Die Kanzel (von lat. cancellus = Schranke, Gitter) ist ein erhöhter Predigtort in einem Kirchenraum. Sie entwickelte sich aus den seit der Spätantike bekannten Lesepulten und Ambonen und gewann im Mittelalter an Bedeutung, als Predigt und Verkündigung stärker ins Zentrum rückten. Typisch sind der reich gestaltete Kanzelkorb und ein Schalldeckel, der nicht nur die Akustik unterstützt, sondern oft auch symbolisch als „Himmelswölbung“ verstanden wurde.
In der katholischen Kirche war die Kanzel bis ins 20. Jahrhundert hinein der bevorzugte Ort für die Predigt. Mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) wurde der Ambo zum zentralen Ort der Wortverkündigung. Damit verlor die Kanzel ihre liturgische Funktion, blieb aber als architektonisches und künstlerisches Element vieler Kirchenräume erhalten.
In evangelischen Kirchen spielt die Kanzel vielfach bis heute eine zentrale Rolle als Predigtort. Besonders im Kanzelaltar, einer Verbindung von Altar und Kanzel, wird die hervorgehobene Rolle des Wortes Gottes im gottesdienstlichen Geschehen deutlich – eine Prägung, die aus der Reformation herrührt.
Manuel Uder