Die Stadt Gerasa im heutigen Jordanien war einst eine prächtige Handelsmetropole des Oströmischen Reichs. Ihr Hippodrom galt als eines der schönsten der Antike – bis es sich in einen Friedhof verwandelte. Die sogenannte Justinianische Pest, benannt nach Kaiser Justinian, war die erste große Pandemie der Geschichte. Sie brach um 541 n. Chr. in Ägypten aus und verbreitete sich rasch über das Oströmische Reich. Bis etwa 750 starben in mehreren Seuchenwellen Millionen, geschätzt die Hälfte der Bevölkerung. Auch Teile Germaniens, Galliens und des Nahen Ostens waren betroffen.
Justinian, ost-römischer Kaiser von 527 bis 565 n. Chr.
© Wikimedia/The Yorck Project/Directmedia
Der lange gesuchte Beweis ist erbracht
Ausgerechnet in Gerasa, dem Epizentrum dieser Katastrophe, fehlte lange der direkte Nachweis des Erregers. Dabei stellten Archäologen bereits 1993 fest, dass einige Kammern des Hippodroms zu Massengräbern umfunktioniert worden waren. Dort fanden sie die Überreste von rund 150 Erwachsenen sowie 80 Kindern und Jugendlichen, die vor etwa 1400 Jahren bestattet worden waren.
Jetzt konnten Wissenschaftler aus wenigen Zähnen die DNA gewinnen und analysieren. Das Ergebnis: Alle Opfer starben am Pesterreger Yersinia pestis. Damit ist der lange gesuchte Beweis erbracht, dass die Justinianische Pest tatsächlich Gerasa heimgesucht hat. Die Seuche breitete sich so schnell aus, dass die Friedhöfe nicht mehr ausreichten. Orte wie das Hippodrom, einst Schauplatz von Wagenrennen und Unterhaltung, wurden in der Not zu riesigen Begräbnisstätten.
Das Bakterium Yersinia pestis löst heute noch Ausbrüche aus.
© Wikimedia