Brauchtum

Der Begriff „Brauchtum“ meint die Gesamtheit aller einzelnen Bräuche, die in einer Gemeinschaft oder Gruppe gepflegt werden und die sich mit der Gemeinschaft verändern. Die Handlungen, die mit diesen Bräuchen verbunden sind, kehren in einem bestimmten Kreislauf (z. B. des Jahres) oder an bestimmten Punkten des Lebens wieder. Die einzelnen Bräuche und somit auch ihre Gesamtheit bringen den Glauben einer Gemeinschaft durch äußerliche und sinnlich wahrnehmbare Zeichen zum Ausdruck (Stimme, Körperhaltung, Gebärden, Kerzen, Entzünden von Weihrauch u. a.). Das Brauchtum ist somit identitätsstiftend für die Gemeinschaft oder Gruppe und zugleich ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Gemeinschaften oder Gruppen.

Für den christlichen Glauben bedeutet das Brauchtum eine „Übersetzung“ der amtlichen Liturgie in das Alltagsleben der Gläubigen. Deshalb geschieht jeder im privaten Bereich vollzogene Brauch (z. B. wenn eine Hausgemeinschaft betet) immer im Sinne der Gemeinschaft und somit auch stellvertretend für die gesamte Gemeinschaft (vgl. Mt 18,20).

Wegen der Gefahr von Fehlbräuchen, die den Glauben eher verdunkeln als erhellen, gilt es, die Aussage der einzelnen Bräuche zu untersuchen und notfalls zu bereinigen. Richtschnur ist jeweils das Erlösungswirken Gottes in Leiden, Tod und Auferstehung Christi. So kann das Brauchtum sein pastorales Potential entfalten und den christlichen Glauben im Leben der Menschen und Kulturen verwurzeln.

Christoph Neuert, Trier

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