Neues aus KrempelUpcycling

Vieles, was bei uns im Abfall landet, könnte noch wunderbar weiterverwertet werden. Also: Gelbe Säcke und anderen Krempel durchforsten und dann ab in die Werkstatt! Drei Beispiele, wie aus Müll schöne Dinge werden.

Neues aus Krempel
© Michael Fink, Berlin

Regenbogen-Renner

Die Idee: Aus gebogenem Draht mit Trinkhalmverkleidung entsteht ein quietschbuntes Miniaturfahrrad. Als schillernde Räder dienen zwei alte CDs. Der fertige Regenbogen- Renner sieht nicht nur toll aus – er rollt sogar.

Das wird gebraucht: einfache bunte Trinkhalme aus Plastik, Blumendraht, CDs, Seitenschneider, Bastelschere, ein Stück Schwamm oder Schaumstoff

So geht’s: Die Strohhalmstücke für den Rahmen des Fahrrads zurechtschneiden; hier hilft ein Bild eines Fahrrades als Vorlage. Bei den drei Gabeln, die Vorderrad (einmal) und Hinterrad (zweimal) zusammenhalten, die doppelte Länge Strohhalm verwenden und in der Mitte knicken. Die Halme bekommen einen Kern aus Draht: Dafür mit dem Seitenschneider Blumendraht in Stücke schneiden, die jeweils fünf bis sechs Zentimeter länger sind als das Strohhalmrohr. Die Drahtenden verdrehen, um so die Rohre miteinander zu verbinden. Mit der Mitte des Rahmens beginnen. Um die vordere und hintere Gabel zu bauen, den beziehungsweise die Strohhalme bis zur Mitte durch das Loch einer alten CD stecken und die Enden am Rahmen befestigen. Als Sattel ein Stück Schwamm oder Schaumstoff zurechtschneiden und an das überstehende Drahtende des Mittelrohrs stecken. Die aus dem vorderen Rahmen ragenden Drahtenden mit kurzen Strohhalmstücken umhüllen und zum Lenker umbiegen. Auch den Ständer aus Halm und Draht zurechtbiegen.

Meine Tüte

Die Idee: Aus vielen dünnen Plastiktüten wird durch Bügeln ein stabiles Material hergestellt, das sich zum Herstellen dekorativer Taschen eignet.

Das wird gebraucht: pro Vorhaben mehrere Plastiktüten mit tollen Farben und Mustern (besonders geeignet sind die leicht knisternden Polyethylen-Tüten), Bügeleisen und Unterlage, Backpapier, Schere, eventuell Nähzeug

So geht’s: Die Plastiktüten entlang der Schweißnähte und am Boden aufschneiden und doppelte Schichten sowie eventuell vorhanden Henkel entfernen. Den Bügelplatz großflächig mit Backpapier bedecken, um zu verhindern, dass das Plastik am Untergrund kleben bleibt. Zwei oder drei Schichten Tütenfolie übereinander auf dem Backpapier auslegen und das Ganze mit Backpapier bedecken. Dabei reichlich Rand vom Backpapier überstehen lassen. Vorsichtig testend mit dem Bügeln beginnen – die Folien sollen fest verkleben, ohne zu verschrumpeln. Stimmt die Hitze, sieht man das an der sich verändernden Struktur der Tüte unter dem Backpapier, sie ähnelt einer Lkw-Plane. Während diese erste Schicht vor allem stabil sein soll, sind weitere Schichten rein ästhetisch: Aus bunten Tüten Muster schneiden und zum Bespiel Herzen aufbügeln. Aufgelegte Längs- und Querstreifen ergeben ein Karomuster. Um eine Tasche zu erhalten, die Schichten entweder zusammennähen oder an den Kanten zusammenbügeln. Dabei eine Schicht Backpapier als Schablone zwischen zwei Tütenschichten legen, damit nicht zu viel Fläche zusammengeklebt wird. Als Henkel können die Original-Henkel der ursprünglichen Tüte wieder angebügelt werden.

Wildes Windspiel

Die Idee: Durch Bemalen, Aufschneiden und eine pfiffige Anbringung entsteht aus leichten Plastikflaschen ein farbenfrohes Windspiel.

