteil: Das alles ist doch noch kein Thema für die Grundschule!

Die Fakten:
Zum Bildungsauftrag von Grundschulen gehört, Respekt vor anderen Lebensformen zu vermitteln und eine diskriminierungsfreie Lernumgebung zu schaffen. Daher ist es wichtig, dass vielfältige Familienformen, sexuelle Vielfalt und gleichgeschlechtliche Lebensformen an Schulen sichtbar sind.  

Bisexualität: Als bisexuell werden Menschen bezeichnet, die emotionale und sexuelle Beziehungen zu Personen des eigenen und eines anderen Geschlechts leben oder leben wollen.

Gender: Der Begriff steht für das soziale Geschlecht und bezieht sich nicht auf die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau, sondern auf alles, was in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird – etwa Verhalten, Kleidung und Beruf.

Intersexualität: Intersexuelle Menschen haben angeborene Geschlechtsmerkmale, die nicht in die Kategorien männlich oder weiblich passen. Manche Intersexuelle bezeichnen sich auch als Hermaphroditen oder Zwitter. Das Bundesverfassungsgericht hat im November 2017 die Rechte intersexueller Menschen gestärkt. Künftig muss der Gesetzgeber neben männlich und weiblich einen dritten Geschlechtseintrag im Geburtenregister ermöglichen. Laut Verein Intersexuelle Menschen e. V. leben in Deutschland 80 000 bis 120 000 Intersexuelle.

LGBTI: LGBTI ist die Abkürzung für die englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexuell/Transgender und Intersexual.

Queer: War früher ein Schimpfwort für Lesben und Schwule. Die LGBTI Community hat sich den Begriff aber angeeignet und ihn zu etwas Positivem umgewandelt. Inzwischen wird „queer“ als Sammelbegriff für alle Personen verwendet, die nicht der heterosexuellen Geschlechternorm entsprechen.

Transgender: Oberbegriff für alle, die die ihnen von der heterosexuellen Norm zugewiesenen Geschlechterrolle ablehnen. Umfasst auch inter- und transsexuelle Menschen.

Transsexualität/Transidentität: Transsexuelle identifizieren sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht. Viele streben eine Anpassung an das andere Geschlecht an und nutzen dazu chirurgische oder hormonelle Therapieformen.

Zusammengestellt von Ulrike Schattenmann  

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