Südlich der Saarbachaue führte eine kolluviale Überdeckung am Fuß einer talabwärts verlaufenden Senke zu einer überdurchschnittlich guten Befunderhaltung. So konnten die Reste einer mittelalterlichen Siedlung freigelegt werden, deren Ausdehnung von ca. 90 × 40 m nahezu vollständig erfasst wurde. Von den über 300 Befunden können fünf als Gebäudereste angesprochen werden. Dabei handelt es sich um ein mehrphasiges Steinhaus mit Halbkeller, mehrere Gebäude mit steinernen Packlagen zur Befestigung des Untergrundes und mindestens einen Pfostenbau.
Stand hier eine Ölmühle?
Die Platzierung in der feuchten Senke erfolgte offenbar gezielt, denn auch unter den mittelalterlichen Schichten sind Kolluvien und zeitweise wasserführende Rinnen nachweisbar. Das Steinhaus wurde in unmittelbarer Nähe einer solchen Rinne errichtet und mit einem steingefassten Entwässerungskanal ausgestattet, der auf einer Länge von über 30 m bis zur Terrassenkante nachgewiesen werden konnte. Zahlreiche Gruben und der Unterbau einer möglicherweise für Ölfrüchte genutzten Handmühle weisen auf die technische Komponente der Siedlung hin. Mindestens eine Feuerstelle, ca. 4000 Keramikfragmente, oft mit Rußanhaftungen, und zwei Spielzeuge (Pferd/Kentaur und Miniaturgefäß) belegen, dass hier auch Menschen gelebt haben. Auffällig ist jedoch das Fehlen von Brunnen und Abortgruben. Möglicherweise befanden sich diese in der Bachaue.
Unregelmäßig gebrannte und Grauwaren datieren die Hauptphase der Siedlung in die erste Hälfte des 13. Jh. Weniger zahlreich sind verzierte Stücke aus dem ausgehenden 12. und bis in die erste Hälfte des 14. Jh. weisende hohe Kragenränder.
Die Siedlung wurde vermutlich geordnet aufgegeben, Hinweise auf katastrophale Einschnitte wie einen Brand fehlen. Neben den überregionalen Widrigkeiten des 14. Jh. (Kälteperiode, Pest, Kriege) kann die lokale Wassergefahr als Ursache für die Aufgabe genannt werden. Die Verfüllung des Halbkellers und die Anlage eines weiteren Steinkanals deuten darauf hin, dass das Problem überhand nahm und wohl schließlich zur Aufgabe des Weilers führte.
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Mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen