Kita-Eltern begleiten und beraten: Wie beziehungsorientierte Elterngespräche in der Kita gelingen können

Beziehungsorientierung ist das aktuelle Thema in der Frühpädagogik. Fachkräfte wissen um die hohe Bedeutung verlässlicher und tragfähiger Beziehungs-erfahrungen für junge Kinder. Viele Kinder verbringen heute bereits im frühen Kleinkindalter viele Stunden pro Tag in pädagogischen Einrichtungen. Es gilt daher mehr denn je, beziehungsorientierte Kindertageseinrichtungen zu etablieren und Eltern auf dem Weg zu einer bindungssicheren Elternschaft zu begleiten und zu beraten.

Wie neurowissenschaftliche Befunde zeigen, profitieren Kinder in den ersten Lebensjahren von positiven Bindungs- und Beziehungserfahrungen. Kinder, die sich überwiegend sicher fühlen und feinfühlig in ihrem Aufwachsen begleitet werden, weisen die folgenden Entwicklungsvorteile auf:

  • Ein bindungssicheres Kind erhält beständig „Oxytocin-Booster“, was wiederum die Freisetzung von Stresshormonen im kindlichen Gehirn hemmt. Dies beeinflusst die Entwicklung der entsprechenden Rezeptoren im Gehirn, die so erst ausreichend ausgebildet werden, um auf entsprechende Reize reagieren zu können. 
  • Einfühlsame, verlässliche Bindungspersonen führen zu einer Stressreduktion, was wiederum das Risiko für die Entstehung von späteren psychischen Störungen deutlich reduziert.
  • Bindungssichere Kinder weisen weniger internalisierendes Problemverhalten wie beispielsweise depressive Episoden oder Ängste auf.
  • Bindungssichere Kinder finden sich deutlich besser in ihrer Peer-Group zurecht. Sie weisen eine gute Empathieentwicklung auf und engagieren sich hilfsbereit für andere. Ihr Spielverhalten ist bezogen auf die Reaktion der anderen und es gelingt ihnen, sich flexibler auf die Bedürfnisse von anderen einzustellen.
  • Bindungssicherheit schützt ebenso vor der Entwicklung von externalisierendem Problemverhalten wie zum Beispiel Aggression und Delinquenz.

Pädagogische Fachkräfte als sichere Basis

Natürlich sind es hier vor allem die familiären Prägungen, die Einfluss auf das Kind und seine Entwicklung nehmen. Fachkräfte in Kitas sind jedoch ebenfalls wichtige Bezugspersonen. Natürlich sind es hier Beziehungen auf Zeit: Die Kinder werden die Einrichtung verlassen. Neue Kinder werden nachrücken. Die Erinnerung an die frühe Kita-Zeit wird verblassen. Gerade bei sehr jungen Kindern sind Erinnerungen aufgrund der sog. infantilen Amnesie überhaupt nicht erinnerbar. Das kindliche Gehirn „vergisst“ jedoch nicht. Frühe Erfahrungen nehmen langfristig Einfluss auf die sozio-emotionale sowie kognitive Entwicklung. Dies unterstreicht, wie bedeutsam eine gute Betreuungsqualität in den frühen Jahren ist.  

Wertschätzende und ressourcenorientierte Elterngespräche in der Kita

Kinder sind ab dem Tag ihrer Geburt Individuen. Ihre Entwicklungschancen stehen jedoch in direkter Verbindung zu ihrem Elternhaus. Kindliche Entwicklung findet also immer eingebettet in ein Familiensystem statt, das im besten Fall stärkend und funktional ist. Fachkräfte in Kitas begleiten somit Kinder und ihre Eltern. Der beziehungsbezogenen Expertise pädagogischer Fachkräfte kommt vor allem bei Elterngesprächen hohe Bedeutung zu. Die Tatsache, dass Fachkräfte nicht in verwandtschaftlicher Verbindung zur Familie stehen, macht es ihnen möglich, neutral, wertschätzend und ressourcenorientiert auf die Familiendynamik zu blicken. Pädagogische Fachkräfte können dann wertvolle Impulse für die weitere familiäre Entwicklung geben, die sich nachhaltig auf das Elternverhalten und die Beziehungsgestaltung mit den Kindern auswirken. Ein gelingender Kreislauf, in dem die Erwachsenen gemeinsam Verantwortung für das Kindeswohl übernehmen, entsteht.

