Romanwelten
Kennen Sie das? Ein Buch fesselt Sie total. Sie lesen in jeder freien Minute, auch nachts. Und wenn es zu Ende ist, ist es, als ob Sie einen guten Freund verabschieden. Doch was macht einen guten Roman oder eine gute Erzählung aus? Anbei ein Einblick in den „Werkzeugkoffer“ des Schriftstellers und der Schriftstellerin.
Ambivalente Charaktere
Wir suchen das Menschliche. Den Hintergrund von Gut und Böse. Im Film gibt es das Phänomen „Save the Cat“. Das bedeutet: der Bösewicht zeigt menschliche Züge. Zum Beispiel, wenn er vor dem Banküberfall noch eine Katze rettet, die mit ihren Jungen über eine gefährliche Straße will. Als Zuschauer oder Leser gehen wir durch ein Gefühlsbad. Wir erleben den Bösewicht erst liebevoll, dann brutal. Solche inneren Bilder prägen sich uns ein. Charaktere, die verschiedene Seiten zeigen, bringen Spannung in die Geschichte. Wie zum Beispiel ein Polizist, der Angst vor schnellen Autofahrten hat.
Wenn es uns in die Geschichte reinzieht
Wenn eine Geschichte starke Gefühle in uns auslöst, gehen wir mit. Einige Beispiele dafür
Wir haben eine böse Vorahnung
Wir haben einen Wissensvorsprung und möchten der Hauptperson helfen
Wir spüren Empathie und haben Angst um die Person
Die Person hat eine Erkenntnis und verhindert eine fürchterliche Tat
Die heldenhafte Person zeigt menschliche Schwächen
„Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers.“ - Stendahl
Die Heldenreise
Es gibt eine klassische Dramaturgie, die vielen Romanen und Erzählungen zugrunde liegt. Nämlich die Entwicklung vom „Want“ (engl. Wollen) zum „Need“ (engl. Brauchen). Am Anfang einer Geschichte setzt sich „der Held“, also die Hauptperson, ein Ziel. Zum Beispiel „Karriere machen“. Dies gelingt ihr nach und nach, sie muss hart kämpfen und stößt viele Kollegen vor den Kopf. Doch als sie auf der obersten Hierarchieebene angekommen ist, bemerkt sie die Leere. Und ihr wird bewusst, wie sehr sie die Kollegen und den Spaß im Team vermisst. Diese Entwicklung von äußerem Streben nach etwas hin zum Erkennen der echten inneren Bedürfnisse ist eine menschliche Entwicklungsaufgabe und fasziniert uns immer wieder.
„Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht?“ - George Bernard Shaw