Um sich vor Feinden und Eindringlingen zu schützen, verfügten die Wikinger über ein umfangreiches Warnsystem. Das Notfallsystem bestand aus der Warnung mittels "Veter", das sind Signalfeuer, die an erhöhten Stellen in der Landschaft errichtet und angezündet wurden.
Die Leuchtfeuer befanden sich meist in Küstennähe, um über weite Distanzen hinweg effektiv vor Angriffen warnen zu können. Die Warnfeuer wurden bei Angriffen und Kriegen entzündet, um die Bevölkerung vor einer nahenden feindlichen Armee zu warnen. Sobald die Leuchtfeuer brannten, mussten die Menschen zur Verteidigung mobilisiert und die Kriegsschiffe in See stechen.
Signalfeuer: vernachlässigte Kulturdenkmäler
Obwohl die Signalfeuer zu den ältesten militärischen Traditionen Norwegens zählen und von etwa 950 bis 1814 zur Verteidigung des Landes eingesetzt wurden, wurden sie von der Forschung bisher kaum untersucht.
„Es ist überraschend, sowohl hinsichtlich seiner Bedeutung als auch der Tatsache, dass es im Laufe der Geschichte in vielen Quellen erwähnt wurde. Mangelndes Wissen und Forschung zu diesem Thema haben dazu geführt, dass diese Kulturdenkmäler im norwegischen Kulturerbe und -management vernachlässigt wurden“, sagt Marie Ødegaard, außerordentliche Professorin am Archäologischen Museum der Universität Stavanger. Ødegaard leitete das Forschungsprojekt „Viking Beacons – Militarismus in Nordeuropa“.
Die Kartierung und Datierung der Orte, an denen Signalfeuer lokalisiert wurden, wirft Licht auf die Häufigkeit und das geografische Ausmaß von Konflikten in der Wikingerzeit – und damit auf den Grad des Militarismus in der Gesellschaft. In Norwegen gibt es etwa 700 Steinhaufen oder Steinhügel, die einst als Warnfeuerstellen dienten.
Untersuchungen der verschiedenen Komponenten des Systems zeigen, dass das Warn- und Mobilisierungssystem in erster Linie dazu diente, größere Invasionen abzuwehren – eine große Angst in der Wikingerzeit. Das Wissenssystem in Norwegen war möglicherweise auf mehreren Ebenen organisiert und mit Machtzentren der Elite verbunden, wie es auch anderswo in Europa zu beobachten ist. Die Bevölkerung leistete Arbeitsdienst und stellte Ressourcen wie Textilien, Waffen und Proviant für die Verteidigung bereit. Die Werte waren enorm. So war allein ein einziges Segel für ein Kriegsschiff fünf Kilogramm Silber wert.
Im Rahmen des Projekts wurden Veter-Stellen sowie Boots- und Wachhäuser kartografiert und Veter-Systeme rekonstruiert, die bis in die späte Wikingerzeit im 10. Jahrhundert zurückreichen. Mithilfe der Kombination aus archäologischem Material, schriftlichen Quellen und Ortsnamen konnten die Forscher die älteren Veter-Stellen sowie Bootshäuser, die möglicherweise Kriegsschiffe der Seestreitkräfte beherbergten, und die dazugehörigen Verwaltungsbezirke identifizieren bzw. rekonstruieren.
Etwa 300 bis 500 Ortsnamen zeugen von Warnfeuern aus dieser ältesten Organisation. Beispiele sind Vigdelsveten in Sola, Vettakollen in Oslo und Veten auf Altøya in der Gemeinde Askvoll. Dort haben die Forscher auch mehrere Schichten von Holzkohle gefunden, die bei der Entzündung der Signalfuer entstanden sind.
Meldung der Universität Stavanger