Glocken und Ratschen

Welch ein erhebender Moment, wenn in der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag zum festlichen Gesang des Gloria die Glocken erklingen: die mächtigen, tief tönenden im Kirchturm und die hellen Glöckchen in der Kirche! Danach verstummen sie bis zum Gloria der Osternacht und markieren durch ihr Schweigen eine Zeit der Trauer. Der Volksmund sagt: „Die Glocken fliegen nach Rom und kehren in der Osternacht mit der Osterbotschaft zurück." Einem alten Brauch gemäß ersetzen an den Kartagen Klappern oder ähnliche Holzschlaginstrumente das Glockengeläut der Kirchtürme, um die Gläubigen zum Gebet zu rufen: Ministranten ziehen mit „Ratschen" bzw. „Knarren" durch die Straßen, und in manchen Orten erschallt sogar das Geklapper großer „Turmratschen" über die Häuser. Auch die Schellen, die sonst in den Gottesdiensten läuten, werden durch Klappern ersetzt.

Die Osternachtfeier und die Messe vom letzten Abendmahl sind die einzigen Messfeiern, in denen während des Gloriagesanges die Glocken läuten. Beide stehen in engem Zusammenhang, sie bilden zusammen mit der Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag die Kernfeiern der Drei Österlichen Tage. Dass in der Osternacht ausgerechnet zum Gloria Orgel und Glocken wieder erklingen und die Lichter in den Kirchen entzündet werden, hängt damit zusammen, dass dieser Gesang früher einmal den Übergang von der Tauffeier zur Eucharistiefeier markierte. Heute steht er zwischen den sieben alttestamentlichen Lesungen und dem Tagesgebet, auf das die Epistellesung und das Osterevangelium folgen.

Redaktion

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