In diesem Jahr wurde dabei die bisher größte Flächenausdehnung in dem Kooperationsprojekt des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen und des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums untersucht. Die vier Grabungsflächen geben aufschlussreiche Einblicke, da zum Königsgrab zeitgleiches Fundmaterial der Zeit vom 11. bis zum 8. Jh. v. Chr. geborgen werden konnte. Neben Einblicken in das Siedlungswesen im Allgemeinen und in die Verteilung der Gruben sind besonders vier Aspekte zu nennen:
Die Grabungskampagne 2025 war auch hinsichtlich des keramischen Fundmaterials sehr ergiebig.
© I. Heske, Seminar für Ur- und Frühgeschichte, Universität Göttingen
1. Im Grabungsschnitt I kamen Befunde zutage, die als Innenflächen von Häusern gedeutet werden. Diese Befunde wurden mit verschiedenen modernen Methoden untersucht, um die Deutung überprüfen zu können.
2. Das Untersuchungsareal lieferte in verschiedenen Bereichen wiederum Gargruben und Feuerstellen. Die riesige Ausdehnung des Areals mit derartigen Befunden in Seddin lässt auf eine Nutzung für verschiedene Zwecke vermuten. Neben der Feuergrubenreihe und dem ebenfalls kultisch zu deutenden Gargrubenareal mit über 700 Befunden sind die in kleinen Gruppen oder einzeln anzutreffenden Gargruben ein Indiz für Nahrungszubereitung, handwerkliche Tätigkeiten oder zeitlich befristete Aufenthalte von Personen.
3. Im Grabungsschnitt 2025/IV konnten im Gegensatz zu den zuvor untersuchten Grabungsflächen der zurückliegenden Jahre erhebliche Mengen an Keramik geborgen werden. Dabei fiel auf, dass es neben den üblichen großformatigen Vorratsgefäßen sehr viele kleinere, hervorragend gearbeitete und verzierte Terrinen, Schüsseln und Henkeltöpfe waren. Erste Vergleiche zeigen, dass es sich um Keramik handelt, die in den Regionen im Nordharz, dann aber auch im südlichen Brandenburg und in Sachsen anzutreffen ist. Die Verzierungen liefern dabei auch Hinweise auf die Alterseinordnung. Die Keramik ist ins 11. und 10. Jh. einzuordnen und liegt damit vor der Aufschüttung des Grabhügels des „Königs Hinz“. Die Menge an Keramik lässt einen „Import“ weitgehend ausschließen und deutet auf die Herstellung in der Prignitz hin.
4. Das Grabungsteam entdeckte erneut zwei Hausgrundrisse. Ein Pfostenbau in West- Ost Ausrichtung misst etwa 6.5x13 m. Im Westteil des Hauses war eine kleine Herdstelle erhalten. Von großer Bedeutung ist das in Fläche 2025/IV entdeckte Wandgräbchenhaus. Dieses zeigt einen „Fundamentgraben“. Es hat eine Breite von etwa 7,5 und eine maximale Länge von 17 m.
Arbeiten am neu entdeckten Wandgräbchenhaus.
© L. Dierkes, Seminar für Ur- und Frühgeschichte, Universität Göttingen
Mit diesem Hausgrundriss weit im Osten hin zur Niederung der Stepenitz wird die riesige Ausdehnung der Siedlung bei Seddin deutlich. Die Siedlung, die mit der „Halle des Königs“ 2023 nachgewiesen werden konnte, liefert Hinweise auf eine Ausdehnung von über einem Kilometer. Zum Königsgrab sind es ca. 900 m. Nicht vergessen werden darf dabei der frühzeitig ohne Dokumentation abgetragene Wickbold‘sche Berg, der ähnliche Ausmaße wie der monumentale Grabhügel des „Königs Hinz“ gehabt haben soll. So könnten die Grabhügel und umliegenden Häuser Teile einer Siedlung oder einer aus mehreren Gehöftgruppen zusammengesetzten, locker gestreuten Ansiedlung gewesen sein. Die Grabungen unterstreichen einmal mehr die Ausdehnung der Besiedlung um ca. 1000 v. Chr. Auch nach 12 weiteren im Projekt entdeckten Häusern bleibt die „Halle des Königs“ in ihrer monumentalen Größe bisher einzigartig.
Meldung Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum