Vom steinzeitlichen Müll zur Ressource: Wie gingen die ersten Bauern mit ihrem Abfall um?

Ein neues archäologisches Projekt, das gemeinsam von der Freien Universität Berlin und der Universität York ins Leben gerufen wurde, soll Aufschluss darüber geben, wie neolithischer Müll dazu beitragen kann, zu verstehen, wie sich die ersten Bauern Europas an eine sesshaftere Lebensweise anpassten.

Ausgrabungsstätte mit Keramikfragmenten im Boden, zwei Maßstäben und einem Richtungspfeil mit der Zahl '53'.
Neolithische Abfallgrube© Cristian Virag

Das Forschungsprojekt „RENEW - From Reuse to Resource: Ceramic and bone wastescaptes in the early Neolithic of Europe“ („Vom Müll zur Ressource: Keramik und Knochenabfall in frühneolithischen Lebenswelten Europas“) wird über drei Jahre gemeinsam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) mit insgesamt fast 1 Million Euro unterstützt.

Obwohl zerbrochene Töpfe, Tierknochen und Alltagsreste einen Großteil des archäologischen Fundguts ausmachen, ist die Rolle, die solcher Abfall im täglichen Leben der vorgeschichtlichen Gemeinschaften spielte, noch immer nicht geklärt. Henny Piezonka, Professorin am Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin, erklärt: „Heute betrachten wir Müll als Problem, aber sahen das die frühen Bauern auch so? In unserem Projekt wollen wir dieser Frage nachgehen und verstehen, welche Herausforderungen es mit sich brachte, Abfall vor der Haustür zu haben, aber auch welche Möglichkeiten entstanden, ihn zu reparieren, umzugestalten und wiederzuverwerten.“

Vor etwa 8.000 Jahren begannen die Menschen in Europa, Landwirtschaft zu betreiben, und blieben infolgedessen länger an einem Ort. Diese frühen sesshaften Gemeinschaften produzierten und sammelten mehr Dinge als je zuvor, sodass sie zum ersten Mal eine Strategie für den Umgang mit Abfall entwickeln mussten. Im Gegensatz zu den früheren Jäger- und Sammlergruppen, die ein mobiles Leben führten, konnten diese ersten Bauern nicht einfach weiterziehen, wenn sich Müll angesammelt hatte. Anstatt den Abfall jedoch weit weg von ihrem Zuhause zu transportieren, wie es heute im Rahmen der Müllentsorgung üblich ist, entschieden sie sich oft dafür, den Abfall in Gruben direkt auf ihren Hofstellen zu lagern.

Automatisierte Analysetechnik dient der Nachweisführung für frühes Recycling

Mithilfe einer ausgeklügelten, automatisierten Analysetechnik, die von Bruno Vindrola-Padros, einem Postdoc-Mitarbeiter im Projekt, entwickelt wurde, können die Forschenden untersuchen, ob bestimmte Keramikwaren wiederverwendet wurden. So lassen sich einige der frühesten Formen des Recyclings an Töpfen nachweisen, die für andere Zwecke umfunktioniert wurden. Was Experten jedoch noch nicht wissen, ist, inwieweit sich die frühen Bauern der Auswirkungen von Müllansammlungen auf ihre Umwelt bewusst waren.

Das neue Projekt untersucht, wie die jungsteinzeitlichen Gemeinschaften mit ihren wachsenden Abfallbergen umgingen. Der Fokus liegt dabei auf Keramik, die Tausende von Jahren überdauert, sowie auf Tierknochen, die leichter verrotten. Das Team wird vier archäologische Stätten in ganz Europa untersuchen, vom Balkan bis zur Ostseeküste. Mithilfe wissenschaftlicher Techniken und digitaler Werkzeuge werden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die „Lebensgeschichten” der weggeworfenen Gegenstände rekonstruieren und herausfinden, wie diese verwendet, wiederverwendet, zerbrochen und schließlich endgültig weggeworfen wurden.

Meldung FU Berlin

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