Durch tiefgreifende Störungen ließen sich nur noch wenige Befunde dokumentieren. Durch ihre hervorragende organische Funderhaltung stachen dabei eine spätmittelalterliche und eine frühneuzeitliche Latrine heraus. Erstere war aus Bruchsteinen in Trockenbauweise errichtet und mit Moos abgedichtet worden. Sie besaß eine Größe von 2,35 × 1,74 m, war aber leider nur noch etwa 45 cm hoch erhalten. Aus der homogenen Verfüllung, die keine stratigrafische Trennung erlaubte, konnten neben dem üblichen Siedlungsabfall vollständige Keramikgefäße, Hohlglasfragmente, Leder- und Textilreste, Hölzer sowie andere pflanzliche Mikro- und Makroreste geborgen werden. Die Latrine wurde wohl im späten 14. Jh. errichtet und bis ins 15. Jh. genutzt. Spätgotische Bekrönungskacheln, gläserne Noppenbecher und sicherlich auch ein gut erhaltener Lederschuh sprechen für eine Zugehörigkeit der Nutzer zur Oberschicht der Jenaer Bevölkerung.
Aus dem sehr gut erhaltenen Lederschuh des 14. Jh. wurden noch brauchbare Teile ausgeschnitten, bevor er in die Latrine gelangte. Eine Zuordnung zur gesellschaftlichen Oberschicht lässt sich auch auf die zweite, überwiegend im 16. Jh. genutzte Latrine vermuten, deren Fundmaterial sich u. a. mit Wandbrunnenfragmenten, Papierresten und venezianischem Glas möglicherweise in einen universitären Kontext stellen lässt.
Letztmalig trat auch das 300 m2 große polychrom geflieste Becken des Orchideenbrunnens aus dem Jahr 1976 zutage. Durch die georeferenzierte Erfassung des Fliesenspiegels des 1995 niedergelegten Brunnens konnte die Erinnerung an ein Stück Jenaer DDR-Geschichte für die Bevölkerung gesichert werden.
C. Bock, T. Schüler, Dr. Tim Schüler
Mit freundlicher Genehmigung des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie