Was in ersten Reaktionen bereits erwartungsvoll als initiale Grundentscheidung des Pontifikats Leos XIV. gedeutet wird, war lange vorbereitet. Nun soll John Henry Newman zum Doctor ecclesiae proklamiert werden. Ein Kirchenlehrer für unsere Zeit?

"A Saint for our times", so titelten einige Magazine, als der englische Oratorianer John Henry Newman (1801–1890) im Jahr 2019 heiliggesprochen wurde. Besonders die englischsprachige katholische Welt feierte damals einen Heiligen und zugleich profilierten Theologen, der wie wenige andere die Herausforderungen des Glaubens in der Moderne ausbuchstabierte.

Im Gegensatz zu Selig- und Heiligsprechungen sind die Ernennungen zum Kirchenlehrer allerdings rar: Nachdem zuletzt Irenäus von Lyon im Jahr 2022 von Papst Franziskus diesen Titel erhalten hat, wird mit Newman nun eine neuzeitliche Figur als 38. Doctor ecclesiae ausgezeichnet. Allein seine Herkunft aus dem 19. Jahrhundert hat bereits einen Seltenheitswert, auch wenn die 1897 verstorbene Therese von Lisieux chronologisch die Jüngste in dieser illustren Reihe darstellt.

Fragt man nach der Bedeutung dieses Titels, so lohnt zunächst ein Blick zurück auf jenen des "Kirchenvaters", aus dem sich der "Kirchenlehrer" entwickelt hat. Während als Kirchenväter nur bedeutende Lehrer der ersten Jahrhunderte gelten können, bleiben die anderen Kriterien auch für spätere Epochen gleich: herausragende und rechtgläubige Lehre (eminens doctrina), Heiligkeit des Lebens (insignis vitae sanctitas) und kirchliche Approbation (Summi Pontificis aut Concilii Generalis legitime congregati declaratio).

Dass diese von Kardinal Prospero Lambertini, dem späteren Papst Benedikt XIV. (1675-1758) aufgestellten Merkmale auch für Frauen gelten können, hat im Jahr 1970 Paul VI. festgestellt und Teresa von Ávila sowie Katharina von Siena den Titel verliehen. Bemerkenswert ist, dass Newman bereits 1874 in einem Brief sein Unverständnis dafür äußerte, dass bisher noch keine Frau den Titel erhalten habe, und zugleich Katharina von Siena vorschlug.

Mit dem vom Anglikanismus konvertierten Newman, der der englischen Staatskirche als Abtrünniger galt, in der katholischen Kirche zeitweise als "gefährlichster Mann Englands" geschmäht und erst durch die Kreierung zum Kardinal rehabilitiert wurde, wird die Bedeutung der Lehre eines intellektuellen Priesters für die Kirche unterstrichen, der einen turbulenten Glaubens- und Lebensweg zurückgelegt hat – stets auf der Suche nach dem kindly Light der Vorsehung Gottes. Kann er auch als doctor for our times gelten? Worin besteht seine Aktualität?

Verbindung von Leben und Lehre

"Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind", stellte bereits Paul VI. 1975 in seiner Enzyklika Evangelii nuntiandi fest. Dass sich diese Entwicklung nicht abgeschwächt, sondern eher potenziert hat, lässt sich unschwer am Erfolg entsprechender Initiativen in den sozialen Medien ablesen.

Der Glaube war für Newman nicht etwas, das ihm fertig mitgegeben wurde, sondern ein lebenslanger Prozess der Bekehrung.

Ähnlich wie bei dem großen Vorgänger Augustinus ist auch Newmans Denken wesentlich biografisch geprägt: Der Glaube war für Newman nicht etwas, das ihm fertig mitgegeben wurde, sondern ein lebenslanger Prozess der Bekehrung. Zwar wurde er nach Darstellung in seiner Apologia pro vita sua familiär in einem stark an der Bibellektüre orientierten Glauben erzogen, aber diese Basis wurde in Folge der jugendlichen Auseinandersetzung mit Religionskritikern wie Hume und Voltaire brüchig. Der Kontakt mit einem evangelikalen Geistlichen und mit calvinistischer Literatur ließen ihn eine innerliche Bekehrung erleben:

"Ich kam unter den Einfluss eines eindeutigen Glaubensbekenntnisses und mein Geist nahm dogmatische Eindrücke in sich auf, die durch Gottes Güte nie mehr ausgelöscht oder getrübt wurden. […] [Der Glaube] ließ mich bei dem Gedanken Ruhe finden, dass es zwei und nur zwei Wesen gebe, die absolut und von einleuchtender Selbstverständlichkeit sind: ich selbst und mein Schöpfer […]."

