Standardisierte Reihenhäuser wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren populär, vor allem wegen günstiger Grundstückspreise und der Möglichkeit eines kleinen Gartens. Doch diese Wohnform gab es schon 6000 Jahre früher: In der jungsteinzeitlichen Trypillia-Kultur bauten die Menschen in den Waldsteppen der heutigen Ukraine und Moldawien die größten und ältesten Siedlungen der damaligen Welt. Die Megasiedlungen waren bis zu 320 Hektar groß und boten Platz für bis zu 20 000 Menschen. Diese wohnten in einem ausgeklügelten System aus Landwirtschaft, Tierhaltung und sozialer Organisation.
Eine sozial homogene Gesellschaft
Die Siedlungen waren ringförmig um zentrale Plätze organisiert, mit radial verlaufenden Wegen, die an Speichen eines Rades erinnern. Die standardisierten Häuser reihten sich aneinander. In der Mitte befand sich ein großer Platz, der wohl für Versammlungen genutzt wurde. Die Architektur deutet auf eine sozial homogene Gesellschaft und auf gleichberechtigten Zugang zur Infrastruktur hin. Auch das Ernährungssystem war revolutionär: Die Menschen hielten Rinder und Schafe auf eingezäunten Weiden, düngten mit deren Kot gezielt die proteinreichen Erbsenfelder und verwendeten das Erbsenstroh wiederum als Viehfutter. Erbsen und Getreide bildeten das Fundament der Nahrung, während Fleisch nur zehn Prozent des Kalorienbedarfs deckte.
Die Megasiedlungen kollabieren innerhalb weniger Jahrhunderte
Trotz ihrer Blütezeit etwa 4100 bis 3600 v. Chr. kollabierten die Megasiedlungen innerhalb weniger Jahrhunderte. Zunehmend ungleich große Wohnbauten verweisen auf eine wachsende soziale Ungleichheit. Letztlich führten Ressourcenknappheit, Überlastung des Dungsystems und Machtkonflikte dazu, dass sich die Menschen in kleineren Gemeinschaften neu organisierten.
Nachbildung eines typischen Trypillia–Wohnhauses.
Wikimedia/Graphik Institut für Ur- und Frühgeschichte CAU Kiel/Susanne Beyer