Mit dem 1. September begehen wir diese Woche einen zu Unrecht wenig bekannten Gedenktag: den Antikriegstag. Er erinnert an den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen im Jahr 1939, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Die zivilisatorische Katastrophe fand ihr offizielles Ende vor genau 80 Jahren mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945. Nachdem in der Sowjetischen Besatzungszone bereits im Folgejahr ein „Weltfriedenstag der Jugend“ begangen wurde, rief der Deutsche Gewerkschaftsbund 1957 erstmals zu Aktionen am 1. September auf.
Die jahrzehntelange Friedenszeit hat uns in Mitteleuropa lange ausblenden lassen, dass die Welt keineswegs überall so friedvoll war und ist. Sie hat kaschiert, dass nicht wenige Konflikte von heute direkte Folgen unseres früheren Handelns sind. Durch den Überall auf die Ukraine und wachsende internationale Spannungen wurde dieser trügerische Schleier des Übersehens jäh davongeweht:
Frieden ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine „immer wieder neu zu erfüllende Aufgabe“, wie das Zweite Vatikanische Konzil formulierte. Daran sollten wir am Antikriegstag erinnern und die gemeinsamen Anstrengungen verstärken – im Kleinen wie im Großen.
1 | Zypern. Um Versöhnung bemüht sich eine Initiative, die auf Zypern fremde Gräber restauriert. Seit der Teilung der Insel in einen griechischen und einen türkischen Teil waren Friedhöfe der vertriebenen ethnischen Minderheiten lange unzugänglich und drohen zu verfallen. Eine Beteiligte erklärte AP News: „So, wie wir von den anderen verlangen, dass sie uns, unsere Toten und unsere Religion respektieren, glaube ich, dass wir ihnen denselben Respekt schulden.“
2 | Dublin. Dagegen warnen nationalistische Stimmen in Irland, dass der Fokus auf Versöhnung den Weg zu einer möglichen Wiedervereinigung blockieren könnte. Sie sehen in der Betonung von Harmonie ein indirektes „unionistisches Veto“ gegen eine Loslösung Nordirlands vom Vereinigten Königreich.
3 | Ramallah. Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat konkrete Unterstützung für die Menschen in Gaza zugesagt, darunter Übergangsunterkünfte, die Instandsetzung von Wasserleitungen und Schulen sowie Arbeitsmöglichkeiten. Um einen Wiederaufbau zu ermöglichen, müsse Israels Regierung die Kämpfe einstellen sowie die Hamas ihre Waffen niederlegen und die Geiseln bedingungslos freilassen.
4 | Kairo. Indes plant Ägypten, seine militärische Präsenz an der Grenze zum Gazastreifen zu verstärken. Das Land befürchtet laut Medienberichten, dass die von Israel geplante Einnahme von Gaza-Stadt und Zwangsumsiedlungen der palästinensischen Zivilisten zu chaotischen Zuständen an der gemeinsamen Grenze führen könnten.
5 | Eichstätt. Diözesanadministrator Alfred Rottler hält die Umsetzung von Synodalität für die wichtigste Aufgabe eines neuen Bischofs im Bistum Eichstätt. Bei der gegenwärtigen Kandidatensuche sei von Gläubigen vielfach der Wunsch nach Partizipation geäußert worden. „Das Thema muss ganz oben auf der Agenda stehen“, sagte Rottler.
6 | München. Im Münchener Hauptbahnhof erinnert seit kurzem eine Holzstatue an den seligen NS-Widerstandskämpfer Rupert Mayer. Mit dem Ausspruch „Ich schweige nicht“ hatte sich der Jesuit gegen das Predigtverbot der Nazis gestellt. Er wurde mehrfach interniert und starb kurz nach Kriegsende.
7 | Vatikan. Papst Leo XIV. hat erneut seine Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht. Anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstages am zurückliegenden Sonntag schrieb er an Präsident Wolodymyr Selenskyj: „Ich flehe den Herrn an, die Herzen der Menschen guten Willens zu bewegen, damit der Lärm der Waffen verstummt und dem Dialog Platz macht.“