Hoffnung beweist sich im Leid und den schmerzhaften Prüfungen. Doch sie nur auf den salzigen Geschmack von Tränen und das tiefe Schluchzen der Trauer zu reduzieren, nimmt ihr die Tiefe. Zu hoffen macht Freude, begeistert, reißt mit! Und lassen wir der Hoffnung ihre Sinnlichkeit! Sie hat eben auch eine helle Farbe und einen betörenden Geruch. Wenn die Mystiker vom „Parfüm Gottes“ sprechen, dann könnte man sagen, dass zur Hoffnung auch das Riechen, Schmecken und Fühlen gehören. Das Leben schmeckt nach Hoffnung, das dürfen wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Hoffnung hat mit Sinnlichkeit zu tun – mit unseren Sinnen und mit dem Sinn. Dem Sinn, der mich hoffen lässt, dass ich einmal mit Gott Tee trinke und er Kluntjes für mich hat. Denn der letzte Schluck ist süß.
Heiner Wilmer, in: „Trägt. Die Kunst, Hoffnung und Liebe zu glauben“ (Herder, Freiburg 2025)