Beten mit den FüßenGedanken über die Ursprünge der Wallfahrt

Wallfahren ist wieder modern geworden. Menschen machen sich zu Fuß, per Bus, Sonderzug oder sogar mit dem Flugzeug auf den Weg zu einem „heiligen Ort". Dabei nehmen sie häufig viele Kilometer in Kauf. Der Weg ist geprägt von Gebet, Schweigen, Gesang und Austausch. Am Ziel ihrer Pilgerfahrt angekommen, beten sie und feiern Gottesdienst. - Wallfahrt: ein uralter Brauch religiöser Aktivität. Alle großen Religionen kennen das Sich-Aufmachen zu einem „heiligen Ort", um Gott zu begegnen.

An Wallfahrtsorten haben Menschen besondere, teils wunderbare Erfahrungen gemacht, z.B. Heilung an Leib und Seele, oder sind dort aufgrund besonderer Umstände begraben. Wallfahrtsorte sind Orte verdichteter spiritueller Erfahrung, Er­innerungs-Orte an besondere Momente, wo Himmel und Erde sich berühren.

Blick in die Geschichte

Im Christentum verbreitete sich seit dem 4. Jh. das Reisen aus religiösen Beweggründen. Man wollte die Orte sehen, an denen Jesus und seine Jünger gelebt hatten. Eine prominente Pilgerin ins Heilige Land war im Jahr 326 n. Chr. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins. Schon früh wurde neben Jerusalem auch Rom wichtiges Wallfahrtsziel. Hier starben Petrus und Paulus, zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten des frühen Christentums.

Im Lauf der Geschichte entwickelte sich das christliche Wallfahrtwesen, wie wir es heute noch kennen. Verschiedene Phasen sind dabei zu unterscheiden:

  1. Am Anfang stand der Besuch der „heiligen Stätten" und der Gräber der Apostel und Märtyrer sowie das Aufsuchen von Orten, an denen große Heilige gelebt und gewirkt hatten. Seitdem pilgern Christen nach Jerusalem und Rom, und andere Orte, z.B. Tours, wo der Hl. Martin Bischof gewesen ist.
  2. Es schließt sich die zweite Phase an, die Zeit der Reliquienwallfahrt. Man wollte ein Symbol des heiligen Ortes in der eigenen Welt haben. Wie man heute Souvenirs mitbringt, nahmen Pilger im Mittelalter Reliquien von Heiligen mit in die Heimat (einzelne Knochen, ganze Körper oder ein Stück Gewand …). Mit den Reliquien waren Teile der Heiligen mitgekommen, was dazu führte, dass auch die Reliquien wiederum Pilger anzogen. So entstanden neue Wallfahrtsorte: Orte der Reliquienverehrung. Man pilgert nun z.B. zum Hl. Matthias und zum Heiligen Rock nach Trier, zum Hl. Liborius nach Paderborn, zu den Hl. drei Königen nach Köln usw.
  3. Anfang des 12. Jh. begann eine dritte Phase: aus der Christus-Reliquien-Wallfahrt entwickelte sich die eucharistische Wallfahrt. Schon seit dem 8. Jh. wandelte sich die Eucharistie-Feier-Frömmigkeit zur eucharistischen Schau-Frömmigkeit. Nun pilgert man zu Orten, an denen die konsekrierte Hostie ausgestellt ist, um Christus anzubeten. Auch wenn das Zeichen Brot bleibt: das, was es eigentlich ausdrückt, ist der gegenwärtige Herr.
  4. Seit dem 14. Jh. „boomen" dann Marienwallfahrten. In Maria wurde noch deutlicher und v.a. menschlich fassbar, dass das göttliche Wort in Christus Mensch geworden ist. Maria wurde zur zentralen Mittlerin zwischen Gott und den Menschen. Man pilgert seitdem u.a. nach Altötting, Kevelaer, Einsiedeln, Loreto, Tschenstochau …
  5. Mit der Ausbreitung moderner Massenverkehrsmittel ist ein neuer Typ Wallfahrt entstanden: Internationale Groß- und Fernwallfahrten, von Touristikunternehmen organisiert. Neben das spirituelle tritt hier auch touristisches Interesse.
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