Weihrauch - geschichtlich

Als Weihrauch (von althochdeutsch wîhrouch = „heiliges Räucherwerk“) wird die aufsteigende Rauchwolke bezeichnet, die entsteht, wenn man das zu kleinen Kügelchen oder Bröckchen geformte Harz des Weihrauchbaumes entzündet (lat. Inzens). Weihrauch war bereits in den antiken Mittelmeerkulturen sehr geschätzt, vor allem wegen seines angenehmen Duftes und als Heil- und Desinfektionsmittel. So wurde er im Totenkult verwendet, aber auch bei Hofzeremonien oder Ehrungen hoher Beamter. Hinzu kam, dass man mit Rauchopfern vor allem die Götter ehrte und besänftigte - so beispielsweise im Tempelkult des Alten Testaments.

Die spätantiken Gottesdiensträume der Christen wurden ebenfalls mit großen Räucherpfannen ausgestattet. Neben der Luftverbesserung stand dabei die Symbolik der Festfreude im Vordergrund. Das antike Beamtenzeremoniell nachahmend wurde Weihrauch später fest in den christlichen Gottesdienst eingebunden, z. B. bei feierlichen Prozessionen. Die Beräucherung von Gegenständen (z. B. des Altares) wurde bereits früh als reinigend und heiligend, als Überführung in den Raum Gottes verstanden. Ebenso symbolisiert der Weihrauch die aufsteigenden Gebete der Gläubigen. Mit der Verwendung des Weihrauchs bei der Evangelienlesung will man vor allem Christus ehren und das Vordringen des Duftes seiner Lehre in die Gemeinde veranschaulichen. Dass Weihrauch im Volksglauben letztlich immer auch als Abwehrmittel gegen böse Mächte galt, wird heute noch in manchen Regionen beim „Ausräuchern“ von Haus und Stall deutlich - vor allem in den Nächten vor Epiphanie (6. Januar).

Manuel Uder

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