Der Korridor verband das sogenannte "Pulvinar" - die Kaiser-Tribüne, die den höchsten Würdenträgern des Römischen Reiches vorbehalten war - mit dem Außenbereich des Kolosseums. Der Gang war in der ursprünglichen Bauplanung nicht vorgesehen, sondern wurde erst später, zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., durch Ausgrabungen der Fundamente des Flavischen Amphitheaters angelegt. Die Verbindung mit dem namensgebenden Kaiser Commodus (180–192 n. Chr.), leitet sich aus der keineswegs gesicherten Übereinstimmung mit dem Ort des Amphitheaters ab, an dem der Kaiser, der ein Liebhaber und Kenner der Gladiatorenkämpfe war, einem Attentat durch einen Verschwörer zum Opfer fiel.
Die Öffnung des "Passaggio di Commodo" ist von großer Bedeutung: Zum einen wird damit zum ersten Mal überhaupt ein Ort zugänglich gemacht, der aufgrund seiner Geschichte, seiner Architektur und nicht zuletzt seiner Dekorationen faszinierend ist und zu Zeiten der Kaiser ausschließlich von diesen genutzt wurde und der Öffentlichkeit verborgen blieb. Zum anderen wurde durch die Restaurierung in den vergangenen Monaten die vollständige Lesbarkeit der antiken Oberflächen endlich wiederhergestellt: Marmorverkleidete Wände, an denen noch die Spuren der Metallklammern zur Befestigung der Platten zu erkennen sind, wurden später durch mit Landschaftsmotiven bemalte Verputzflächen ersetzt.
Partielle Stuckverzierung
© Simona Murrone, Parco archaeologico del Colosseo
Außerdem gibt es Stuckarbeiten am Gewölbe mit mythologischen Szenen aus dem Mythos von Dionysos und Ariadne sowie an den Nischen am Eingang des Rundgangs. Dort sind hingegen Szenen zu sehen, die mit den Spektakeln in der Arena zu tun haben: Jagden, Kämpfe mit Bären, begleitet von Akrobatenvorführungen sowie Überraschungsmomenten, bei denen Tiere plötzlich aus verborgenen Türen hervorspringen.
Der nicht gerade verlaufende Korridor besteht aus drei Armen: zwei divergierenden in Ost-West-Richtung und einem dritten, der sie verbindet. Dieser ist perfekt in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet und mit regelmäßig angeordneten Oberlichtern versehen, die zur Beleuchtung und Belüftung des Ganges dienen. Nach dem Verlassen des Amphitheaters biegt der Korridor nach Osten ab, und zwar zu einem noch unbekannten Ziel. Auch wenn seine Ausdehnung und genaue Chronologie noch unklar sind, deuten die luxuriösen Stuck- und Marmorverkleidungen, die ursprünglich das Gewölbe und die Wände schmückten, auf eine prachtvolle Verwendung hin. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhren sie bis zum Ende der Veranstaltungen in der Arena auch Veränderungen und Restaurierungen. Von dem ursprünglichen Bodenbelag ist schließlich nichts mehr erhalten, abgesehen von einem kleinen Teil des späteren Mosaikbodens mit schwarzen und weißen Steinen, der im ersten Abschnitt der Galerie zu sehen ist.
Meldung Parco Archaeologico del Colosseo