Bloß keinen Frust!Hausaufgabenbetreuung

Landauf, landab finden Ganztagsschulen und Horte Wege, um die Hausaufgabenbetreuung sinnvoller zu gestalten. Zwei Berichte aus der Praxis.

Bloß keinen Frust
© Steffen Scholz, Zittau | shutterstock.com © vovan

So organisieren wir unsere Hausaufgabenbetreuung

Wenn Eltern bei uns ihre Kinder im Hort abholen, dann ist die erste Frage oft: „Hast du die Hausaufgaben gemacht?“ Die Qualität unseres Horts wird teilweise an der Hausaufgabenerledigung festgemacht. Dabei können wir weder Nachhilfe erteilen noch Schulstoff nachholen.
Das Thema Hausaufgaben ist ein Dauerbrenner – wir sprechen es beim monatlichen Elternstammtisch regelmäßig an. Und wir beschäftigen uns in den Teamtreffen von pädagogischen Fachkräften und der Lehrerschaft immer wieder damit. In unserem Hortkonzept haben wir gemeinsam grundsätzlich festgelegt, was von der Hausaufgabenbetreuung erwartet werden darf und was nicht.
Eines unserer Ziele ist, dass die Kinder motiviert bleiben. Die Hausaufgabenbetreuer geben Hilfe, aber brechen diese Aufgaben auch einmal ab, wenn sich ein Kind eine halbe Stunde lang vergeblich müht. Dann wird eine entsprechende Notiz an den Lehrer verfasst.
Wir geben den Kindern zeitlichen Freiraum – auch das motiviert. Wir haben drei Hausaufgabenzimmer, zu denen es Eintrittskärtchen gibt – die stecken an einer Tafel vor dem jeweiligen Zimmer. Sind alle Karten weg, ist jeder Platz belegt. Sobald wieder ein Kärtchen draußen steckt, kann das nächste Kind rein. Durch diese Eintrittskarten hat die Hausaufgabenerledigung an Attraktivität gewonnen. Manche Kinder wollen erst schnell ihre Hausaufgaben erledigen und dann zum Spielen gehen, bei anderen ist es umgekehrt. Übrigens fragen wir bei den Kindern regelmäßig ab, was ihnen bei den Hausaufgaben hilft und was sie stört.
Jeden Donnerstag gibt unsere Schule „Lesehausaufgaben“: Jedes Kind sucht sich in der Schulbibliothek ein Buch heraus oder bringt eines von Zuhause mit. Dann darf es sich im Hort ein Plätzchen suchen, das ihm gefällt, sei es im Bauzimmer auf dem Teppich oder auf der Heizung im Flur. Dann lesen Kinder alleine oder in Paaren und tragen anschließend in ihr Hausaufgabenheft ein, wie viele Seiten sie aus welchem Buch gelesen haben.

Solche Hausaufgaben kommen gut an, denn die Kinder lesen sich und den Erwachsenen etwas vor (Sicherheit beim Lesen); sie wählen den Lesepartner selbst aus (soziale Kompetenz); sie tauschen sich darüber aus (verstehendes Lesen) und sie können den Lesetext danach auswählen, was sie interessiert. Das inspiriert zum Weiterlesen und zum Ausleihen von anderen Büchern aus unserer Bibliothek. Lesen wird so zum „Tor in die Welt“.

Petra Schoening, Leiterin Integratives Kinderhaus „Spielkiste“, Olbersdorf  

So organisieren wir unsere Hausaufgabenbetreuung

„Seit einigen Jahren sind die Lehrer im Saarland an der Hausaufgabenbetreuung aktiv beteiligt. Seitdem hat sich einiges geändert. Für unsere Schule gilt: Die Lehrer geben nun weniger Hausaufgaben auf. Sie haben jetzt einen erweiterten Einblick in den Tagesablauf der Schüler. Viele der Kinder, die morgens noch leistungsstark waren, sind nachmittags einfach nur müde und erschöpft. Lehrer merken: Aufgabenmengen sind zu groß oder Lerninhalte wurden von etlichen Schülern nicht verstanden.

Mit einer von Lehrern und Erziehern ausgearbeiteten Hausaufgabensatzung verständigen wir uns an unserer „freiwilligen Ganztagsschule“ darauf, wie wir die Hausaufgabenbetreuung sinnvoll organisieren können. Wir haben beispielsweise festgelegt, dass:

  • die Kinder die in der Schule vorbereiteten Hausaufgaben verstanden haben sollen
  • jede Klassenstufe einen verbindlichen zeitlichen Rahmen hat, wie lange Hausaufgaben gemacht werden – keine Hausaufgabenbetreuung „bis zum Schluss“
  • wir auf eine ruhige Atmosphäre und kompetente Begleitung achten
  • unsere schulische Hausaufgabenbetreuung keine Nachhilfe ist

Um die Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu sichern, führt jeder Schüler ab Klassenstufe 2 ein Hausaufgabenheft. Darin tragen wir beispielsweise ein: „Hausaufgaben abgebrochen, weil ...“. Als Rückmeldung an die jeweils zuständigen Lehrer und als Info für die Eltern schreiben die betreuenden Lehrer beziehungsweise pädagogischen Fachkräfte in die Deutsch- oder Rechenhefte auch Mitteilungen wie: „Aufgaben wurden nicht verstanden“ oder „Leo konnte sich nicht konzentrieren“.

Unsere Hausaufgaben-Satzung regelt auch viele organisatorische Dinge, ganz anschaulich und praktisch:

  • Jedem Kind wird mit Namensschild ein fester Sitzplatz zugewiesen. Kinder aus einer Klasse sollten dabei nach Möglichkeit nicht nebeneinander sitzen.
  • Während der Hausaufgabenzeit dürfen Schüler nur in Ausnahmefällen auf die Toilette, um die Konzentration anderer nicht zu stören.
  • Schwache Schüler bekommen „nur“ Hausaufgaben. Starke Schüler erhalten ergänzend noch Schulaufgaben, denen sie sich freiwillig widmen können, wenn sie mit den Hausaufgaben schon fertig sind.
  • Die betreuenden Lehrer und pädagogischen Fachkräfte markieren mit Symbolen, ob sie die Hausaufgaben nur auf Vollständigkeit durchgeschaut haben oder auch auf Richtigkeit und setzen dahinter ihr persönliches Zeichen.
  • Korrekturen werden nur mit Bleistift eingetragen, nicht mit Rotstift, um Frustrationen zu vermeiden
  • Kinder, die keine Aufgaben aufhaben beziehungsweise damit fertig sind, können ins Freispiel.

Unsere Hausaufgabensatzung ist keinesfalls in Stein gemeißelt, Lehrern und Erzieher feilen weiter an den Regeln der Hausaufgabenbetreuung. Denn es ist nicht nur wichtig, sondern geradezu unerlässlich, dass wir uns hinsichtlich der pädagogischen und organisatorischen Gesichtspunkte eines Hausaufgabenkonzeptes immer wieder abstimmen und die Ergebnisse auch schriftlich festhalten – auch zum Zweck der Erfolgskontrolle. So sind wir uns natürlich auch nicht zu schade, neu eingeführte Methoden auch wieder zu verwerfen, falls sie sich in der Praxis als ungünstig herausstellen. So profan es auch klingen mag, zusammenfassend gilt: „Der Weg ist das Ziel.“

Wolfgang Portz, Dipl.-Sozialpädagoge, ist als Fachbereichsleiter „Bildung & Betreuung“ unter anderem für die Freiwillige Ganztagsschule (FGTS) Ensdorf / Saar zuständig.

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