Eingewöhnung, Herausforderungen mit Kindern und Familien und auch Übergänge bei Neubeginn, Abschied oder Veränderungen sind dabei die großen Themen in (schwierigen) Elterngesprächen in der Kita. Auch Missverständnisse in der Kommunikation mit den Eltern oder auch mehr oder weniger konkrete Anliegen der Familien können Themen in Elterngesprächen sein. Als Fachkraft einfühlsam und lösungsorientiert mit Eltern ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben, ist Aufgabe und Herausforderung zugleich. Gelingende, beziehungsorientierte Elterngespräche bieten große Chancen für das Wohl des Kindes.

Ziele beziehungsorientierter Elterngespräche

Eine beziehungsorientierte Begleitung von Kindern und Familien ist von Wertschätzung, Interesse und achtsamer Zuwendung geprägt. Die Haltung der Offenheit und Neugier ergänzt das professionelle Berufsverständnis in Elterngesprächen in der Kita und unterstützt eine grundsätzlich neutrale, wertschätzende sowie kultursensible Annäherung an ganz unterschiedliche Familienformen und            -systeme. Ein wirkliches Verstehen-Wollen, eine urteilsfreie Haltung kann Fachkräfte durch schwierige Elterngespräche tragen.

„Nach einem guten Gespräch haben Eltern in aller Regel neue Einsichten gewonnen, fühlen sich gestärkt sowie informiert. Sie können möglicherweise (wieder) einfühlsamer mit ihrem Kind umgehen und sind auch weniger in Sorge, dass ihnen die Erziehung des Kindes missglücken könnte!“
Quelle: Kita-Eltern begleiten und beraten von Eliane Retz

Elterngespräche sind immer individuell zu gestalten. Zugleich gibt es Merkmale von guter Kommunikation sowie Ziele, deren Erreichung Orientierung bietet. Diese sind:

  • Würdigung der erbrachten Fürsorgearbeit auf Elternseite
  • Anerkennung des elterlichen Bemühens, ihr Kind empathisch zu verstehen, auch dann, wenn dies bislang selten gelingt
  • Eine verständnisvolle, angenehme sowie akzeptierende Gesprächsatmosphäre, um die Selbstöffnungsbereitschaft der Eltern zu erhöhen 
  • Festigung der Erziehungspartnerschaft basierend auf Vertrauen und Respekt
  • Eine gute Auftragsklärung: Was soll heute hier besprochen werden und was darf getrost auf später verschoben werden?

Pädagogische Fachkräfte sind Fürsprechende der Kinder – sie können Eltern für kindliche Bedürfnisse sensibilisieren. Sie können Eltern wertvolle Einsichten über aktuelle Entwicklungsthemen vermitteln. Sie können Elternteile motivieren, sich weiterzuentwickeln und neugierig auf die Entwicklungsschritte ihrer Kinder zu blicken. So können sich sichere Bindungserfahrungen im Rahmen einer guten Erziehungspartnerschaft potenzieren.

Dr.in Eliane Retz ist Pädagogin, systemische Beraterin und Autorin. Seit vielen Jahren berät sie Eltern bindungsorientiert. Eliane Retz ist langjährig in der Fortbildung für pädagogische Fachkräfte tätig und setzt sich für eine bindungsorientierte Begleitung von Kindern und Familien in Kitas ein. Ihr Buch Kita-Eltern begleiten und beraten. Konkrete Impulse für beziehungsorientierte Elterngespräche ist hier im Shop erhältlich.

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