Impuls: Andacht zu einem FamiliengottesdienstGehalten zwischen Himmel und Erde

Andacht zu einem Familiengottesdienst

Jede Jahreszeit ist auf ihre Weise ganz besonders schön. Im Winter kann ich – wenn ich Glück habe – einen Schneemann bauen, im Frühling höre ich unterschiedliche Vogelstimmen, und im Sommer genieße ich in der Sonne mein Erdbeereis. Wenn dann der Herbst da ist, lasse ich meinen selbstgebauten Drachen steigen.

Das hat sich auch Max gedacht. Schon das ganze Jahr freut sich Max darauf, dass Papa endlich einen Drachen mit ihm baut. Damit sie diesen dann bei stürmischem Wetter im Herbst fliegen lassen können. „Wann bauen wir denn endlich unseren Drachen?“, fragt Max schon ungeduldig. Dieses „Wann“ dauerte viel zu lange. Es ist schließlich bereits Herbst geworden. Max wird manchmal ganz schön traurig deswegen. Besonders dann, wenn er die anderen Kinder beim Spielen mit ihren selbstgebauten Drachen sieht. Wie sehr wünscht er sich das auch. So einen tollen Drachen mit einem Rahmen aus Holz und Papier in allen Farben, so dass man seinen Drachen schon von Weitem sehen kann. Und dann der lange Drachenzackenschwanz und natürlich ein Drachengesicht. Aber noch viel mehr wünschte er sich, dass Papa mit ihm diesen Drachen basteln würde. Ob Papa das eigentlich wusste? Wie sehr er sich das wünschte.
Dann überlegt Max, was er alles braucht, um einen Drachen zu bauen. Er geht in Papas Werkstattraum und sucht nach der alten Kiste. In der hat Papa alles drin, womit er früher als Kind schon gebastelt hat. Aus dieser alten Kiste sucht er sich die Gegenstände zusammen: schönes Seidenpapier, Krepppapier für die bunten Schleifen, Rundstäbe, Drachenschnur. In der alten Kiste findet Max noch etwas. Eine Karte, die schon ziemlich alt aussieht. Vorn ist sein Papa auf einer großen Wiese zu sehen, und hinten drauf steht geschrieben: „Auch wenn du oft das Gefühl hast, ich habe keine Zeit für dich. Ich bin immer für dich da. Vergiss das nicht! Dein Papa.“
Als Max die Karte liest, muss er lächeln. Auch sein Papa war manchmal traurig gewesen. Er hatte sich genau wie Max gewünscht, dass sein Papa mit ihm einen Drachen bastelt. Max überlegt kurz, legt dann die Postkarte zurück in die Kiste und nimmt sich fest vor, dass er heute seinen Papa daran erinnern möchte, wie schön es ist, gemeinsam etwas zu machen.
Es kann passieren, dass sich unsere Wünsche nicht erfüllen. Dass Menschen nicht für uns da sein können, so wie wir es uns wünschen. Das kennen Kinder, aber auch Erwachsene. Max hat das erlebt, und gleichzeitig wusste er, wie sehr er sich doch auf seinen Papa verlassen kann. Leider können das nicht alle Menschen.
Max wollte unbedingt einen Drachen bauen. Dazu hatte er die Gegenstände schon alle bereit. (Es wäre gut, wenn die Gegenstände aus einer Kiste im Gottesdienst zum Vorschein kommen). All dies gebraucht er.
Doch wenn er einen Drachen steigen lassen möchte, was braucht er dann noch? (Kinder antworten lassen) Natürlich den Wind. Ohne Wind geht es nicht. Und wenn kein Wind da ist, dann bleibt der Drachen am Boden liegen.
Manchmal bin ich auch am Boden – wie Max oder auch wie dieser Drachen. Ich habe keine Energie, keine Motivation mehr. Ich kann mich nicht aufraffen, es fehlt der Schwung. Vielleicht kennt ihr das auch? So Tage, an denen man kraftlos ist und lustlos.
Dann kann jedem und jeder von uns ganz Unterschiedliches helfen. Wenn jemand zu mir sagt: Komm, los, wir beide schaffen das zusammen, tut mir das gut. Oder schwungvolle Musik. Oder eine leckere Tasse Kaffee. Manchmal spreche ich auch ein Gebet: Gott, ich bin gerade so schlapp und ohne Schwung. Hilf du mir doch!
Dann gibt es Tage, die eignen sich zum Drachensteigen ziemlich gut. Da ist der Wind genau richtig. Und der Drachen sieht richtig schön aus, wie er am blauen Himmel schwebt. Von der Rolle mit der Schnur wickelt sich immer mehr ab und der Drachen steigt höher und höher. Doch ganz plötzlich ist die Schnur ab. Der Drachen fliegt immer weiter und ist fast gar nicht mehr zu sehen. Er wird garantiert irgendwo mit einem Sturzflug in den Bäumen feststecken. Das ist auch nicht optimal gelaufen. Kann aber passieren.
So ein Drachen, der braucht nicht nur Wind, sondern auch einen, der ihn festhält. Sonst wird er ganz haltlos und fliegt davon.
Ich brauche das auch. Jemanden, der mich festhält. Jemanden, der mir Halt gibt. Der sich um mich kümmert. So wie Max seinen Papa brauchte. Für mich ist auch Gott so jemand – wie ein Vater, der da ist und mir ein offenes Ohr schenkt. Der weiß, wann ich ihn brauche.
Gott möchte mich festhalten. Gott möchte sich um mich kümmern.
„Du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du hältst mich fest bei der Hand.
Wenn ich so gehalten bin, brauche ich nichts anderes,
nichts im Himmel oder auf der Erde.
Gott, du bist in allem mein Halt und mein Trost.“ (nach Psalm 73,23 ff.)
Wie gut, dass Gott uns festhält und uns tröstet, wenn wir traurig sind.
Wie gut, dass wir Gott an sein Versprechen erinnern können.
Wie gut, dass Gott immer da ist an windigen, stürmischen und an ruhigen Tagen – zu jeder Zeit und wir ihm alles anvertrauen können.
Amen.

Hinweise zur Gestaltung des Gottesdienstes:

Vorbereitung:
Mit der Kita / einer Kindergruppe werden für die Gottesdienstbesucher:innen kleine Drachen vorbereitet. Diese werden in den Bankreihen / auf den Stühlen verteilt.
Eine Schnur wird durch den Gottesdienstraum gespannt, die von Erwachsenen gut erreichbar ist.

Aktion im Gottesdienst, gut geeignet nach der Predigt:
Auf den gebastelten Drachen werden Bitten / Wünsche geschrieben. Diese werden an einer vorbereiteten Leine aufgehängt und münden in ein Gebet.

Gebet:
Guter Gott, du tröstest uns, wenn wir traurig sind.
Du bist bei uns, wenn wir den Halt verlieren.
Wir bitten dich für unsere aufgeschriebenen Wünsche, sieh, was uns auf dem Herzen liegt.
Wir wollen sie zu dir aufsteigen lassen, so wie der Drachen fliegt.
Und wir bitten dich für all die Menschen, die Schutz und Hilfe brauchen.
Die sich nicht sicher fühlen und in Not sind, sei du bei ihnen.

Liedvorschläge:
freiTöne Nr. 90 (Die Himmel erzählen die Ehre Gottes)
EG 432 (Gott gab uns Atem, damit wir leben)

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