Zu dieser ersten Bekehrungserfahrung wird später die "zweite Konversion" hinzutreten – Newmans langer Weg in die katholische Kirche. Zuvor aber muss die "geistliche Lehre" hervorgehoben werden, die der Engländer noch als anglikanischer Geistlicher in Oxford entwickelte und die vor allem in seinen Parochial and Plain Sermons kondensiert ist. Newman illustriert mit psychologischem Feinsinn unterschiedlichste Facetten des christlichen Lebens und skizziert einen Glauben, der weder in Moralismus noch in rein intellektueller Anschauung aufgeht, sondern sich in der Offenheit für die "unsichtbare Welt" Gottes manifestiert:

"Als wirklichen Christen kann man ungefähr den bezeichnen, der aus dem Bewusstsein lebt, dass Gottes Gegenwart in ihm wohnt. […] [Er] ist ein Mensch, der einen solchen starken Glauben an Ihn besitzt, dass er in dem Gedanken lebt, Gott sei in ihm gegenwärtig, – nicht äußerlich gegenwärtig, nicht bloß in der Natur oder in der Vorsehung, sondern in seinem innersten Herzen oder in seinem Gewissen."

Für die moderne Subjekterfahrung ist dieser Aspekt seiner Spiritualität wesentlich, denn sie entfernt sich sowohl von einer "Orthodoxie ohne Wärme" oder einem äußerlichen Traditionschristentum wie auch von einer Fixierung auf emotionale Erfahrung. Trotzdem blieb für Newman gerade die frühe Erfahrung des evangelikalen Protestantismus mit dem Motto "Eher Heiligkeit als Frieden" prägend, auch wenn er sich zeitlebens an seinen Fehlformen abarbeitete.

Die Apologia pro vita sua, die "Geschichte meiner religiösen Überzeugungen", die Newman zur Verteidigung seines Unterscheidungswegs hin zur katholischen Kirche verfasste, ist sicherlich der deutlichste Ausdruck seiner Verbindung von Biografie und Lehre. Aber auch das bereits zuvor erschienene Essay on the Development of Christian Doctrine stellt nicht nur eine abstrakte Darstellung der Kriterien für die Authentizität christlicher Lehrentwicklung dar, sondern diese Kriterien können zugleich als personale Rechtfertigung seines Übertritts gelesen werden.

Unter den Merkmalen, die Newman hier nennt, ist besonders das "Assimilierungsvermögen" (assimilative power) hervorzuheben: die Fähigkeit einer lebendigen Idee, in ihrem Umfeld unterscheidend das zu absorbieren, was dem eigenen Wachstum dient, und das außen vor zu lassen, was dieses Wachstum behindert. Wegweisend für die Gegenwart ist sicher dieser Modus der Integration, der sich weder in Abschottung verschließt noch unterschiedslos Elemente in sich aufnimmt, die dem eigenen Wesen zuwiderlaufen.

Entwicklung und Kontinuität

Mit dem Essay zur Dogmenentwicklung ist damit auch schon ein Aspekt der Lehre Newmans angesprochen, der besonderen Einfluss auf Theologen und Philosophen der Folgezeit ausgeübt hat, namentlich auf Jean Guitton, Henri de Lubac, Yves Congar und Louis Bouyer, aber auch auf Theodor Haecker, Edith Stein und Erich Przywara. Die Beschäftigung Newmans mit den Kirchenvätern und der Glaubenslehre in der frühen Kirche, die sich vor allem in konfliktvollen Auseinandersetzungen herausschält, bildete den Ausgangspunkt für einen lebendigen Offenbarungs- und Traditionsbegriff.

