Ostung

Mit Ostung (von lat. oriens = Osten, Morgen) bezeichnet man die Ausrichtung des liturgischen Gebets und von Kirchenräumen nach Osten, also in Richtung des Sonnenaufgangs („Orientierung“). Der Osten galt seit den Anfängen des Christentums als Symbol für Christus, das Licht der Welt und die Wiederkunft des Herrn (vgl. Mt 24,27; Offb 7,2). In der Baugestalt vieler Kirchen kommt dies in der Ausrichtung des Chorraums nach Osten zum Ausdruck, sodass die Gemeinde beim Gebet und insbesondere in der Feier der Eucharistie nach Osten ausgerichtet ist. Wo dies baulich nicht möglich war, wurde die symbolische Ostung dennoch im Gebetsgestus beibehalten.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde vielerorts der Altar so gestaltet, dass der Priester der Gemeinde zugewandt („versus populum“) die Eucharistie feiert. Damit verschob sich der Akzent von einer räumlich-architektonischen hin zu einer symbolisch-theologischen Ostung: Gemeint ist nicht primär die geographische Himmelsrichtung, sondern die gemeinsame Hinwendung von Zelebrant und Gemeinde zu Christus, dem kommenden Herrn – symbolisiert im Altar.

Die Liturgiekonstitution betont die Bedeutung von Kirchenräumen für die tätige Teilnahme, ohne eine bestimmte Zelebrationsrichtung festzulegen (vgl. SC 124). Auch die Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch lässt beide Feierweisen ausdrücklich zu (vgl. AEM 299). In beiden Formen bleibt die Ostung – als Ausdruck der eschatologischen Erwartung und Ausrichtung auf Christus – eine zentrale Dimension der Liturgie.

Manuel Uder

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