Papst Franziskus

Papst Franziskus ist im Jahr 2013 zum 265. Nachfolger Petrus‘ gewählt worden. Er folgte damit als Pontifex auf Papst Benedikt XVI. em. nach dessen Amtsverzicht. Zuvor war er Erzbischof von Buenos Aires, ab 2001 Kardinal in Rom.

Vom Chemietechniker zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche: Ausbildung und Lebensweg von Papst Franziskus

Papst Franziskus ist der erste Nicht-Europäer auf dem Heiligen Stuhl. Auch seine Ausbildung ist ungewöhnlich für einen Papst und keineswegs geradlinig: Geboren am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, absolvierte er als junger Mann zunächst sein Diplom als Chemietechniker, entschied sich dann aber für den Weg des Priestertums. Im Alter von 21 Jahren trat er in den Jesuitenorden ein, studierte später Geisteswissenschaften und Theologie in Chile und Buenos Aires. Nach seiner Priesterweihe 1969 ging er für sein Tertiat nach Spanien, im Anschluss war er Provinzial der argentinischen Provinz des Jesuitenordens. In den 1980er Jahren arbeitete er als Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel. 1992 wurde er zum Titularbischof von Auca ernannt, fünf Jahre später wurde er Koadjutor des Erzbischofs von Buenos Aires. Kardinal Quarracino starb gerade einmal neun Monate später, sodass er 1998 dessen Nachfolge als Erzbischof antrat. In seinem Amt als Erzbischof setzte sich Papst Franziskus besonders für die Armen in Buenos Aires ein; auch als er 2001 zum Kardinal ernannt wurde, bat er auf Spenden anlässlich seines Umzugs nach Rom zu verzichten und das Geld stattdessen Bedürftigen zu geben. Er wurde deshalb schon früh als möglicher Kandidat für das Amt des Papstes gehandelt. Seine Wahl zum Papst erfolgte kurz nach dem Amtsverzicht seines Vorgängers Papst Benedikt XVI. em. im Jahr 2013.

Papst Franziskus und sein Vorbild Franz von Assisi: Der „Papst der Armen“

Der bürgerliche Name von Papst Franziskus lautet Jorge Maria Bergoglio. Wie für das Amt des Papstes üblich, nahm er nach seiner Wahl anstelle seines Taufnamens aber einen neuen Namen an, der im Anschluss an das Konklave bekannt gegeben wurde („Habemus Papam“). Papst Franziskus wählte dabei als erster Papst den Namen Franziskus und erinnerte damit an den Heiligen Franz von Assisi (1181-1226), Bettelmönch und Begründer des Franziskanerordens. In einer Audienz mit Medienvertretern im Jahr 2013 begründete Papst Franziskus seine Entscheidung mit einer Begegnung mit Kardinal Claudio Hummes, der ihn nach Verkündigung des Wahlergebnisses darum gebeten habe, die Armen nicht zu vergessen. Dieser Aufruf habe sich bei ihm festgesetzt; er habe spontan an Franz von Assisi gedacht, den „Mann der Armut“. Das habe ihn überzeugt: „Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen“ - der Satz ist bei Papst Franziskus bis heute Programm. Franziskus machte schon zu Beginn seiner Amtszeit Schlagzeilen, weil er – anders als seine Vorgänger – nicht in die für ihn vorgesehene Wohnung im Apostolischen Palast bezog; er lebt stattdessen bis heute in einem eher bescheidenen Zimmer im Gästehaus Santa Marta. Seit seiner Wahl übte er mehrfach Kritik am Kapitalismus, appellierte an Politiker weltweit, Armut nachhaltig zu bekämpfen. „Das Almosen ist etwas Gelegentliches; Teilen ist dagegen dauerhaft“, sagte er in seiner Botschaft zum Welttag der Armen im Jahr 2021. Zugleich schaffte Papst Franziskus mehr Transparenz in den Finanzen des Vatikans. Nach Korruptionsvorwürfe gegen das Staatssekretariat etwa entmachtete er die Finanzbehörde und sorgte für bessere Kontrollen von Spendengeldern. In den vergangenen Jahren ging die Zahl der Ausgaben des Vatikans außerdem deutlich zurück. Vor diesem Hintergrund wird Papst Franziskus in der Öffentlichkeit häufig als „Papst der Armen“ bezeichnet.

