Neue Domus de Janas in Sant'Andrea Priu auf Sardinien entdeckt

Kürzlich wurden bei archäologischen Ausgrabungen in Sant'Andrea Priu drei neue Domus de Janas freigelegt. Damit stieg die Gesamtzahl an dieser Stätte auf zwanzig und unser Verständnis neolithischer Bestattungspraktiken sowie der langfristigen kulturellen Nutzung bis in die Römerzeit wurde erweitert.

Bonorva, S.Andrea Priu, Grab XVIII. Blick in die Hauptkammer mit der zentralen Vertiefung im Boden
Grab XVIII© MiC

Domus de Janas sind antike Felsengräber auf Sardinien, die der jungsteinzeitlichen Ozieri-Kultur zugeordnet werden. Es gibt über tausend solcher Stätten, die oft in Gruppen angeordnet sind. Sie variieren in Größe und Komplexität – von einfachen Kammern bis hin zu aufwendigen Felsenwohnungen mit Verzierungen wie Stierhörnern. Einige dieser Gräber wurden bis in die Nuraghenkultur genutzt. Es existieren bestimmte Varianten, wie „Backofengräber” oder solche mit architektonischen Fassaden.

Der archäologische Komplex Sant'Andrea Priu in Bonorva auf Sardinien  ist nicht nur regional, sondern im gesamten Mittelmeerraum von außerordentlicher Bedeutung. Neben der prähistorischen Nekropole zeugen Spuren römischer Besiedlung von der Nutzung des Ortes: Unterirdische Kammern wurden wiederverwendet und umgestaltet, eine Siedlung mit gepflasterten Straßen, Abwasserkanälen und einem Badehaus mit Säulengang wurde errichtet. Letzteres wurde bis in die Spätantike und das Frühmittelalter genutzt.

Nun haben Forscher drei bisher unbekannte Domus de Janas ausgegraben. Sie wurden offiziell als Grab XVIII, XIX und XX bezeichnet. Die Gräber sind in einer eindrucksvollen, fächerförmigen Formation angeordnet, die vom zuvor ausgegrabenen Grab XIII, dem sogenannten „Herdgrab“, ausgeht. Dieser Fund in der Nähe der bearbeiteten Felsformationen „Campanile“ oder „Toro“ veranschaulicht, wie antike Siedlungen ihre Grabstätten möglicherweise aufgrund ihrer geologischen und symbolischen Bedeutung ausgewählt haben.

Die drei neuen Domus de Janas

Grab XVIII verfügt über einen scharf geschnittenen Korridor (Dromos), der in eine quadratische Kammer mit einer Herdstelle und einer Vertiefung in der Mitte führt. Dies symbolisiert vermutlich die Kontinuität des häuslichen Lebens und der Bestattungsrituale. Von der Kammer aus gelangt man in einen größeren rechteckigen Raum, der links mit einem dritten, kleineren Raum verbunden ist. Zu den wichtigen Artefakten, die hier gefunden wurden, gehören Steinspitzhacken, eine kleine Grünsteinaxt, ein Spinnwirtel und Obsidianfragmente.

Grab XIX ist kleiner und verfügt über einen Außenpavillon, der zu einer rechteckigen Kammer führt. Diese mündet wiederum in einen abgerundeten, nischenartigen Raum. In diesem Raum wurden Obsidianstücke und Keramikgegenstände gefunden, darunter eine kleine Vase, die angeblich für Rituale verwendet wurde.

Grab XX ist das komplexeste der drei Gräber und besteht aus sieben Kammern, die von einem Eingangsraum abzweigen. Eine dieser Kammern ist mit einem bemalten Band verziert. Aufgrund seiner reichen Grabbeigaben aus der Kaiserzeit wurde es auch als „Grab der römischen Vasen” bezeichnet, da es mehr als 30 intakte Keramikgegenstände aus der Römerzeit enthielt, darunter Krüge, Öllampen und Teller.

Diese Neuentdeckung erweitert das Wissen über die kürzlich von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Domus de Janas. Sant'Andrea Priu ist eine von zwei Nekropolen in Bonorva, die auf der Liste stehen.

Meldung Regionalsekretariat des Kulturministeriums für Sardinien

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