Bereits in seiner Universitätspredigt von 1843 vergleicht er die Kirche mit Maria, dem Vorbild für Aufnahme und Studium der göttlichen Wahrheit, die die Worte Jesu in ihrem Herzen bewahrt und darüber nachdenkt (vgl. Lk 2,19):

"Es genügt ihr nicht, sie anzunehmen; sie verweilt bei ihr. Es genügt ihr nicht, sie zu besitzen; sie benutzt sie. Es genügt ihr nicht, ihr zuzustimmen, sie entwickelt sie."

Heutige Interpreten kommen auf Newmans Theorie eher deshalb zurück, um innerhalb der katholischen Kirche authentische Entwicklungen von Fehlentwicklungen (corruptions) zu unterscheiden oder zukünftige Lehrentwicklungen zu legitimieren. Newmans Anliegen war ein anderes. Im Kontext seiner Bekehrung ging es ihm vor allem darum, gegenüber dem anglikanischen Vorwurf, die katholische Kirche habe illegitim Neuerungen und Zusätze in der Lehre eingeführt, gerade die Notwendigkeit des Wandels zu verteidigen, der sicherstellt, dass die Kirche dieselbe bleibt, die sie im Ursprung war und ist.

Wie sich dieser Wandel vollzieht, wenn er das christliche Wesen nicht verfremden, sondern seiner Entfaltung dienen soll, erklärt er dann durch seine berühmten sieben tests, die er aus geschichtlichen Prozessen extrahiert, um sie dann wieder auf diese anzuwenden. Die geschichtlich argumentierende Perspektive setzt sich von starrer Kontinuitätsbehauptung ab, opfert die grundlegende geschichtliche Identität der Lehre allerdings auch keinem hermeneutischen Dekonstruktivismus.

Die Geschichte des Arianismus hatte Newman gelehrt, dass Orthodoxie weder durch Mehrheitsentscheidungen "hergestellt" werden kann, noch dass sie einfach im faulen Kompromiss zwischen zwei Extremen besteht, sondern zeitweise selbst als "Extremposition" auftritt.

Die stets aktuelle Frage einer "Hermeneutik der Reform", also wie Kontinuität und Diskontinuität zueinander in Beziehung zu setzen sind, kann sicher daran anschließen. Allerdings hatte die Geschichte des Arianismus Newman gelehrt, dass Orthodoxie weder durch Mehrheitsentscheidungen "hergestellt" werden kann, noch dass sie einfach im faulen Kompromiss zwischen zwei Extremen besteht, sondern zeitweise selbst als "Extremposition" auftritt. Diese Feststellung kann auf die zeitgenössische Grundskepsis gegenüber dem "Extremen" nur provozierend wirken, ebenso wie sein Festhalten daran, dass nur "eine höchste Autorität" letztlich die Authentizität von Entwicklungen beurteilen und definieren könne.

Christ werden in der Moderne

Neben der Entwicklungslehre ist vor allem die Glaubensbegründung im Essay in aid of a Grammar of Assent zu nennen, wie auch die Betonung der Unvertretbarkeit des Subjekts im Gewissen, das allerdings nicht in erster Linie als Organ zur Emanzipation von Geltungsansprüchen gezeichnet wird, sondern als Resonanzorgan für die Stimme Gottes und als "ursprünglicher Statthalter Christi" (aboriginal vicar of Christ) im Menschen. Der Oratorianer Drew Morgan hat deshalb vorgeschlagen, Newman könnte einmal als doctor conscientiae in die Reihe der anderen Lehrer aufgenommen werden.

Oft unterschätzt wird allerdings sein Beitrag zu einer biblisch fundierten und persönlich-konkreten Spiritualität, die sich in seinen Predigten mit geradezu psychologischer Feinfühligkeit ihren Weg bahnt. Newmans Weg zum Glauben ist im England des 19. Jahrhunderts bereits ein Wagnis, das sich im Modus der Bekehrung als Nicht-Selbstverständlichkeit paradoxerweise auf dem Hintergrund zivil verordneter Staatskirchlichkeit realisiert. Mit Ernsthaftigkeit und Entschiedenheit zu glauben, heißt, "das Herz zu haben, ein Wagnis einzugehen", eine Änderung des eigenen Lebens zu akzeptieren und sich damit von der Mehrheitsgesellschaft abzuheben.

Besonders Newmans Universitätspredigten und sein Grammar of Assent stellen den Versuch dar, zu einem intellektuell redlichen Glauben zu gelangen, der unter den Bedingungen der Moderne auf einem existenziellen "Sprung" beruht.

Biografisch realisiert sich dies beim zuvor angesehenen anglikanischen Geistlichen in der Notwendigkeit, nach seiner Konversion als Laie in die katholische Kirche einzutreten und den Weg zum Priestertum wieder von vorn zu beginnen.

Besonders Newmans Universitätspredigten und sein Grammar of Assent stellen den Versuch dar, zu einem intellektuell redlichen Glauben zu gelangen, der unter den Bedingungen der Moderne auf einem existenziellen "Sprung" beruht, anstatt sich durch Nützlichkeitserwägungen zu begründen.

Newmans wache Sensibilität für das göttliche Wirken in der eigenen, ganz individuellen Biografie, das er im Rückblick als besondere Vorsehung begreift, vermittelt zugleich einen nahen, einen "sehenden" Gott, der jedem Menschen unendliche Aufmerksamkeit wie auch eine persönlich zugedachte Aufgabe schenkt: "Du liebst dich selbst nicht mehr, als Er dich liebt." Die Antwort des Menschen besteht darin, auf diese Berufung zur Heiligkeit zu hören und sie zu ergreifen. Sie ist für Newman Ziel des menschlichen Lebens und übt durch ihre Schönheit eine quasi "unwiderstehliche" Anziehungskraft aus.

Diese Orientierung an der konkreten Verwirklichung (to realize) der Wahrheit, beruht bei Newman auf einer feinen Analyse der menschlich-ganzheitlichen Erkenntnisweise, die sich in seinem Wahlspruch als Kardinal Cor ad cor loquitur – "Das Herz spricht zum Herzen" bündelt.

Nicht nur der Inhalt seiner Gedanken, sondern auch die Art, wie er sie vermittelte, könnten für eine Erneuerung der Predigt fruchtbar gemacht werden: Newman ist misstrauisch gegenüber den unreal words, einem abstrakten Jargon ohne Wirklichkeitsgehalt, bei dem viel zu schlucken ist, ohne dass unter der Fülle der Worte konkrete Nahrung enthalten wäre. Er pflegt in englisch-empiristischer Tradition einen induktiven und bildreichen Zugang zur Predigt, der in biblischen Beispielen allgemeingültige Grundsätze aufzuzeigen sucht und diese immer wieder zurückführt auf die menschliche Erfahrungsdimension seiner Hörer.

Newmans unitive power

Wenn der letzternannte Kirchenlehrer Irenäus von Lyon von Papst Franziskus mit dem Titel "Lehrer der Einheit" (doctor unitatis) geehrt wurde, so könnte man in gewisser Weise sagen, dass dies auch auf seinen Nachfolger zutrifft. Der englische Kardinal scheint für die heutige Diskussion besonders deshalb interessant, weil Theologen unterschiedlicher Couleur sich in seinem Denken wiederfinden. So bildet für die einen die Wertschätzung der Subjektivität, die "Befragung der Gläubigen in Angelegenheiten der Lehre", seine vorsichtige Skepsis gegenüber dem Unfehlbarkeitsdogma und sein kritischer Blick auf kirchliche Strukturen einen Zugang; für die anderen ist die präzise, politisch unkompromittierte Kritik am religiösen Relativismus (liberalism) für heutige Zusammenhänge inspirierend.

Der Tendenz zum charismatischen Feuerwerk der Emotionen würde Newman heute die notwendige Nachhaltigkeit des "Glaubensgehorsams" entgegenhalten, und dem institutionellen Vertrauen in Arbeitskreise und Kommissionen den persönlichen Einfluss eines christgemäßen Lebens: "living movements do not come of committees".

