Gute Kitas braucht das Land

Die Lage in deutschen Kitas ist verheerend: Es fehlt an Plätzen, Personal und Qualität. Zeit, endlich laut zu werden und eine Kitarevolution zu starten. Nur so schaffen wir in der Frühpädagogik die Wende, die wir so dringend benötigen. Für eine gute Kita und die Zukunft unseres Landes.

Kinder haben ein Recht auf Bildung, Teilhabe und Gewaltfreiheit. Diese Rechte aber sind derzeit in deutschen Kitas in Gefahr. Schon jetzt sind pädagogische Fachkräfte vielerorts kaum noch in der Lage, eine Betreuung zum Wohle der Kinder zu gewährleisten. Von Bildung oder gar Bildungsgerechtigkeit ganz zu schweigen. Gerade die frühe Bildung ist aber – wie wir aus zahlreichen Studien wissen – für die Entwicklung von Kindern und jungen Menschen entscheidend. 

 

„Ich wünsche mir, dass unser Bildungssystem eines Tages allen Kindern in Deutschland […] optimale Startchancen für ihr Leben bietet. Und das geht zuallererst durch Bildung.“ 

Ilse Wehrmann im Buch Der Kita-Kollaps: Warum Deutschland endlich auf frühe Bildung setzen muss!

 

Raus aus der Kita-Krise: die Kitarevolution

Pädagogische Fachkräfte geben jeden Tag ihr Bestes. Und doch können sie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ihren eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Kein Wunder: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gibt Deutschland weit weniger Geld für Bildung aus. Die Folgen sind katastrophal: massiver Personalmangel, zu geringe Ausbildungskapazitäten und fehlende Kita-Plätze. Dass unter dieser Krise auch die pädagogische Qualität leidet, überrascht nicht. 

Drei Gründe für die Kitarevolution: 

  1. Auch wenn wirtschaftliche Interessen nicht das Motiv für eine Kitarevolution sein sollten: Langfristig droht Deutschland durch fehlende Kita-Plätze und reduzierte Öffnungszeiten ein massiver wirtschaftlicher Schaden. Denn wie sollen Eltern so ihrer Beschäftigung zuverlässig nachgehen können? 
  2. Mit dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz im Jahr 2013 wurden Kita-Plätze ausgebaut, wenn auch noch lange nicht genug. Die Qualitätssicherung ist bei all dem gänzlich auf der Strecke geblieben. Daran hat auch das Gute-Kita-Gesetz nichts geändert. Statt verbindliche Ziele der Qualitätssicherung festzulegen, wurden die Gelder zu großen Teilen für Maßnahmen zur Beitragsfreiheit ausgegeben. 
  3. Das Kita-System steht vor Herausforderungen wie der Zunahme migrierter Familien und Kinderarmut. Bürokratische Hürden und der „Flickenteppich des Föderalismus“tun ihr Übriges. 

Zeit für eine gute Kita

Seit Jahrzehnten machen Pädagoginnen und Pädagogen Vorschläge für eine gute Kita, formulieren ihre Enttäuschung und den Frust. Es ist an der Zeit für nachhaltige Veränderungen. Es ist an der Zeit, laut zu werden und die Politik wachzurütteln. Zeit für eine Kitarevolution! 

Wir, ein Land ohne nennenswerte Bodenschätze, können es uns nicht erlauben, unsere einzige Ressource zu vernachlässigen: die Bildung. Wir können es nicht dem Zufall überlassen, ob ein Kind in einer Kita 

  • mit mittelmäßiger und ungenügender Qualität, 
  • von einer mehr oder weniger feinfühligen pädagogischen Fachkraft 

betreut wird.

Deutschland muss seine Haltung zu Kindern und ihrer frühen Entwicklung ändern. Schaffen wir in einer kollektiven Anstrengung die notwendigen Voraussetzungen für ihre gesunde Entwicklung! Denn jedes Kind hat die besten Zukunftschancen verdient. Was aber macht eine gute Kita aus? 

