Es muss ein unerwartetes Gemetzel gewesen sein, sagen die Forscher, nachdem sie die Skelette der rund 150 römischen Soldaten untersucht haben. Alle Toten weisen massive Verletzungen an Schädeln, Oberkörper und Becken auf, in einem der Männer steckte sogar noch eine Lanzenspitze. Dabei sind diese Soldaten zu Lebzeiten gesunde und ungewöhnlich große Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren gewesen, also durchaus eine Eliteeinheit. Dass es sich bei dem Massengrab um eine Richtstätte oder um Opfer einer Seuche handelt, ist ausgeschlossen. Die hastige Bedeckung der Toten deutet auf das katastrophale Ende eines Einsatzes hin. Aber welcher genau?
Wertvolle Hinweise auf die Urbanisierung Wiens
Röntgenaufnahmen von Waffen aus dem Grab datieren die Ereignisse auf das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. – der Rest war kein schweres Puzzle. Zwar haben die Römer oft schwere Niederlagen aus ihren Büchern gestrichen, ganze Legionen verschwanden von der Bildfläche, aber in diesem Fall konnten die Wissenschaftler auf historische Quellen zurückgreifen: Gegen Ende des 1. Jahrhunderts kam es an der Donaugrenze des Reiches immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen mit germanischen Stämmen. Deshalb begann Kaiser Trajan einige Jahre später mit dem Ausbau des Donaulimes. Das Massengrab unter dem Fußballplatz im Bezirk Simmering mit den 150 toten römischen Soldaten ist aber der erste physische Beleg für Kampfhandlungen aus dieser Zeit und liefert wertvolle Hinweise auf die Urbanisierung der Stadt Wien.
Römischer Lendenwirbel mit Einschuss durch Eisenbolzen
Novetus/S. Strang