In Newmans Denken findet eine Vermittlung von Polen statt, die (post)modern als Gegensätze empfunden werden: subjektive Erkenntnisbedingungen und objektive Wahrheit, der einzelne Gläubige und die Kirche, kritische Intellektualität und ein realer Glaube, der zum Herzen spricht ("clear heads and holy hearts"). Der Kampf gegen die evangelikal konnotierte "Gefühlsreligion" geht bei ihm einher mit großer Wertschätzung für die Imagination: "Personen beeinflussen uns, Stimmen schmelzen uns, Blicke bezwingen uns, Taten entflammen uns." Der Tendenz zum charismatischen Feuerwerk der Emotionen würde Newman heute die notwendige Nachhaltigkeit des "Glaubensgehorsams" entgegenhalten, und dem institutionellen Vertrauen in Arbeitskreise und Kommissionen den persönlichen Einfluss eines christgemäßen Lebens: "living movements do not come of committees".

Etiketten, die man Theologen heute schnell umhängt, um sich selbst vor tieferer Auseinandersetzung zu beschützen, passen auf ihn nicht. Und obgleich selbst Teil der Erneuerungsbewegung des Oxford Movement, wurde er doch kein Parteigänger. Sondern er pflegte eine "philosophische Geisteshaltung" (philosophical mind), die Aspekte der Wahrheit findet, wo immer sie sich auch zeigt, und stichhaltige Einwände gegen die eigene Anschauung bereitwillig zugesteht.

Der inner- wie außerkirchlichen Polarisierung könnte Newman das Gegenbild einer gelungenen Kultur der Auseinandersetzung entgegenhalten, die weder zur Harmonie der Gleichgültigkeit, noch zu polemischer Ignoranz Zuflucht nimmt, sondern an die Durchsetzungskraft der Wahrheit glaubt: Praevalebit veritas.

Wenn er lehren kann, das Schubladendenken hinter sich zu lassen, und – wie er in seiner "Idee der Universität" darlegt – Erkenntnis im Modus der Multiperspektivität zu vollziehen, so darf dies nicht zu einem "Newman à la carte" führen, in dessen Denken sich Theologen das herauspicken, worin sie sich insgeheim selbst wiederfinden. Gerade die spannungsvolle Einheit seiner Biografie und seines Denkens bildet den Reichtum von Lebendigkeit und Wachstum ab.

Und so wäre es zu wünschen, dass der englische Kardinal nicht nur als Reservoir für Selbstbestätigung, sondern immer wieder auch als Provokation erfahren werden kann. Dies gilt wohl auch für die Kirche selbst, angesichts des Leidens, das ihm die "Wolke des Verdachts" bereitete, in die ihn katholische Amtsträger und übereifrige Konvertiten hüllten. Eine schöne Verbindungslinie stellt die Tatsache dar, dass es der Namensvorgänger des jetzigen Papstes, Leo XIII., war, der es wagte, Newmans Orthodoxie durch die Kardinalsernennung Gerechtigkeit erfahren zu lassen. Dazu soll er geäußert haben:

"Mein Kardinal! Es war nicht leicht, es war nicht leicht. Sie sagten, er sei zu liberal, aber ich war entschlossen, die Kirche zu ehren, indem ich Newman ehrte. Ich habe immer Verehrung für ihn empfunden. Ich bin stolz, dass ich einen solchen Mann ehren konnte."

Der Oratorianer konnte im Rückblick nur mit Staunen auf die Wendungen seines Lebens zurückblicken. In seiner berühmten "Biglietto-Speech" in den Tagen vor der Verleihung des roten Kardinalshutes betont er, dass solch eine Auszeichnung ihm "nie in den Sinn gekommen sei und auch nicht zu [seinem] bisherigen Werdegang zu passen schien". Am Ende einer Miniatur-Autobiografie in seinen persönlichen Unterlagen schrieb der 83-Jährige lakonisch wie verwundert: "And now a Cardinal. March 2, 1884". Bald wird man ergänzen können: "And now a Doctor of the Church".

Hefte

COMMUNIO im Abo

COMMUNIO will die orientierende Kraft des Glaubens aus den Quellen von Schrift und Tradition für die Gegenwart erschließen sowie die Vielfalt, Schönheit und Tiefe christlichen Denkens und Fühlens zum Leuchten bringen.

Zum Kennenlernen: 1 Ausgabe gratis

Jetzt gratis testen