1. Eine gute Kita hat Qualitätsstandards

Ob Politik, Träger und Verbände, Leitungen, Fachkräfte oder Eltern: Wir müssen uns zusammen für eine gute Qualität in Kitas einsetzen. Um verlässlich die pädagogische Qualität zu verbessern, fordern wir verbindliche Standards für alle. Hierzu braucht es bundesweite Qualitätsstandards sowie verpflichtende Verfahren zur Qualitätssicherung. Qualitätserhebungen – intern wie extern – müssen zum selbstverständlichen Bestandteil des Kita-Alltags werden. Mit Berlin gibt es bislang nur ein einziges Bundesland, das Qualitätserhebungen gesetzlich vorschreibt.

2. Eine gute Kita fördert Zukunftskompetenzen

Kinder wachsen in einer Welt auf, die sich rasant und unvorhersehbar verändert. Pädagogische Fachkräfte in der Kita können nur raten, welche Kompetenzen sie in der Zukunft brauchen werden. Sicher aber ist: Die entscheidende Fähigkeit beinhaltet, konstruktiv mit Krisen und Veränderungen umgehen zu können. Hierzu benötigen Kinder Kompetenzen wie

  • kritisches Denken
  • Kreativität
  • Emotionsregulation
  • Team- und Kommunikationsfähigkeit

3. Eine gute Kita lebt eine bedürfnisorientierte Begleitung

Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen die Chance geben, selbst etwas zu bewirken und Spuren zu hinterlassen. Wie das genau gelingt, beschreibt das Buch Die gute Kita ausführlich. Fest steht: Ohne eine positive, gewaltfreie und bedürfnisorientierte Begleitung funktioniert eine gute Kita nicht. Mit einer stärkenorientierten Haltung, einer Positiven Pädagogik, erkennen Fachkräfte Kinder als Individuen an. Sie stellen ein selbstwirksames Lernen sowie die Teilhabe aller Kinder sicher. Für die Zukunft unserer Kinder – und die Zukunft des Landes. 

Ilse Wehrmann ist Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin. Sie war u. a. Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e. V. (BETA), deren Vorsitz sie von 2000 bis 2005 führte. Sie hat den Aufbau des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums für Erzieherinnen an der Universität Bremen mit initiiert. Heute ist sie als freie Beraterin im Bereich frühkindlicher Bildung tätig. Als Expertin bringt sie ihre jahrzehntelange Erfahrung aus der Praxis, Trägerverantwortung und Referentinnen-Tätigkeit ein. Sie berät Politik, Unternehmungen, Stiftungen und Wissenschaft zu Reformen im Bereich frühkindlicher Bildung. 

Franziska Martinet ist Diplom-Pädagogin, war von 2009 bis 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (FVM, Kandern) tätig und begleitete dort Forschungsprojekte zur außerfamiliären Betreuung, zur kindlichen Entwicklung und zur Einschätzung von Kindeswohlgefährdung, Evaluation und Qualitätsentwicklung von Kindertageseinrichtungen. Seit 2020 ist sie Lektorin beim Verlag Herder und freie Mitarbeiterin der FVM. 

Gabriele Haug-Schnabel ist Verhaltensbiologin und Ethnologin, seit 20 Jahren Privatdozentin an der Universität Freiburg und lehrt aktuell an der EH Freiburg sowie an der Universität Salzburg. Sie ist Gründerin und Leiterin der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (FVM). 

Joachim Bensel ist Verhaltensbiologe und Mitinhaber der FVM. Er forscht und evaluiert u .a. zur Qualität in der außerfamiliären Betreuung. An der EH Freiburg und an der Universität Salzburg hat er Lehraufträge zur Kindheitspädagogik und ist Referent in der Fort- und Weiterbildung. 

Ihr Buch Die gute Kita ist hier im Shop erhältlich.

 


 1Pergande, F. (2019): So viel Geld, und dann so viel Ärger. Gute-Kita-Gesetz. Frankfurter Allgemeine, 22.09.2019. www.faz.net/aktuell/politik/inland/gute-kita-gesetz-so-viel-geld-und-dann-soviel-aerger-16396918.html

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