Das wird gebraucht: dünnwandige Plastikflaschen, passende Schraubverschlüsse aus Plastik, Acryl- oder Temperafarbe, Pinsel, eventuell buntes Klebeband, Vorbohrer, Strohhalm, Speiche oder Schaschlikstab, Korken, Holzleiste, Gummiband oder Luftballon

So geht’s: Den Boden der Flasche vorsichtig abtrennen, zum Beispiel mit einer fein gezahnten Eisensäge. Mit zähflüssiger, möglichst wasserfester Farbe bunte Ringe um die Flasche herum malen. Ist die Farbe getrocknet, mit dem Schneiden beginnen. Damit die Streifen ungefähr gleich groß werden, systematisch bis kurz unter den Flaschenrand schneiden: Den zweiten Schnitt genau gegenüber des ersten setzen, dann je einen in der Mitte der beiden Schnitte und noch einmal in der Mitte der vier entstandenen Streifen schneiden. Die Streifen umklappen und von einer Seite jeweils ein klein wenig einfalten. So stehen sie leicht schräg wie die Rotorblätter eines Hubschraubers und drehen sich leichter im Wind. Einen Korken in den engen Flaschenhals stecken und mit etwas Kleber daran befestigen. Eine Fahrradspeiche oder einen Schaschlikstab in den Korken stecken. Jetzt den Flaschenpropeller an einem langen Haltestab befestigen. Dafür dort mit einem Akkubohrer ein kleines Loch bohren. Dann den Propellerstab dort einstecken, jedoch mit kleinen Distanzstücken wie Strohhalmen dafür sorgen, dass etwas Abstand zwischen Propeller und Haltestab ist. Den Propellerstab außen am Holz durch ein mehrfach umwickeltes Gummiband oder einen herumgewundenen Luftballonrest befestigen.

»Viel Raum für Fantasie«

Mit wenigen Materialien und Werkzeugen entsteht aus Müll Recycling-Kunst. Der Pädagoge Michael Fink gibt Tipps, wie das Basteln mit Krempel gelingt.

Warum sollen Kinder mit Müll basteln?
Michael Fink: Man kann aus weggeworfenen Dingen sehr viel machen. Sie sind teilweise sehr aufwendig und komplex hergestellt worden, bestehen also aus hochwertigem Material. Außerdem lassen sie Raum für Fantasie, anders als etwa vorgefertigte Bastelmaterialien, bei denen oft genau vorgedacht wurde, was damit zu machen ist. Bei Krempel muss man zwangsläufig darüber nachdenken, was man damit anstellen könnte. Es gibt keine vorgefertigten Steckverbindungen oder Klebelaschen, ich muss mir beispielsweise selbst einfallen lassen, wie ich zwei Materialien miteinander verbinden kann.

Das heißt, die Kinder haben mehr Gelegenheit für kreatives Denken?
Fink: Genau. Wir haben hier eine ideale offene Ausgangssituation. Ich weiß anfangs oft weder was, noch wie, ich etwas bastle. So entstehen immer wieder Lösungen und Objekte, an die man überhaupt nicht gedacht hat. Wenn man den Kindern Anregungen gibt und Beispiele mit ihnen bastelt, dann nehmen sie das zwar dankbar an, aber sie spinnen das auch sehr schnell weiter und entwerfen ihre ganz eigenen Modelle und Kunstwerke aus Müll. Das fördert ihre Kreativität und auch das handwerkliche Geschick. Sie lernen, sicher mit Werkzeugen umzugehen und dass manche Dinge wunderbar mit Kleber zusammenhalten, andere Materialien aber besser geschraubt oder genäht werden.

Das klingt, als bräuchte man eine Menge Werkzeug.
Fink: Gar nicht. Meist kommt man mit Schere, Akkuschrauber und einer Klebepistole schon sehr weit. Für die meisten Kunstwerke aus Müll braucht man wirklich wenig. Wichtig ist es, den Tisch oder die Arbeitsfläche ein bisschen zu schützen und genug Rohmaterial zur Verfügung zu haben. Da das aber meist Abfallprodukte sind, mangelt es darin nicht. Wir nutzen alltägliche Sachen und verarbeiten sie mit alltäglichen Werkzeugen – das ist nicht sehr aufwendig.

Das Gespräch führte Claudia Füßler.

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