Kirche im Aufbruch und Papst Franziskus heute

Papst Franziskus sprach sich frühzeitig für eine politische Kirche aus; bereits in seiner Zeit als Kardinal betonte er, die Kirche sei „aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen“. Bei seiner Pfingstmesse im Jahr 2021 bekräftigte er, die ganze Kirche solle neuen Schwung bekommen, einen neuen Aufbruch erleben. Das macht sich auch in seiner Programmatik immer wieder bemerkbar: einerseits in kirchlichen Reformen. So kündigte Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl an, gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche im Sinne einer „Null-Toleranz“ härter vorzugehen, mit dem Apostolischen Schreiben „Wie eine liebende Mutter“ traten neue Regelungen zur Absetzung von Bischöfen und Ordensobersten im Fall von Vertuschung von sexuellem Missbrauch in Kraft. Andererseits durch das Einbringen von Impulsen in politische Debatten: 2015 veröffentlichte der Vatikan zum Beispiel die Enzyklika „Laudato si“, die sich mit dem Thema Klimaschutz und Erhalt der Schöpfung befasst. Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs nahm Papst Franziskus außerdem mehrfach Kontakt zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf, und forderte „alle Akteure der internationalen Gemeinschaft“ auf, sich „wirklich für die Beendigung dieses verabscheuungswürdigen Krieges einzusetzen“.

Sein Selbstverständnis als „Papst der Armen“ spielt außerdem auch im kirchlichen Alltag eine bedeutende Rolle. Ein wichtiges Ereignis im Kirchenjahr ist zum Beispiel die Via Crucis: Zum Karfreitag leitet der Papst traditionell den Kreuzweg am Kolosseum. Die Gläubigen gehen dann im Schein von Kerzen die 14 Stationen des Leidensweges Jesu nach. Der Papst begleitet sie mit Meditationstexten, die an den Kreuzweg Jesu erinnern. Zu Ostern erteilt er außerdem seinen apostolischen Segen („Urbi et orbi“). Papst Franziskus zelebrierte die Osterfeierlichkeiten häufig als ein Ritual, bei dem er besonders Bedürftige und Menschen in Notlagen einbezog. Zum Gründonnerstag 2019 etwa vollzog er die traditionelle Fußwaschung an mehreren Insassen einer Haftanstalt bei Rom. In den Jahren der Coronapandemie unterlag die Feier allerdings starken Einschränkungen. So fand der Kreuzweg 2020 nicht am Kolosseum statt, Papst Franziskus veröffentlichte stattdessen die Kreuzwegmeditationen zum Nachlesen, der Petersplatz blieb am Tag der Kreuzwegprozession weitgehend leer und Papst Franziskus arbeitete stattdessen mit einer Lichtinszenierung. In der Zeitschrift „Gemeinsam Glauben“ teilt Papst Franziskus außerdem jeden Monat spirituelle Impulse mit den Gläubigen.

Papst Franziskus feierte im Dezember 2021 seinen 85. Geburtstag. Sein Vorgänger Papst Benedikt em. hatte noch vor Vollendung seines 86. Lebensjahrs auf sein Amt verzichtet. Im Jahr 2021 gab es nach einer Notoperation am Darm deshalb die Befürchtungen, dass auch Papst Franziskus sein Amt niederlegen könnte. Die Operation verlief allerdings gut – Papst Franziskus bekräftigte in einem späteren Radiointerview, er könne ein „normales Leben“ führen: „Es ist mir nie in den Sinn gekommen zurückzutreten“, so Papst Franziskus.

Anzeige: Die Hoffnung weitertragen. Von  Katharina Barth-Duran