Argishtikhinili ist eine alte Festungsstadt, die 774 v. Chr. gegründet wurde. Im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. war sie eines der wichtigsten Verwaltungs- und Wirtschaftszentren des Königreichs Urartu im Südkaukasus.
Die Leitung der Arbeit liegt bei Dr. Mateusz Iskra vom Zentrum für Mittelmeerarchäologie der Universität Warschau (PCMA UW) sowie bei Hasmik Simonyan vom Institut für Archäologie und Ethnographie der Staatlichen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien und dem Dienst zum Schutz der historischen Umwelt sowie der Museen und Kulturreservate Armeniens.
In der vergangenen Saison untersuchte ein Teil des Forschungsteams große Reihenhäuser mit einer Nutzfläche von rund 400 Quadratmetern. Diese Häuser werden vorläufig auf das späte 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. datiert. „Wir waren überrascht, wie gut diese Strukturen erhalten sind. Die ausgegrabenen Räume enthalten noch immer die ursprünglichen Böden aus Lehmziegeln und Steinplatten“, so Dr. Iskra.
Dadurch erhielten die Archäologen Informationen, die es ihnen ermöglichten, einige Aspekte des Alltagslebens der antiken Bewohner zu rekonstruieren. In einem der Häuser wurde ein Lagerraum entdeckt, in dessen Boden noch immer große Vorratsgefäße vergraben waren. Die größte Überraschung bot jedoch der angrenzende Raum.
Eine Götzenfigur aus Tuffstein
„In der Nähe der Seitenwand eines kastenförmigen Steinobjekts stießen wir – zu unserer Überraschung – auf eine Steinplatte, in die die Züge eines menschlichen Gesichts eingraviert waren. Es handelt sich um eine Götzenfigur, die in ihrer ursprünglichen Position erhalten geblieben ist“, so Dr. Iskra.
Die etwa einen halben Meter hohe Figur wurde aus vulkanischem Tuffstein gehauen. Sie zeigt ein stark vereinfachtes Gesicht mit ausgeprägten Augenbrauen, eng beieinanderliegenden Augen, einer langen Nase und einem schmalen Mund. Ähnliche Idole sind von anderen Fundorten in Armenien bekannt und stehen vermutlich mit Ahnen- oder Fruchtbarkeitskulten in Verbindung.
Um die Funktion des Argishtikhinili-Idols besser zu verstehen, ist eine chemische Analyse des Inhalts der Steinkiste geplant – die Forscher hoffen, dabei Spuren von Substanzen zu entdecken, die zur Entschlüsselung seiner Bedeutung beitragen.
Armeniens wohl größter Urnenfelderfriedhof
Die zweite bahnbrechende Entdeckung der Expedition ist ein Urnenfelderfriedhof mit Dutzenden von Brandbestattungen.
© Polnisches Zentrum für Mittelmeerarchäologie
„Die Asche der Verstorbenen wurde sorgfältig in Keramikgefäße gegeben, oft begleitet von Grabbeigaben“, erklärt Hasmik Simonyan, die sich auf Bioarchäologie spezialisiert hat. Sie betont, dass es sich um einen außergewöhnlichen Fund von nationalem Ausmaß handele – wahrscheinlich um den größten und am besten erhaltenen Urnenfelderfriedhof, der bisher in Armenien entdeckt wurde.
Der hervorragende Erhaltungszustand der Urnen ermöglicht es Forschern, die Bestattungsbräuche und Rituale der Gemeinschaft in Gebieten, die stark von der urartäischen Kultur geprägt waren, besser zu verstehen. Diese Entdeckung eröffnet neue Wege für die Erforschung der Sozialstruktur, der Glaubensvorstellungen und der regionalen Kontakte der lokalen Bevölkerung im 1. Jahrtausend v. Chr.
Meldung Universität Warschau