Taufe

Taufe heißt das erste und grundlegende christliche Sakrament.

Taufe
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Biblische Zeugnisse

Wenn auch im Umfeld der frühesten christlichen Gemeinden rituelle Bäder und Waschungen vorkamen, so besteht doch ein theologischer Konsens darüber, dass nicht ihretwegen die Taufe eingeführt wurde, sondern wegen des Vorbilds, das Jesus selber gab, als er sich durch Johannes den Täufer im (fließenden Wasser des) Jordan taufen ließ (Mk 1, 9 par.). Die Taufe des Johannes war eine Symbolhandlung, mit der die Bereitschaft, das Leben neu nach den Weisungen Gottes zu gestalten (Metanoia), und die Vergebung der Sünden zum Ausdruck gebracht wurden. Die Taufe war und ist wie beim Täufer Johannes ein einmaliger Akt. Sie wurde aber von Anfang an mit der Gabe des Heiligen Geistes verbunden (Mk 1, 8 u. ö.) und geschah „auf den Namen Jesu“ (Apg 2, 38; 10, 48).

In der ältesten Tauftheologie versteht Paulus die Taufe als sakramentalen Mitvollzug des Todes Jesu (Röm 6, 3–11) zur Bezeugung der Absage an ein „altes“ Leben und des Vertrauens auf ein „neues“ Leben mit dem auferweckten Christus. Dieses neue „Sein in Christus“ ist bei Paulus unlösbar mit der Gabe des göttlichen Pneuma und dem Beginn der kirchlichen Existenz in der Taufe verbunden (1 Kor 1, 10–17; Gal 3, 26 ff.; 5, 24 f. u. ö.). Der sog. Taufbefehl (Mt 28, 18 ff.) mit seiner „triadischen Formel“ geht nach überwiegender exegetischer Auffassung nicht auf Jesus zurück, sondern er bezeugt eine bereits entwickelte Taufliturgie. Apg enthält zahlreiche Zeugnisse für frühchristliche Taufpraxis, in der das Verständnis der Taufe als Initiation deutlich wird. Dass die Gabe des Heiligen Geistes nicht ausschließlich an die Taufe gebunden ist, wird daran ersichtlich, dass sie durch Handauflegung vor der Taufe geschieht (Apg 9, 17 ff.; 10, 44–48) oder ihr nachfolgt (Apg 8, 14–15; 19, 1–7). Joh 3, 5 ist als Zeugnis für die Wiedergeburt aus dem Wasser (der Taufe) und dem Geist bedeutsam.

Zur Geschichte

Für die Taufpraxis der alten Kirche existieren viele Zeugnisse vom 2. Jh. an; vgl. auch Kindertaufe. Eingehend sind die Ausführungen in einem Hippolyt zugeschriebenen Text aus dem Beginn des 3. Jh. Der Taufe ging ein Unterricht über die Glaubensinhalte und die christliche Lebensgestaltung voraus, das (meist 3 Jahre dauernde) „Katechumenat“, von Wortgottesdiensten begleitet. Das Taufwasser wurde geweiht. Die Taufliturgie umfasste u. a. einen Exorzismus, eine Salbung, das Glaubensbekenntnis (in der Gestalt einer Befragung), die Taufe durch Übergießen mit oder Untertauchen in Wasser, die Handauflegung (in den ersten Jhh. durch den Bischof), nochmalige Salbung, Friedenskuss, Eucharistiefeier. Etwas andere Gestaltungen sind z. B. für Syrien, Jerusalem und Konstantinopel bezeugt.

Die zunehmende Größe der Gemeinden war der Anlass, dass die Priester als Gehilfen des Bischofs normalerweise die Taufe spendeten und dem Bischof die Vollendung der Liturgie in der Firmung vorbehalten wurde. Vom 13. Jh. an wurde den Kleinkindern in der Westkirche die Eucharistie nicht mehr gereicht. Zu theologiegeschichtlichen Problemen: Ketzertaufe, Donatismus, sakramentaler Charakter.

Im Gefolge der Reformation, die unverändert an der Tauftheologie festhielt, kam, angefangen mit der Täuferbewegung des 16. Jh., immer wieder die Forderung auf, die persönliche Glaubensentscheidung müsse der Taufe vorausgehen (z. B. Mennoniten, Baptisten, im 20. Jh. K. Barth †1968 u. a.). Liturgische Erneuerungsbemühungen und ökumenische Gespräche galten der Neuordnung der Initiationsriten. In der römisch-katholischen Kirche wurde die Einbettung eines Kindes in die gläubige Existenz der Familie so hoch bewertet, dass bei Zweifeln daran ein Taufaufschub für ratsam gehalten wird. Die nachchristliche Gesellschaft bedingte die Erneuerung der Erwachsenentaufe und, verbunden mit ihr, die Wiedereinführung einer eingehenden Unterweisung in christlichen Glauben, Spiritualität und Lebensführung (das wiederbelebte Katechumenat, nicht mit dem problematischen „Neokatechumenat“ zu verwechseln). In orthodoxen Ostkirchen bestehen Zweifel an der Gültigkeit der von Nichtorthodoxen gespendeten Taufe.

Zur aktuellen Auffassung

In sehr vielen aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen besteht zusammen mit der römisch-katholischen Kirche die Überzeugung, dass die Taufe ein ganz wesentliches Element bestehender Einheit der Christen und der getrennten Kirchen darstellt. In katholischer Sicht besteht die erstrangige Wirkung der Taufe in der Eingliederung in die Kirche (ihr gegenüber tritt die im Glaubensbekenntnis bezeugte Vergebung der Sünden, die im Zeichen der Kindertaufe als Tilgung der Erbsünde verstanden wurde, zurück). Die Heilsnotwendigkeit der Taufe wird analog zur Heilsnotwendigkeit der Kirche gestuft verstanden (Bluttaufe im Martyrium, Begierdetaufe durch ein Votum usw.). An der Möglichkeit für Nichtgetaufte, durch die vergebende Gnade Gottes das ewige Heil in der Vollendung erlangen zu können, bestehen keinerlei Zweifel mehr (vgl. auch übernatürliches Existential, Anonymes Christsein). Nach offizieller katholischer Lehre kann jeder Mensch, Frau oder Mann, taufen, auch Angehörige anderer Religionen, Ungetaufte, wenn sie die Intention haben, das zu tun, was die Kirche in der Taufe tut, auch wenn sie das nicht bejahen. Die gültige Taufe geschieht durch Aufgießen von Wasser oder Untertauchen im Namen der göttlichen Trinität gemäß Mt 28, 19. Für die feierliche Taufe und die Paten gelten eigene Bestimmungen, in denen die Bedeutung der eigenen Pfarrgemeinde, des Pfarrers und des Sonntags zur Geltung kommt.

Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder

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