Römische Töpferwerkstatt bei Vettweiß-Soller freigelegt

Im Rahmen der Lehrgrabung Soller 2025 legten Studierende der archäologischen Fächer der Universität Bonn eine neu entdeckte Töpferwerkstatt der römischen Kaiserzeit frei – mit zwei Öfen und einer gemeinsam genutzten Arbeitsgrube.

Freigelegte römische Töpferwerkstatt mit rundem Brennofen und rechteckigem Anbau im Erdreich.
Überreste des Ofens: Durch ein im Schürkanal entfachtes Feuer steigen heiße Gase in die ursprünglich überkuppelte Ofenkammer zum Brand der Keramik auf.© T. Rünger, F. Wenzel / Universität Bonn

Rund 50 Kilometer westlich von Bonn entfernt liegt die Grabungsstelle, am nordöstlichen Rand eines großen Töpfereibezirkes bei Vettweiß-Soller, zwischen Düren und Zülpich: Ein Fundplatz, der seit beinahe hundert Jahren im Fokus der archäologischen Forschung steht. Bereits 1932/33 wurden hier erste Grabungen durchgeführt. Die Landschaft war in römischer Zeit dicht besiedelt. Wasserleitungen durchzogen die Region und versorgten Menschen und große Werkstätten. Zu diesen gehörte der Töpfereibezirk, in dem römische Handwerker auf fast industrielle Weise Keramikwaren, vor allem Reibschalen, produzierten: Ein Hotspot für den damaligen Handel. 

Dank neuer geomagnetischer Untersuchungen stieß das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland auf eine bislang unbekannte Werkstatt. Sie verspricht wertvolle Einblicke in die ländliche Töpferproduktion der nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches. 

Faszinierender Zustand und fast 7000 Jahre alte Funde

Die angehenden Archäologen legten nicht nur Teile der neu entdeckten Töpferwerkstatt mit zwei Öfen und einer gemeinsam genutzten Arbeitsgrube frei, die nach ersten Auswertungen in das 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. datieren. Darüber hinaus dokumentierte das Team auch römische Pfostengruben: Der Nachweis, dass dort einst ein zur Werkstatt gehöriges Holzgebäude stand. Die Pfosten sind zwar längst verrottet, doch charakteristische Farbunterschiede im Boden erzählen noch von seiner Existenz.

Faszinierend ist auch die gute Befunderhaltung: Die Töpferöfen waren auch nach rund 2000 Jahren „unter der Erde“ noch rund 1,10 Meter hoch. Zwar fehlt die ursprüngliche Kuppel, doch der Ansatz oberhalb der Lochtennen, auf denen die Keramik im Brennraum eingebracht wurde, ist noch klar erkennbar. Unter anderem die Schürkanäle und die Arbeitsgrube, von der aus beide Öfen beschickt wurden, sind nahezu vollständig erhalten. 

Der gute Zustand der Töpferöfen bietet ideale Voraussetzungen für eine Detailuntersuchung. Projektleiter Prof. Dr. Stefan Feuser erklärt: „Die Anlage ergänzt unser Bild der römischen Handwerksproduktion in besonderer Weise. Sie erlaubt uns, nicht nur die Konstruktion der Öfen, sondern auch die Arbeitsprozesse während der Keramikherstellung besser zu verstehen.“

Zum Fundspektrum gehören neben zahlreichen Keramikfragmenten auch ein Fingerring aus Kupferlegierung, Glas, Tierknochen, Teile der Ofenkuppeln sowie Schlacke. Sie geben Hinweise auf den Alltag der Werkstatt und die Arbeitsprozesse vor Ort. 

Dabei entdeckte das Team sogar steinzeitliche Siedlungsspuren: Die chronologisch ältesten Befunde aus der Grabung stammen aus dem mittleren Neolithikum und sind der Rössener Kultur (4790 und 4550 v. Chr.) zuzuordnen. Sie stehen aber in keinem direkten Zusammenhang mit dem Töpfereibezirk aus römischer Zeit. 

Die Lehrgrabung verband konventionelle archäologische Ausgrabungstechniken mit modernen Dokumentations- und Analysemethoden. So kamen digitale Bildverfahren, wie Fotogrammetrie, und 3D-Techniken zum Einsatz, um die archäologischen Strukturen millimetergenau digital zu erfassen. Darüber hinaus wurden naturwissenschaftliche Analysen vorbereitet, um das Alter der Ausgrabungsbefunde zu bestimmen, sowie die Zusammensetzung und Herstellungsweisen der Keramik zu erforschen. Geoarchäologische und archäobotanische Untersuchungen werden Aussagen zu Umwelt und Landschaft in römischer Zeit erlauben.

Die Arbeiten erfolgten in enger Kooperation mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und dank finanzieller Unterstützung durch das Denkmalförderprogramm 2025 des Landes Nordrhein-Westfalen und die TRA 5 „Present Pasts“ der Universität Bonn.

Meldung Universität Bonn

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