Spielregeln im Krieg?
(Kartonierte Ausgabe)
Formen kriegerischer Gewalt und die Frage der Wirksamkeit gewaltbegrenzender Konventionen in den Kriegen Friedrich Barbarossas
- wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
- 1. Auflage 2025
- Kartoniert
- 352 Seiten
- ISBN: 978-3-534-64250-2
- Bestellnummer: P3642501
Formen der Kriegführung zur Zeit Friedrich Barbarossas
Kriege im Mittelalter sollen von einer vergleichsweise geringen Gewaltintensität geprägt gewesen sein, da sich die Kriegsteilnehmer an Normen und Konventionen orientiert haben sollen, die im Rahmen der Gottesfriedensbewegung von Seiten der Kirche an die Kriegführenden herangetragen wurden, Teil eines Verhaltenskodexes des Rittertums waren oder sich aus Mechanismen der rituellen Kommunikation entwickelt haben.
So sei es üblich gewesen, die direkte militärische Konfrontation mit dem Kriegsgegner in der offenen Feldschlacht zu vermeiden und diesen eher indirekt, häufig nur materiell zu schädigen. Kam es doch zum Kampf, so soll man den Kriegsgegner nach Möglichkeit nicht getötet, sondern gefangen genommen haben, um ihn später gegen Lösegeldzahlung wieder frei zu lassen. Zivilisten seien von kriegerischer Gewalt weitgehend verschont worden und kriegerische Konflikte sollen jederzeit auf dem Verhandlungsweg zu beenden gewesen sein.
Dieses Bild vom Krieg des Mittelalters, wie es von einem Teil der modernden Mittelalterforschung vermittelt wird, erscheint Michael Stahl doch ziemlich verharmlosend. Er versucht in der vorliegenden Untersuchung anhand erzählender Quellen zu den Kriegen des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa exemplarisch zu zeigen, dass diese Kriege von zum Teil exzessiver Brutalität geprägt waren. Einschlägige Berichte zeitgenössischer Autoren belegen, dass die Kriegsteilnehmer die direkte Konfrontation mit dem Feind in der Schlacht keineswegs mieden, sofern das Kräfteverhältnis günstig erschien. Statt der bewussten Schonung ist in solchen Schlachten dann häufig das Bestreben zu beobachten, möglichst viele Feinde zu töten. Natürlich werden auch Zivilisten regelmäßig Opfer kriegerischer Gewalt und es ist keineswegs zutreffend, dass die Beilegung kriegerischer Konflikte auf dem Verhandlungsweg jederzeit möglich war.
Dementsprechend kommt Stahl zu dem Schluss, dass die genannten gewaltbegrenzenden Normen und Konventionen keineswegs verbindlich eingehalten wurden und dass sich die Kriegsteilnehmer bei der Wahl der zum Einsatz gebrachten Gewaltmittel eher pragmatisch am größtmöglichen Nutzen für das Erreichen des jeweiligen Kriegszieles orientierten.
Autor
Dr. Michael Stahl studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Regensburg und promivierte bei Prof. Dr. Peter Thorau an der Universität des Saarlandes zur Wirksamkeit gewaltbegrenzender Konventionen in den Kriegen Friedrich Barbarossas.