Die antike Stadt Pompeji galt lange als auf einen Schlag ausgelöscht. Als der Vesuv im Jahr 79 n. Chr. ausbricht, begräbt er Pompeji unter einer meterhohen Schicht aus Asche und Gestein und tötet in Sekundenschnelle alles Leben. Der Vulkanstaub konserviert Fresken, Villen und ganze Straßenzüge. So entsteht der bis heute womöglich unmittelbarste Einblick in die Antike. Neue Ausgrabungen zeigen nun, dass Pompeji kurze Zeit nach dem Inferno wieder besiedelt wird – aber nur von Menschen, die keine andere Wahl haben.
Pompeji erreicht nie wieder den Glanz von einst
Es sind vermutlich mittellose Überlebende oder Zuwanderer ohne Perspektive, die ohne Infrastruktur, ohne Bäder und ohne geordnetes Straßennetz leben. Sie nutzen die oberen Stockwerke der halb verschütteten Häuser als Wohnraum und funktionieren die zugeschütteten Erdgeschosse um zu Kellern mit Öfen, Herden und Mühlen. Kaiser Titus schickt zwar Beamte, um den Wiederaufbau voranzutreiben, doch die Stadt erreicht nie wieder den Glanz vergangener Tage.
Der Vesuv bricht erneut aus
Stattdessen entsteht eine Art Favela, eine improvisierte, ärmliche Ansiedlung ohne Straßen, Tempel oder Thermen, wie sie in römischen Städten damals eigentlich Standard sind. Jahrhundertelang richtet sich die Forschung nur auf den Glanz des alten Pompeji als großartiges Zeugnis römischer Antike und fegt die schwachen Spuren dieser zweiten, nicht so schönen Phase buchstäblich hinweg. 472 n. Chr. endet auch sie: Ein erneuter Ausbruch des Vesuvs setzt dem Überleben in der Stadt endgültig ein Ende.
Keramikgefäße, Lampen und Münzen zeigen, dass in Pompeji bis ins 5. Jahrhundert noch Menschen lebten.
© Archäologischer Park Pompeji