Kinder unter drei Jahren sind in besonderem Maße auf die Fürsorge und den Schutz durch Erwachsene angewiesen. Sie brauchen aufmerksame Bezugspersonen, zu denen sie eine sichere Bindung aufbauen können. Hierbei suchen sie auch aktiv deren körperliche Nähe. Dadurch sehen sich pädagogische Fachkräfte mit der Herausforderung konfrontiert, in ihrer Beziehungsarbeit mit den Jüngsten die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden und grenzverletzende Umgangsformen zu vermeiden (Bawidamann/ Oeffling 2019). Hier treffen jedoch oft unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen aufeinander:
- Wie viel Nähe ist angemessen?
- Wie sieht der Umgang mit kindlicher Sexualität aus?
- Was gilt als Fürsorge – und was schon als Grenzüberschreitung?
Ein umfassendes Kinderschutzkonzept schafft einen sicheren Rahmen zur Orientierung und hilft, klare Grenzen abzustecken sowie standardisierte Regelungen für konkrete Situationen zu etablieren. Es stärkt die Handlungssicherheit aller Beteiligten – und schützt die Rechte der Kinder von Anfang an.
Die Erarbeitung einer gemeinsamen Grundhaltung zum Thema Kinderschutz ist der erste Schritt zu einem tragfähigen Kinderschutzkonzept. Hilfreich ist es, sich im Team dem Thema anzunähern, erste Fragen zu sammeln und die Bedeutung des Konzepts für die eigene Einrichtung zu erörtern. Im weiteren Verlauf geht es darum, einen Prozess zu gestalten, der alle Mitarbeitenden mitnimmt und zum Nachdenken bzgl. des eigenen professionellen Handelns anregt.
Die größte Herausforderung besteht darin, Leitlinien für die Einrichtung zu formulieren, an die sich alle halten und welche die Kinderrechte widerspiegeln.
Inhalt & Weiterentwicklung
Kinderschutzkonzepte dienen der systematischen Verankerung von effektiven Schutzmaßnahmen im pädagogischen Alltag. Ziel ist es, das Wohl von Kindern in Betreuungseinrichtungen zu sichern und bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung richtig zu handeln.
Ein entsprechendes Konzept umfasst u. a. eine Gefährdungsanalyse, um mögliche Risiken in der Einrichtung frühzeitig zu erkennen. Es formuliert klare Regeln für einen angemessenen und respektvollen Umgang mit den Jüngsten. Darüber hinaus beinhaltet es präventive Maßnahmen wie Schulungen für Fachkräfte und einen klaren Ablaufplan für den Fall einer Gefährdung. Zudem beschreibt es die Beteiligungsrechte und Beschwerdemöglichkeiten, die Kinder im Falle einer Gefährdung wahrnehmen können.
Die Kita-Leitung reflektiert mit dem Team regelmäßig die Inhalte des Schutzkonzepts und passt diese an neue Anforderungen an. Im Mittelpunkt stehen dabei die konsequente Beachtung und Umsetzung der Kinderrechte, die eine selbstbestimmte Teilhabe der Kinder am Kita-Geschehen ermöglichen (Baum 2024).
Die Reihe wird in den kommenden Ausgaben mit weiteren Beiträgen fortgesetzt. Hier erfahren Sie, wie ein Kinderschutzkonzept speziell in den Bereichen Wickeln, Essen und Schlafen umgesetzt werden kann.